Dienstag, 4. August 2015

Mit besten Wünschen ~ für Tom Bresemann



Manchmal schauen wir aus dem südlichsten Zipfel des Landes Brandenburg etwas neidvoll auf die literarische Szene in Berlin. Unzählige Lesebühnen, Lesecafés, Poetry Slams, Literarische Treffpunkte … bieten dem Literaturwilligen eine reiche Auswahl. Dazu kommen Verlage, Buchläden, Bibliotheken, bei denen Jeder irgendwann mal auf etwas stößt, in dem er sich wiedererkennt. So ein Netz lockt viele in die Hauptstadt, die sich Ruhm und Reichtum als gefeierter Autor erhoffen. Allein, die Realität ist schon etwas anderes. Und auf der Bühne zu stehen unterscheidet sich sehr von der Stimmung hinter der Bühne oder dem Ort, an dem man schreibt. Einer, der schon vieles ausprobiert, initiiert und etabliert hat, ist Tom Bresemann. Er ist nicht in die Stadt an der Spree gepilgert wie viele andere, sondern sein Lebensweg begann sogar dort. 2004 betritt er die Bühne, stellt sich mit Veröffentlichungen in verschiedenen Anthologien und Magazinen, in eigenen Publikationen, bei Lesungen und Symposien der Betrachtung und Beurteilung durch Publikum. Er sucht die Nähe zu Menschen – zu Schreibenden, zu Lesenden, zu solchen, die von sich behaupten, dass sie Gedichte nicht verstehen und dass für sie Literatur sowieso nix ist. Bei seinen Projekten geht es ihm um die Vermittlung „noch nicht kanonisierter Literatur und noch nicht etablierter Autoren“* Das haben sich vor ihm auch schon andere vorgenommen aber mit dem Profil des jungen, unabhängigen Literaturhauses, das ich im Berliner „Bergmannkiez“ ausfindig gemacht habe, könnte das gelingen.
In diesem Jahr ist Tom Bresemann zum zweiten Mal bei dem Lausitzer Lyrikfestival dabei. Aus den Gesprächen hinter und neben der Bühne wünschen wir uns neue Impulse und können vielleicht auch an der ein oder anderen Erfahrung teilhaben lassen. Literaturvermittlung wird im Idealfall darüber eine fruchtende „Gemeinschaftsinitiative“ – für die Lyrik, für die Dichter!

die mitte der stadt
 

in dir: abstoßende geschäftigkeit, pulsierendes
leben. präventiv hast du deine gedanken kastriert:
vor lauter metaphorik kommst du
nicht zum stich, im close up findest du
das schwanzende nicht mehr:

pünktlich zum empfang stehen die statisten,
überlebensgroß und apfelfrisch. deine müdigkeit
findet hier nicht statt. es ist das jahr
der topevents: high class adult entertainment:
die stadt schluckt alles und du hältst drauf.

offen liegt der tag vor dir,
doch du findest nicht hinein: überall
hochglanz und imprägniertes leder, trotzdem
fickt niemand.

Aus: Tom Bresemann
Makellos. 2007, 2008² Verlagshaus J Frank


v.l. Susann Vogel, Sergej Tenjatnikow, TOM BRESEMANN beim Lyrikfest 2013 während der Gesprächsrunde unter dem Leitzitat „Wer Gedichte veröffentlicht, wirft ein Rosenblatt in den
Gran Canyon und wartet auf das Echo." (Don Marquis)


* Quelle: http://www.lettretage.de/ 


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