Dienstag, 22. August 2017

unter freiem Himmel



Pleinair heißt freier Himmel und sagt erst einmal noch gar nichts darüber aus, was da im Freien stattfinden soll. Auch für ein Picknick breitet man die Decke pleinair aus und nach und nach erscheinen Töpfchen mit Kartoffel- und Nudelsalat, die harmonisch zusammengestellten Sandwiches werden entpellt, in die aufgereihten Tassen und Becher ergießen sich Tee, Kaffee oder gar roter Wein und perlender Sekt, hier und da kullert ein Farbklecks in Form einer Tomate oder eines Apfels, einiger Brombeeren oder Weintrauben zwischen den Schüsseln mit Dipps und Aufstrichen – es ist wie ein großes Gemälde, an dem der Meister(koch) eine ganze Weile gearbeitet hat. Aber es ist ja gar nicht so verkehrt, in diese Richtung zu denken. Edouard Manet z.B. brachte sogar beide "Pleinairs" zusammen und malte "Das Frühstück im Grünen". Pleinair ist landläufig die Kurzform des Wortes Pleinairmalerei also Freilichtmalerei. Schon Leonardo da Vinci hat sich mit Naturstudien befasst, hat stundenlang an Bächen und Flüssen gesessen, um die Bewegung des Wassers mit dem Stift auf das Papier zu bannen. Künstler waren immer wieder fasziniert vom Spiel des Lichtes und dessen Auswirkung auf Farben und wer kennt nicht wenigstens zwei drei Werke von Claude Monet oder Vincent van Gogh. Nicht nur liebliche Landschaften, seerosenüberdeckte Gewässer oder wogende Getreidefelder entstanden auf den Leinwänden, es wurde auch auf Straßen gemalt oder die ganz eigene Ästhetik von Fabrikanlagen mit rauchenden Schloten festgehalten. Die Essen der Brikettfabriken Marga sind längst in Schutt und Staub gesprengt, nur der Wissende ahnt auf dem Ödland rund um die beiden erhaltenen Denkmale „Kraftzentrale“ und „Zechenhaus“ die riesigen Anlagen zur Veredlung der Rohbraunkohle. Einzig alte Fotografien geben noch Zeugnis von dem Zeitalter, da Senftenberg/Brieske ein zentraler Ort des Bergbaus war. Marga ist als Arbeiterkolonie gebaut worden, verfiel zum Ende des 20. Jahrhunderts zusehends und erstand als Gartenstadt Marga wieder auf. Wer die Geschichte und Geschichten der Marga erfahren will, sollte die Ausstellungen in der Begegnungsstätte & Galerie MARGA besuchen. Wen jedoch interessiert, wie namhafte Künstler das damalige und gegenwärtige Marga als Bild, als Figur, als Installation verarbeiten, der sollte am kommenden Wochenende ins Freiluftatelier auf den Briesker Marktplatz kommen. Bernd Winkler, Barbara Seidl-Lampa, Christine Przybilski, Fanka Just sind über die Grenzen der Lausitz bekannte Maler, Grafiker, Figuren- und (Edel)Metallgestalter, die sich am Samstag und Sonntag ab 10 Uhr über die Schulter schauen lassen. Man kann sich an beiden Tagen überraschen lassen, welchen Künstlern des „Kreis 07“ und des Pro Ars Lausitz e.V. man noch begegnet. Zudem werden die Gäste eingeladen, sich selbst gestalterisch zu betätigen.
JA

Wo sich vor einem Monat die Ferienkinder zu ihrem Marga-Film inspirieren ließen, werden am kommenden Samstag und Sonntag neue "Aufnahmen" entstehen. Lausitzer Künstler laden auf dem Marktplatz Brieske in ihr Freiluftatelier ein.

Sommerpleinair 2017
Samstag, 26. August, 10 - 18 Uhr
Sonntag, 27. August, 10 - 14 Uhr
Marktplatz Brieske-Marga
Begegnungsstätte & Galerie MARGA
Platz des Friedens 2, 01968 Senftenberg OT Brieske-Marga