schrieb für den NLZettel November + Dezember 2013 den Artikel "Ich gehöre zu den Unbelehrbaren" und widerspiegelt damit die Situation eines Künstlers in Senftenberg/ in Brandenburg/ in Deutschland.
Das Jahr 2013 wird in wenigen Tagen seinen Platz in den
Archiven der Zeitgeschichte einnehmen. Einige Aktionen und Ereignisse wurden in
Zeitungsartikeln festgehalten, in diesem vorliegenden NLZettel wird auch mit
Fotos und Text an künstlerische Projekte des Literaturzentrums erinnert.
Niemand hält fest, mit welcher Motivation die Organisatoren
an die Umsetzung der kulturellen, künstlerischen und literarischen
Unternehmungen heran gehen. Was ist die Triebkraft? Warum will man als
Schriftsteller und Künstler tätig sein? Ich gehöre zu denjenigen, die
bestätigen können, dass Künstler und Kulturvermittler finanziell beurteilt, arm
sind. Man muss ja nicht Kunst machen! Wenn man es tut, ist man selber daran
„schuld“. Immer wieder hört man von der großen Erkenntnis, dass Kunst die
lebendige Auseinandersetzung mit den Fragen der Zeit und der Gesellschaft ist –
da wird manchmal sogar festgestellt, dass Kunst unverzichtbar ist! Es wird aber
auch die Frage gestellt: Wie weit trägt sie zur Gewinnoptimierung in der Wirtschaft
bei? Ich kann und will davon nichts mehr hören. Ich will nicht immer daran
denken müssen, welches Projekt finanzielle Gewinne bringt. Aber wenn ich mich
nicht der breiten Masse anpasse und über finanzielle Umsätze nachdenke, bleibe
ich ein armer Künstler.
Manchmal kommt es mir vor, als seien wieder die Gaukler des
Mittelalters unterwegs, die darauf aus sind, den Menschen mit
Taschenspielertricks und Floskeln das Geld aus der Tasche zu ziehen. Menschen,
die seit Jahren an ihrer eigenen künstlerischen Entwicklung hart arbeiten, die
ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten immer wieder auf den Prüfstand stellen,
sollen Anerkennung ihrer geleisteten Arbeit erfahren. Das kann in Form von
bedingungsloser Förderung, langfristiger Unterstützung, Respekt und aufrichtigem
Gedankenaustausch erfolgen.
Manche sagen, wenn du erfolgreich bist, dann geht es dir
gut. Ich kann mit Recht sagen, dass die Akteure des Literaturzentrums „Ich
schreibe!“ im Jahr 2013 sehr erfolgreich waren. Kinder und Jugendliche wurden
begeistert, sich mit der Welt der Geschichten und Gedichte zu befassen und
Kunstaktionen forderten neue Herangehensweisen und reizten bisherige eigene
Grenzen zu überschreiten. Über diese Erfolge bin ich sehr glücklich und es
stimmt mich traurig, erleben zu müssen, dass diese Künstler für ihren
Lebensunterhalt Förderungen beim Jobcenter beantragen müssen. Damit zeigt sich,
dass allein das anerkennende Schulterklopfen nicht ausreicht. Es ist notwenig,
sich intensiv mit der permanenten Notsituation von Künstlern und Kunstvermittlern
auseinanderzusetzen und gemeinsam nach Lösungswegen zu suchen.
Ich wünsche mir für das Jahr 2014, dass wir den Teufelskreis
aus Unsicherheit, Desinteresse, finanzieller Armut, politischen Worthülsen und
Bespaßungsdruck durchbrechen.
Ich wünsche mir, dass Schriftsteller und Kulturpädagogen
wieder das erfolgreich machen können, worin sie gut sind – schreiben, lesen,
begeistern, lehren, neue Welten erschließen.
Dank an alle unbeugsamen Mitstreiter!
Wolfgang Wache