Pleinair heißt freier Himmel und sagt erst einmal noch gar
nichts darüber aus, was da im Freien stattfinden soll. Auch für ein Picknick
breitet man die Decke pleinair aus und nach und nach erscheinen Töpfchen
mit Kartoffel- und Nudelsalat, die harmonisch zusammengestellten Sandwiches
werden entpellt, in die aufgereihten Tassen und Becher ergießen sich Tee,
Kaffee oder gar roter Wein und perlender Sekt, hier und da kullert ein
Farbklecks in Form einer Tomate oder eines Apfels, einiger Brombeeren oder
Weintrauben zwischen den Schüsseln mit Dipps und Aufstrichen – es ist wie ein
großes Gemälde, an dem der Meister(koch) eine ganze Weile gearbeitet hat. Aber
es ist ja gar nicht so verkehrt, in diese Richtung zu denken. Edouard Manet z.B. brachte sogar beide "Pleinairs" zusammen und malte "Das Frühstück im Grünen". Pleinair ist
landläufig die Kurzform des Wortes Pleinairmalerei also Freilichtmalerei. Schon
Leonardo da Vinci hat sich mit Naturstudien befasst, hat stundenlang an Bächen
und Flüssen gesessen, um die Bewegung des Wassers mit dem Stift auf das Papier
zu bannen. Künstler waren immer wieder fasziniert vom Spiel des Lichtes und
dessen Auswirkung auf Farben und wer kennt nicht wenigstens zwei drei Werke von
Claude Monet oder Vincent van Gogh. Nicht nur liebliche Landschaften, seerosenüberdeckte Gewässer oder wogende Getreidefelder entstanden auf den Leinwänden, es wurde auch auf Straßen gemalt
oder die ganz eigene Ästhetik von Fabrikanlagen mit rauchenden Schloten
festgehalten. Die Essen der Brikettfabriken Marga sind längst in Schutt und
Staub gesprengt, nur der Wissende ahnt auf dem Ödland rund um die beiden
erhaltenen Denkmale „Kraftzentrale“ und „Zechenhaus“ die riesigen Anlagen zur
Veredlung der Rohbraunkohle. Einzig alte Fotografien geben noch Zeugnis von dem
Zeitalter, da Senftenberg/Brieske ein zentraler Ort des Bergbaus war. Marga ist
als Arbeiterkolonie gebaut worden, verfiel zum Ende des 20. Jahrhunderts
zusehends und erstand als Gartenstadt Marga wieder auf. Wer die Geschichte und
Geschichten der Marga erfahren will, sollte die Ausstellungen in der
Begegnungsstätte & Galerie MARGA besuchen. Wen jedoch interessiert, wie namhafte
Künstler das damalige und gegenwärtige Marga als Bild, als Figur, als
Installation verarbeiten, der sollte am kommenden Wochenende ins
Freiluftatelier auf den Briesker Marktplatz kommen. Bernd Winkler, Barbara
Seidl-Lampa, Christine Przybilski, Fanka Just sind über die Grenzen der Lausitz
bekannte Maler, Grafiker, Figuren- und (Edel)Metallgestalter, die sich am Samstag und Sonntag ab
10 Uhr über die Schulter schauen lassen. Man kann sich an beiden Tagen
überraschen lassen, welchen Künstlern des „Kreis 07“ und des Pro Ars Lausitz e.V.
man noch begegnet. Zudem werden die
Gäste eingeladen, sich selbst gestalterisch zu betätigen.
JA
Sommerpleinair 2017
Samstag, 26. August, 10 - 18 Uhr
Sonntag, 27. August, 10 - 14 Uhr
Marktplatz Brieske-Marga
Begegnungsstätte & Galerie MARGA
Platz des Friedens 2, 01968 Senftenberg OT Brieske-Marga