Dienstag, 3. Dezember 2013

Das war die erste Kunstaktion GRUBENLAMPE



Herzlich willkommen

Es regnet / glaube ich
 
Ich sollte mich auf den Rückweg machen ... (Text von Alexander Kiensch)


Ich liege unter Tage

Bilder / Flimmernde Bilder

Herbert mit Holzpantinen an den Füßen

In die Erde graben / Einen Meter unter die Buschwindröschen

 
„Ein Bergmann ohne Licht ist ein armer Wicht.“ Heinz Zuther poliert die Blende, die ein Teil der Grubenlampe ist. Ganz blank wird sie wohl nicht mehr, denn die Jahre des Einsatzes unter Tage und die Zeit des ungenutzten Stehens in den Räumen der Ortschronisten Brieske-Marga haben sich in die Oberfläche eingeprägt. Die Einfüllverschlüsse für Karbid und Wasser haben sich festgefressen. Bei Heinz Zuther lerne ich, was ein „Deutscher Türstock“ ist, was ein Hunt unter Tage zu suchen hatte und dass ein Bergmann „vor Ort“ arbeitete. Ich sammle Informationen, notiere Begriffe, mache Skizzen. Mir läuft die Zeit davon. Ich finde keinen Anfangspunkt zur Erarbeitung der Kunstaktion „Grubenlampe“.
Zirka 100 Jahre umfasst die Bergbaugeschichte im Senftenberger Revier. Das ist nicht lang. Und doch sind es Hundert Jahre, die das Antlitz der Region veränderten, wie kaum ein früheres Zeitalter. Aus dem kleinen beschaulichen Städtchen Senftenberg, das 1890 5.134 Einwohner zählte wurde das Zentrum des Braunkohleabbaus  mit 32.278 Einwohnern im Jahr 1985. Zeiten, von denen noch so mancher schwärmt. Ich lebte und lebe in Senftenberg und in Brieske-Marga. Meine Wurzeln stecken in der Region, in der meine Urgroßeltern, Großeltern und Eltern lebten und leben. Ich weiß, dass das Gerede von der „guten alten Zeit“ immer wieder poliert wird. Aber ganz blank will auch sie nicht werden. Ich schwanke zwischen dem Persönlichen und dem Allgemeinen hin und her. Seid ehrlich! Seht hin! Warum sind zu Beginn des letzten Jahrhunderts Hunderte in die Lausitz gekommen? Sie wollten Geld verdienen. Wollten, dass es ihnen und ihren Kindern mal besser geht. Die Arbeiterkolonie Marga war eine moderne Wohnsiedlung – fließendes Wasser, elektrisches Licht; Schule, Kirche, Bäcker, Fleischer, Kaufhaus und Gasthaus nah beieinander; der eigene Garten, ein Schwein und Tauben; der Männerchor, Tanzabende, Kino; Deputatkohle, Deputatschnaps… das alles (nur) für die, die in den Brikettfabriken und in den Gruben gearbeitet haben. Allzu schnell werden aus dem kollektiven Gedächtnis die Bergbauinvaliden gelöscht. Es sind nicht nur die Grubenunglücke, die Frauen und Kinder zu Witwen und Waisen machen, sondern auch der schleichende Tod durch Lungen- und Magenkrankheiten.
Wolfgang Wache gibt mit seinem Text „Elsterniederung“ den entscheidenden Impuls. Der Mensch – das Menschliche. Nicht der ganz konkrete Einzelne soll akribisch beleuchtet werden sondern Charaktere, denen man durchaus noch sehr real auf den Straßen von Brieske und Senftenberg begegnen kann, sollen die Basis für die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Typus Bergmann/ Marganer/ Senftenberger bilden. Was macht diese Region typisch und einzigartig; wie bewegt sich das allgemein Menschliche in dieser Kulisse; wie werden Gemeinschaft und Individualität durch den sozialen und historischen Rahmen geprägt?
Alexander Kiensch denkt sich hinein. Seine Stärke ist das Aufspüren von Denk- und Fühlweisen von verschiedensten Protagonisten. Das ist nicht immer nett, ist ehrlich und nicht auf Glanz poliert. Sein Text „Grubengedanken“ wird in Vertretung von Susann Vogel vorgelesen und überzeugt die Zuhörer. Ja, so hätte es gewesen sein können. So war es. So ist es. Susann Vogel nimmt uns mit ihren eigenen Texten auf eine Reise „unter Tage“ mit und meint damit die eigenen Befindlichkeiten, die dunklen Schächte in jedem von uns. Sie hält dabei eine Lampe hoch, begibt sich in beengende begrenzende Räume. Bringt das Licht auch Erleuchtung. Das verbindende Requisit zwischen den einzelnen Orten mit jeweils eigener Szenerie ist eine Petroleumlampe. Auch die Zuschauer werden mit Lämpchen ausgestattet und folgen treppauf treppab den Künstlern. Hier überrascht sie ein Wasserplätschern, dort dröhnen Trommelschläge zu historischen Filmaufnahmen; mal sitzen sie mit Wolfgang Wache am Küchentisch, der von Herbert erzählt; dann steigen sie bei tiefen Gitarrenklängen ins „dunkle Vergessen“.
Ich bekomme Gänsehaut, höre die Texte von den Schreiberkollegen zum ersten Mal – so scheint mir. „Der Letzte macht das Licht aus“ Ich wiederhole einen Teil meines Eingangstextes: „Macht das Licht aus/ Löscht die Lampe/ Vergesst/ Vergesst“ Ich puste die Flamme der Petroleumlampe aus. Dunkelheit, Stille. Zögernd beginnt jemand zu klatschen… 

Aufbau der Tafeln

Letzte Notizen zum Ablauf
 
Probedurchlauf