Donnerstag, 15. Januar 2015

Schnupperstunden in Schipkau

Werter Blogleser,
ja so ist es, das was vor der Haustür liegt, was jeden Tag Teil unserer Handlungen und Wege ist, wird oft gering geschätzt. Es ist ja immer da. Es ist präsent und seine Verfügbarkeit wird selbstverständlich. Man merkt erst, dass man etwas hatte, wenn es weg ist - so oder so ähnlich wird es formuliert.
Sich für Neues zu begeistern ist oft einfacher als diesem dann längere Zeit treu zu bleiben, sich nach und nach z.B. auf einem Fachgebiet weiter zu entwickeln, gar zu einem Meister zu werden. Wie schwer ist es, auch Zeiten der scheinbaren Stagnation auszuhalten, trotzdem dabei zu bleiben, sich selbst anzuspornen. Auch gibt es hier und da Verlockungen, denen man allzu willig auf den Leim gehen will. Wozu soll ich täglich neue Verse schreiben, wenn ich doch keinen Erfolg damit habe, wenn kein Verlag mein Manuskript zu einem Buch macht, wenn niemand meine Gedichte hören will, wenn an meinen Geschichten herumgekrittelt wird. Warum soll ich täglich das Geigenspiel üben, wenn ich keine Hoffnung habe, je die Meisterschaft eines Yehudi Menuhin zu erreichen. Wieso wieder und wieder Skizzen machen und Farbstudien betreiben, wenn keiner meine Bilder ausstellt und ich damit keine Preise gewinne. Wozu? Warum? Wieso?
Heute habe ich in Schipkau mit zehn Schülern einer Grundschule einen Schreibkurs durchgeführt. Mir begegnete eine Begeisterung, wie ich sie selten erlebe; ein Hunger nach literarischem Ausdruck, der auch aus mir als Anleiterin das Beste holte. In den kommenden Wochen und Monaten wird sich nun zeigen, ob sich Wege finden lassen, dass ich diese Talente weiterhin betreuen kann und ob die Nachwuchsautoren auch dabei bleiben, ob ihre Begeisterung sie trägt, wenn die Ebbe der Flut folgt, denn ist man durch das Tal durch, erlangt man doch die nächste Bergspitze - und was ist das für ein unglaubliches Gefühl dort oben!


YA