Einblick in die Lesung
Es zerreißt mich
Wolfgang Wache liest aus seinen Texten
Wolfgang Wache folgt fast süchtig einem inneren
Drang, mit Worten seine
Art des Sehens aufzuschreiben,
ein Regentropfen, den wir am Fenster als alltäglich ansehen, wird
bei ihm zum Tropfen einer Idee, der zum Rinnsal wird und
als Strom von Gedanken im Meer des Seins mündet. Das ist sein Glück
vom Sein. Und genau dieses Alltägliche ist der Angelpunkt seiner
Texte. Sehr häufig ist es der Mensch, den er sieht und fühlt, fühlt
und sieht mit den wissenden Augen des Dichters, denn Poesie ist eine
andere Art der Wirklichkeit, eine Art, das Gesehene zu hinterfragen,
tiefer zu empfinden und zu verstehen.
Das zeigt sich deutlich in
seiner Beschreibung der Einsamen, die die Arbeit verloren haben,
denen von einem disziplinierten Arbeitstag nur ein Tag ohne
Einteilung und Pflicht geblieben ist, oder von der alten Elsbeth, die
ein „Mordsweib“ war, aber heute nur noch in Erinnerungen an die
Erinnerungen lebt. Aber nicht umsonst nennt Wolfgang Wache einen
Clown mit den vielen Gesichtern hinter der Maske, mit einem lachenden
und einem weinenden Auge, seinen Lehrmeister, denn immer soll auch
ein Neuanfang gewagt werden, soll der Einsame sich seines alten
„Ichs“ besinnen und für Neues verfügbar sein, wenn dies auch
nur der Duft der Pfefferminze ist, die in jedem neuen Frühjahr mit
berauschendem Duft die Sinne belebt und verwandelt.
Würde
ein Reporter ihn fragen, worüber er schreibt, würde er mit dem
Gedicht antworten: „Es
zerreißt mich“,
welches
auch der Titel eines seiner Bücher ist.„
Ich
schreibe über dich, über mich, über uns…
ich
will doch nicht bloß über die jammern, die da jammern, ich möchte
mich lieber über
das kurze Dasein der stolz im Wind stehenden Kornblume erfreuen…
ich will aufschreiben, was ich aufsauge…“ Kornblume nennt er
deshalb auch seinen Arbeitskreis für junge Literaten, denen er
einerseits seine Weise des Schreibens weitergeben will, die er
andererseits auffordert, sich selbst einzubringen, denn der Dichter
hat für seine Arbeit nur sich selbst, und Wolfgang Wache nennt sein
tägliches Schreiben von Versen Arbeit, bei der er sich tagtäglich
dem Unverstanden sein der anderen aussetzt.