Donnerstag, 2. Januar 2014

Nun ist es da

Neues Jahr
präsentiert auf Maskeraden
schwärmerischer Vertrautheiten
rosenhaften Düften
einziger Hypothesen
in den Serviettenfalten
einsamer Illusionen

parfümierte Dreistigkeit
in der Räumlichkeit
der Eitelkeit
betretet das neue Strahlen
alter Sterne
für neue Sternennächte

seine Unvollkommenheiten
streichelt erwartungsvoll
meine Stirn
mit geschlossenen Augen
spüre ich Frische

Glücksraketen
fliegen zu
gestrigen Sternen
sichtbar
für keine Ewigkeit

am ersten Januar
neue Schnürsenkel
in meinem Schuhwerk
auch wenn
die Fußsohle
durchlöchert ist

beim letzten Glockenschlag
war das neue Jahr
schon gebräuchlich

*

Liebe Wegbegleiter, liebe Freunde der Literatur.
Diesen Vers schrieb ich heute,
im bereits gebräuchlichen Jahr 2014. Nun werde ich das Datum auf Briefen, auf Urkunden und amtlichen Schreiben mit einer neuen Jahreszahl versehen. Neu - was ist neu.
Ich habe mir keine dieser üblichen Vorsätze für das neue Jahr vorgenommen. Ich werde weiterhin mit Freuden genüssliche Speisen genießen. Ich werde weiterhin literarisch tätig sein. Ich werde mich weiterhin dafür einsetzen, dass alle Generationen den Zugang zu schöngeistiger Literatur und Kunst finden.
Es gibt noch vieles, das ich gern mit meinen eigenen literarischen Möglichkeiten hinterfragen möchte.
Ich bin ein Liebhaber der Clownerie. Sie ist viel mehr als Rumalbern und witzig sein. Diese Form der Kunst bietet viele verschiedene Varianten, sich auszudrücken. Clownerie vereint Lebensphilosophie und Lebenslust. Ich möchte Zeit haben, dem Clownesken in der Literatur nachzuspüren. Ich habe noch viele unbeantwortete Fragen. Ich habe entdeckt, dass ich hauptsächlich schreiben will. Erst das Schreiben, Schreiben und Schreiben macht einen zum Schriftwerker. Ich bin fasziniert von der Idee, Literatur wieder mit vergessenen und noch unbekannten Stilmitteln neu zu beleben. Es ist wie ein großes Abenteuer.
Verse komponieren ist ein sehr interessantes Erlebnis für mich. Im Schaffensprozess zu erleben, wie ein Text im Kopf entsteht, ist jedes mal von neuem reizvoll. Es gibt bestimmt noch viele Herangehensweisen der literarischen Produktion, die ich selbst bis jetzt noch nicht erlebt habe. Ich freue mich auf die kommenden Zusammenkünfte des Kreises von Autoren, die vom literarisch schöpferischen Geist besessen sind, die nach neuen Formen für neue Werke suchen. Die gemeinsamen Vorhaben im Autorenkreis Kornblume haben nicht das Ziel, große Schriftsteller wie an einem Fließband hervorzubringen. Es geht darum, in einer Gruppe unbekannte und längst schon vergessene Herstellungsweisen zu suchen.
Ich denke, dass wir dabei auf sehr interessante, neue oder längst vergessene literarisch künstlerische Prozesse stoßen werden.
Ich freue mich darauf.
Lasst es uns gemeinsam angehen.
 
Wolfgang Wache
- Schriftsteller, Vereinsvorsitzender, Verleger -