Besprüht, verrostet, missachtet
Kunst im öffentlichen Raum: Schaut
sich das einer an?
Von Katrin Albinus
In den 50er und 60er-Jahren wird Kunst
im Stadtraum eigentlich nur im Zusammenhang mit Bauvorhaben
realisiert. Ein Prozent der Bausumme soll für Werke bildender
Künstler genutzt werden. So entstehen Wandbilder und Skulpturen an
Gebäuden, oder die Bronzene Frau im Garten des Wohnquartiers. Meist
geht es um Verschönerung, oder um Gedenken, im sozialistischen Osten
auch gerne um Erziehung.
Die Künstler, häufig "Landeskinder"
aus der Region, werden durch die verantwortlichen Architekten
ausgewählt, müssen sich deren Vorgaben anpassen.
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Andernorts geht man in den 70ern vor
allem dazu über, Museumskunst auch draußen zu präsentieren - der
Dekorationscharakter aber bleibt. Solche Arbeiten erhalten später
den Namen: drop sculptures - wenn sie wie zufällig fallengelassene
Skulpturen in der Stadt stehen, ohne Bezüge zu ihrer Umgebung, und
ohne Reibungsflächen anzubieten.
[...]
Das Neue an der Kunst im Stadtraum seit
den 80er Jahren ist vor allem, dass sie vielgestaltiger, autonomer
und kritischer auftritt, Debatten anstoßen darf und soll.
[...]
In den 80er-Jahren muss es aber nicht
immer nur Krachen - es entstehen auch kleine unscheinbare Arbeiten im
Stadtraum - die gefunden werden wollen.
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In den 90er Jahren gibt die Kunst ihre
provokante Haltung auf. Der Fall der Mauer, und damit das Ende der
Ost-West-Polarisierung bringt für viele die Frage nach einer neuen
nationalen Identität mit sich. Es kommt zu einer Rückbesinnung auf
Geschichte, was sich unter anderem in einer Renaissance der
Denkmalkultur niederschlägt.
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Die 90er Jahre bringen außer Fragen
der Identität vor allem auch konkret wirtschaftliche mit sich: durch
die Wiedervereinigung kommt es zu Neu- und Umverteilungen,
Eigentumsfragen, Abriss und Neubauten. Es entstehen viele
Firmengebäude, die auf den Vorplätzen gerne mit repräsentativer
Kunst bestückt werden
[...]
Für das neue Jahrtausend bleibt
richtungsweisend, was sich Ende der 90er anbahnt: Kunst im
öffentlichen Raum wird prozessual, es geht um "künstlerische
Tätigkeiten im öffentlichen Raum". Die Künstler agieren dabei
nicht selten als Dienstleister, indem sie etwa Vorträge,
Demonstrationen, Stadtteilprojekte oder Interventionsstrategien im
öffentlichen Raum mit organisieren. Die Kunst kommt mehr als
temporäre, flüchtige Geste daher – ohne Anspruch auf ewige
Haltbarkeit. Oft genug findet das eigentliche Werk – im Kopf statt.
[...]
Prozessuale, sozial und politisch
grundierte Arbeiten, das scheint derzeit der Trend zu sein, in der
Kunst im öffentlichen Raum. Ein neuer Aspekt, der sich dabei in die
Arbeiten mischt, ist laut Sophie Goltz das große Thema Migration.
* * * Aus dem Stadtbild von Senftenberg herausgerissen * * *
Siegfried Krepp "Sitzende Frau" ehemals im Schlosspark |
Jürgen von Woyski "Stehende", "Hockende" ehemals vor dem Gebäude der Stadtwerke |
Ernst Sauer "Badejungen" ehemals vor der Schwimmhalle/ Erlebnisbad |
Ernst Sauer "Brunnenplastik" ehemals auf dem Neumarkt |
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