Dienstag, 16. September 2014

Rückblick - 4. Stammtisch "Ich schreibe!"






Gast: Michael Christopher/ Gastgeber: Wolfgang Wache/ Gast: Klaus Böhnisch
Zum 4. Mal ist es Wolfgang Wache gelungen, interessante literarische Gäste zu seinem Stammtisch „Ich schreibe!“ einzuladen. In bewährter Form stellte Kathrin Lachmann in ihrer Buchhandlung am Markt den Verkaufsraum zur Verfügung, der mit wenigen Handgriffen zu einem Stammtischlokal wurde. „Kommen und Gehen – Lausitz im Wandel“ war das Thema, dem sich Klaus Böhnisch und Michael Christopher mit ihrem Gastgeber stellten. Dass auch schon früher Menschen in der Region in literarischer Form die Veränderungen betrachteten, bezeugte Wolfgang Wache mit Textauszügen von B. Mudrick und Max Barthel. In seinem eigenen Text „Elsterniederung“ geht Wolfgang Wache den Wurzeln der Geschichte auf den Grund. Fischzucht und Holzbearbeitung waren nur zwei Arbeitsfelder, die damals den Lausitzern ein Auskommen ermöglichten. Der jüngste Autor am Tisch war Michael Christopher. Er lebt seit 8 Jahren in Senftenberg, kam zum Studieren in die Stadt und erinnert sich in seinem fiktiven „Brief an den Bürgermeister“ an das freitägliche Mensaessen. „Senftenberger Bergmannsschüssel“ stand auf dem Speiseplan und enthielt, so vermuteten es die Studenten damals, verschiedene Nudel- und Fleischreste der Woche. „Schlecht scheint es nicht geschmeckt zu haben,“, so Michael, „wir haben es ja auch öfter gegessen.“ Was gut ist, braucht auch eine entsprechende Würdigung, dazu lautet der Vorschlag des Autors: die Bergmannsschüssel sollte in das Stadtwappen aufgenommen werden. Das ist doch mal ein kreativer Beitrag des „Neu-Senftenbergers“, der eigentlich aus Bad Liebenwerda kommt und den es auch immer wieder an Wochenenden, Feiertagen und Geburtstagen in die alte Heimat zieht und der sagt: „Wenn man zwei Heimaten hat, fängt man besser an, sich in beiden einzurichten.“
Klaus Böhnisch ergänzt nicht nur die Autorenrunde fabelhaft sondern erweitert das Stammtischgespräch um die Erfahrungen einer dritten Generation. In Calau geboren und aufgewachsen, erlebte der 80 Jährige bereits etliche Wandlungen in der Lausitz. Sein eigener Text „Die Erbauer des großen Kraftwerks“ entstand vor vielen Jahren und spiegelt Charaktere wider, wie sie heute noch in und um Senftenberg existieren. „Wenn das große Kraftwerk gebaut ist, Werden auch die Erbauer gewachsen sein.“, so Klaus Böhnisch in seinem Text.
Auch bei diesem Stammtisch kommt der in Senftenberg geborene Schriftsteller Horst Mönnich zu Wort. Kaum einer sonst hat sich auf so schonungslose Art und Weise mit der deutschen und damit seiner eigenen Geschichte auseinander gesetzt. Wolfgang Wache liest aus einem der Manuskripte des im Januar verstorbenen Autors: „… und ich entdecke, dass es, ein Dreckloch wie jedes andere hier in der Niederlausitzer Kohlengegend […] war […]“. Was hat sich seit jenem Besuch vor vielen Jahren in Senftenberg getan? Wie hat sich die Lausitz gewandelt? Eine Stunde kann da nur Gedanken anstoßen. Jetzt gilt es ins Gespräch zu kommen, die Augen offen zu halten, mit eigenen literarischen Arbeiten das Heute aufzuarbeiten und zu dokumentieren.  




Michael Christopher liest: Bergmannsschüssel



"Wenn man zwei Heimaten hat, fängt man besser an, sich in beiden einzurichten."






Klaus Böhnisch liest: Die Erbauer des großen Kraftwerks

Wolfgang Wache liest: Elsterniederung / Er stellt auch Texte von B. Mudrick, Max Barthel und Horst Mönnich vor.

JA