Donnerstag, 20. August 2015

Getrifizierung – ein Stadtteil wandelt sich



Berlin – Prenzlauer Berg
Paris – Belleville
Düsseldorf – Flingern
Zürich – Aussersihl
Oslo – Grünerløkka

Werter Blogleser,
natürlich ist es etwas „größenwahnsinnig“ in diese Auflistung Senftenberg – Brieske-Marga/ ehemaliges Gut Viktoriahof aufzunehmen. Ich zähle jedoch die „Begegnungsstätte für Ortsgeschichte und kulturelle Bildung“ schon zu den Erhaltern und Pflegern der Bausubstanz Parkstraße 12 und deren Wiederbelebung durch Kunst und Kultur.
Bis 2014 war in einigen Räumen der unteren Etage der ehemaligen Werkspoliklinik  des BKK Senftenberg (Braunkohlenkombinat Senftenberg) der Jugendklub und das Büro der Ortsvorsteherin untergebracht, zwei Räume dienten den Ortschronisten Brieske-Marga als Unterstellmöglichkeit für ihre Exponate und weiteres Archivmaterial, das sie 2008 aus den Ausstellungsräumen der Schule entfernen mussten. Im vergangenen Sommer zogen sie mit ihren Ausstellungstafeln, den Vitrinen mit einmaligen Zeitdokumenten auch in die Räume, die bis dahin von der Ortsvorsteherin genutzt wurden. Nach sechs Jahren konnte endlich eine pädagogisch und künstlerisch aufgewertete Ausstellung mit einem klaren Konzept aufgebaut werden. Der Name „Begegnungsstätte“ weist zudem auf den Charakter hin, den diese Räume seit dem September 2014 erfüllten. Es ging immer darum, Marganer und Gäste über die Geschichte der Arbeiterkolonie/ Gartenstadt Marga zu informieren und ein Anlaufpunkt für Kunstschaffende und Touristen zu sein. Dass dabei das „Grundstück zu verkaufen“ Schild auf der Wiese vor dem Haus nicht vergessen werden durfte, war allen klar. Bis zum 2. August 2015 lief erneut eine Ausschreibung des Objekts über die Stadt Senftenberg, das neben dem eigentlichen Haus Parkstraße 12 auch weitere Teile des ehemaligen Guts Viktoriahof umfasste. Über viele Jahre war die Suche nach einem Käufer wenig erfolgreich. Das Gebäude schlummerte vor sich hin, in den Regenrinnen wuchsen Birken, die Wände zogen Feuchtigkeit, die Tapeten schimmelten … Die Ortschronisten Brieske-Marga, allen voran der Künstler und Marganer Wolfgang Wache belebten die Mauern. Verschiedenen Räum-, Putz- und Maleraktionen folgten bald Künstlerwerkstätten, Vorträge, Lesungen, Ausstellungseröffnungen, in diesem Jahr erstmals das Lausitzer Lyrikfestival und weitere Veranstaltungen. Langsam verschwindet der muffige Geruch.
Sie hat sich gemausert - die Parkstraße 12. Aber wer weiß, vielleicht will der in Aussicht stehende Käufer das Gebäude gar nicht erhalten. Vielleicht ziehen die Ortschronisten Brieske-Marga nach dem Verlassen dieser Räume wieder sechs Jahre heimatlos umher, immer bangend um die Ausstellungsstücke, während über der Parkstraße 12 die Abrissbirne schwingt. Vielleicht kommt alles auch ganz anders - eine Skizze ist eine Skizze und noch lange nicht das fertige Gemälde. Eine Idee ist eine Idee ~ Ein Angebot ist ein Angebot ~


Malerabeiten in der Parkstraße 12 im Sommer 2014

"Grundstück zu verkaufen" - Was hat es nicht schon alles erlebt: Gutshof, Landwirtschaftsschule, Poliklinik, Jugendclub und Büro der Ortsvorsteherin, Begegnungsstätte für Ortsgeschichte und kulturelle Bildung / Austragungsort des dritten LAUSITZER LYRIKFESTIVALs am 5. September 2015, ...

Eröffnung der "Begegnungsstätte für Ortsgeschichte und kulturelle Bildung" im September 2014 zum Tag des offenen Denkmals

In der Begegnungstätte wird auf verschiedenen Tafeln und mit interessanten Exponaten das Leben und Arbeiten in der Gartenstadt Marga dokumentiert.

Einer der beliebtesten Ausstellungsräume ist das nachempfundene Klassenzimmer mit historischen Schulbänken, Schiefertafeln und Rechenschieber.



JA