Dienstag, 26. August 2014

"Heute könnte alles passieren -
oder nichts."*

Impressionen zur Lesung „Labyrinth – Der Weg zu sich“
der Lyrikerin Yana Arlt in der Martin-Luther-Kirche in Brieske
am 24. August 2014

Von Susann Vogel




Es ist still und ich bin aufgeregt.

Dann – eine Triangel. Gesprochenes. Ein Wollknäuel. Ein Rasseln.

Bilder an einer Leinwand. Labyrinthe an einer Leinwand.

Und plötzlich – ein Rhythmus.

Ich vernehme das Gefühl von klappernden Schlangen.

„Wir flanieren mit dem Mangel […]
Der Kaffee schmeckt nach Angst.“


Sie, gekleidet in Blau und Weiß, barfuß, lächelt, wenn sie liest.
Und nimmt mich an die Hand.

„Es ist kurz vor Mitternacht,
als der Zweifel Käuzchenschreie nachahmt.“

Sie hält zwei Regenstäbe und zirkelt im Kreis.

Ihr Kreis kennt Ecken. Die Verse ihrer Poeme tragen Kantiges ins Einerlei. Die Verse markieren Wege im Gleichförmigen.

Schritt um Schritt.

Das Spiel der Kalimba zeichnet Sandstrecken mitten durch Kreuzungen hindurch.

„Von rechts nach links laufen Ungeplantheiten
über den Weg […] Halte an jener Kreuzung kurz inne,
lächle und schüttle den Kopf.“

Dann – Trommeln, Bass, Trommeln, Bass, Trommeln, Bass – Schlag.

Schlag. Schlag. Schlag.

Sie schneidersitzt.

Sie, ihre Texturen, erinnern mich daran, mich zu erinnern -
an mich.

„Es ist gerade ein paar Verse vor Abendläuten […] Ich versuche, den Teil in mir zu lokalisieren und lege mir aus Blüten, Blättern, Steinen, Früchten, Ästen Bilder des Erinnerns.“

Sie lässt mich denken, wenn sie liest. Und reflektieren.


„Über die Fliesen hüpft das Knarren meiner Schuhe
und prallt vor der Schwelle auf Kleinstadtlärm.“

Holzgeräusch, ein Xylophon.

Ich höre ehrliche Freundlichkeit.

Ich sehe mich zwischen ihren Versen.

Und ich möchte bleiben - hier unter dem von der Wandfarbe abgedunkelten Licht - hier bei den Tönen - hier bei ihr.

„Morgen ergeben einige Drehungen neue Muster und Vermutungen […] Staubschicht auf der Leere.“

* Zitate entstammen den gelesenen Texten von Yana Arlt