Ich denke an ihn.
Ich erinnere an ihn.
An einen der größten Lyriker Spaniens
Heute hat er Geburtstag – hätte er Geburtstag – seinen
80ten.
Im Jahr 1999 verstarb er und hinterließ ein schmales œuvre.
In Deutschland ist er kaum bekannt.
1992 schrieb Michael Nerlich den wunderbaren Artikel „Vom
zurückgezogenen Leben – Der Lyriker Claudio Rodriguez: In Deutschland
unbekannt, in Spanien eine Legende.“ Hier kann man
ihn nachlesen.
* * *
GISCHT
Ich betrachte die Gischt, ihre Feinheit,
die so anders als die der Asche ist.
Wie einer ein Lächeln betrachtet, eines,
für das er sein Leben gibt und das ihm Ermüdung ist
und Zuflucht, betrachte ich jetzt die bescheidene
Gischt. Es ist der spröde und schöne Moment
des Gebrauchs, der Reibung, der Akt der Hingabe,
der sie erschafft. Der eingekerkerte Schmerz
des Meeres rettet sich in so leichte Faser;
unter dem Kiel, an der Anlegestelle, wo
es durchpflügte Liebe gibt, wird, wie an Land
die Blüte, die Gischt geboren. Und in ihr
bricht der Tod, in ihrem Wirren
erlangt das Meer Sein, wie auf dem Gipfel
seiner Leidenschaft der Mensch Mensch ist, fern
anderer Geschäfte: in seinem lebendigen Saft.
Über dieses Geländer, Brüstung der Materie,
die Quelle ist, nicht Mündung,
lehne ich mich jetzt, beim Steigen
der Flut, und dort kentere ich, dort ertrinke ich
ganz still und leise, in vollständiger
Annahme, unversehrt, erneuert
in der unvergänglichen Gischt.
die so anders als die der Asche ist.
Wie einer ein Lächeln betrachtet, eines,
für das er sein Leben gibt und das ihm Ermüdung ist
und Zuflucht, betrachte ich jetzt die bescheidene
Gischt. Es ist der spröde und schöne Moment
des Gebrauchs, der Reibung, der Akt der Hingabe,
der sie erschafft. Der eingekerkerte Schmerz
des Meeres rettet sich in so leichte Faser;
unter dem Kiel, an der Anlegestelle, wo
es durchpflügte Liebe gibt, wird, wie an Land
die Blüte, die Gischt geboren. Und in ihr
bricht der Tod, in ihrem Wirren
erlangt das Meer Sein, wie auf dem Gipfel
seiner Leidenschaft der Mensch Mensch ist, fern
anderer Geschäfte: in seinem lebendigen Saft.
Über dieses Geländer, Brüstung der Materie,
die Quelle ist, nicht Mündung,
lehne ich mich jetzt, beim Steigen
der Flut, und dort kentere ich, dort ertrinke ich
ganz still und leise, in vollständiger
Annahme, unversehrt, erneuert
in der unvergänglichen Gischt.
Übersetzung aus dem Spanischen: Silke Kleemann