Freitag, 13. Dezember 2013

Ich gehöre zu den "Unbelehrbaren"

WOLFGANG WACHE
schrieb für den NLZettel November + Dezember 2013 den Artikel "Ich gehöre zu den Unbelehrbaren" und widerspiegelt damit die Situation eines Künstlers in Senftenberg/ in Brandenburg/ in Deutschland.

Im Ambiente einer Einrichtung, wie sie in der Gartenstadt Marga möglich gewesen sein könnte, liest Wolfgang Wache zum ersten Mal öffentlich "Elsterniederung". Der eigene Text, in dem sich der Protagonist Herbert in Erinnerungen verliert, war ein Beitrag zur Kunstaktion GRUBENLAMPE (29.November 2013) in Brieske-Marga. Foto: Edith Arlt 

Das Jahr 2013 wird in wenigen Tagen seinen Platz in den Archiven der Zeitgeschichte einnehmen. Einige Aktionen und Ereignisse wurden in Zeitungsartikeln festgehalten, in diesem vorliegenden NLZettel wird auch mit Fotos und Text an künstlerische Projekte des Literaturzentrums erinnert.
Niemand hält fest, mit welcher Motivation die Organisatoren an die Umsetzung der kulturellen, künstlerischen und literarischen Unternehmungen heran gehen. Was ist die Triebkraft? Warum will man als Schriftsteller und Künstler tätig sein? Ich gehöre zu denjenigen, die bestätigen können, dass Künstler und Kulturvermittler finanziell beurteilt, arm sind. Man muss ja nicht Kunst machen! Wenn man es tut, ist man selber daran „schuld“. Immer wieder hört man von der großen Erkenntnis, dass Kunst die lebendige Auseinandersetzung mit den Fragen der Zeit und der Gesellschaft ist – da wird manchmal sogar festgestellt, dass Kunst unverzichtbar ist! Es wird aber auch die Frage gestellt: Wie weit trägt sie zur Gewinnoptimierung in der Wirtschaft bei? Ich kann und will davon nichts mehr hören. Ich will nicht immer daran denken müssen, welches Projekt finanzielle Gewinne bringt. Aber wenn ich mich nicht der breiten Masse anpasse und über finanzielle Umsätze nachdenke, bleibe ich ein armer Künstler.
Manchmal kommt es mir vor, als seien wieder die Gaukler des Mittelalters unterwegs, die darauf aus sind, den Menschen mit Taschenspielertricks und Floskeln das Geld aus der Tasche zu ziehen. Menschen, die seit Jahren an ihrer eigenen künstlerischen Entwicklung hart arbeiten, die ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten immer wieder auf den Prüfstand stellen, sollen Anerkennung ihrer geleisteten Arbeit erfahren. Das kann in Form von bedingungsloser Förderung, langfristiger Unterstützung, Respekt und aufrichtigem Gedankenaustausch erfolgen.
Manche sagen, wenn du erfolgreich bist, dann geht es dir gut. Ich kann mit Recht sagen, dass die Akteure des Literaturzentrums „Ich schreibe!“ im Jahr 2013 sehr erfolgreich waren. Kinder und Jugendliche wurden begeistert, sich mit der Welt der Geschichten und Gedichte zu befassen und Kunstaktionen forderten neue Herangehensweisen und reizten bisherige eigene Grenzen zu überschreiten. Über diese Erfolge bin ich sehr glücklich und es stimmt mich traurig, erleben zu müssen, dass diese Künstler für ihren Lebensunterhalt Förderungen beim Jobcenter beantragen müssen. Damit zeigt sich, dass allein das anerkennende Schulterklopfen nicht ausreicht. Es ist notwenig, sich intensiv mit der permanenten Notsituation von Künstlern und Kunstvermittlern auseinanderzusetzen und gemeinsam nach Lösungswegen zu suchen.

Ich wünsche mir für das Jahr 2014, dass wir den Teufelskreis aus Unsicherheit, Desinteresse, finanzieller Armut, politischen Worthülsen und Bespaßungsdruck durchbrechen.
Ich wünsche mir, dass Schriftsteller und Kulturpädagogen wieder das erfolgreich machen können, worin sie gut sind – schreiben, lesen, begeistern, lehren, neue Welten erschließen.

Dank an alle unbeugsamen Mitstreiter!
Wolfgang Wache