Wirrnis im Blätterwald
Das Blatt fällt erst einmal grundsätzlich von oben nach unten. Manchmal dreht es Spiralen in der Luft. Den Umfang einer Spirale kann man berechnen. Sieht dann so oder so ähnlich aus:
n
lim(U(n) ) = lim(π · ∑ qi · r) = π · 〔r。· 1 〕= π〔r。· 1 〕
Das Blatt fällt erst einmal grundsätzlich von oben nach unten. Manchmal dreht es Spiralen in der Luft. Den Umfang einer Spirale kann man berechnen. Sieht dann so oder so ähnlich aus:
n
lim(U(n) ) = lim(π · ∑ qi · r) = π · 〔r。· 1 〕= π〔r。· 1 〕
n➙∞ n➙∞ i–o 1 –
q 1 – ½
= π (r。· 2) = 2 π
Nun haben wir aber bald
Frühling, da sind die Blätter schon längst alle gefallen. Und die Würfel auch
und mancher Politiker aus allen Wolken oder vom Stuhl und überhaupt kann man
schnell über die eigenen Zehen stolpern. Was nun die gefallenen Würfel
betrifft, die liegen auch in der Gartenstadt Marga rum. Seit dem 9. September
2013 gibt es in Brieske-Marga eine Dauerausstellung, die allerorten beworben
wird, obwohl sie in den Wintermonaten geschlossen ist. Wie oben schon erwähnt,
haben wir bald Frühling und da wird mit zunehmendem Touristenaufkommen
gerechnet. Es sollen also viele Gäste nach Marga kommen und möglichst alle
Gäste sollen die Dauerausstellung besuchen. In dieser Ausstellung steht so dies
und das und vor allem sehr viel Text über dies und das. Verantwortlich zeichnet
dafür ein Kurator, der als heimatgeschichtlich interessierter engagierter
Bürger benannt wird. Ich kenne auch einige Bürger, die sich für die Geschichte
der Gartenstadt Marga und die Lebensgeschichten der Marganer interessieren. Aber
das interessiert nun wiederum keinen, derjenigen, die für die Dauerausstellung
verantwortlich zeichnen. Es wird vertrackt mit Fragezeichen. Bohren wir mit der
Spirale mal etwa bis ins Jahr 2008. Da müssen wir durch ordentliche Grasnarben, durch Holz- und Betonköpfe, durch
zementierte Standpunkte und Ansichten. In jenem Jahr mussten die Ortschronisten
Brieske-Marga die drei thematisch eingerichteten Räume in der Schule am Platz
des Friedens verlassen. Es sollte neue Farbe, neue Möbel, neues Leben in das 97-jährige
Gebäude einziehen. Im gleichen Atemzug wurde zugesichert, dass das Domizil in
der ehemaligen Poliklinik nur ein vorübergehendes sein sollte. Das Bohren
schmerzt – wir stoßen vor zur Wurzel. Dort liegt ein Satz, der alles Übel
verursacht. War es leichtfertige Rede oder ein Beschwichtigen oder ein sich vom
Hals halten? Die Kegelhalle der Kaiserkrone wurde als neues Heim für die
Archivschätze der Ortschronisten in Aussicht gestellt. Hier könne man nach der
Sanierung endlich wieder Marga-Geschichte modern und anschaulich präsentieren.
Die ehemalige Kegelhalle? Auch ein Versammlungs- und Vortragsraum und Toiletten
stünden zur Verfügung? Die Köpfe rauchen – endlich ein Ort, an dem sich
Besucher und Marganer willkommen fühlen, der muss gut geplant und eingerichtet
werden! Jetzt kommt die Sache in Schräglage. Von der Kegelhalle habe keiner
gesprochen, vielmehr sei es die Kegelbahn. Nun, das ist jetzt ein Spiegelei
ohne das Gelbe, denn wohin zieht es die Busreisenden als erstes, wenn sie, in
Erwartung einer einstündigen Führung durch ein einmaliges Kleinod der
Gartenstadtbaukunst, aussteigen? Also nur ein Ausstellungsraum – lang, sehr
lang und schmal – eben eine ehemalige Kegelbahn. Das ist für einen klugen Kopf
kein Hindernis. Man braucht jetzt die Raummaße – Länge, Breite, Fenster,
Steckdosen etc. Es wird eine lebendige Ausstellung, das ist sicher und
durchdacht, schon intern ausdiskutiert und konzipiert. Die Ortschronisten
stehen in den Startlöchern. Hinhalten und verzögern. Die Ortschronisten sitzen
in den Startlöchern. Verschleppen, dehnen, ziehen. Die Ortschronisten liegen in
den Startlöchern. Sie liegen auf der Lauer, wann es nun endlich losgeht. Es
geht los! Sie werden nicht gefragt. Unsere Bohrungen ergeben ein paar
halbherzige Zugeständnisse im Lokalblatt – nichts, auf das man sich berufen
kann. Es steht ja dort nur, dass es eine Ausstellung in der ehemaligen
Kegelbahn geben wird – von Ortschronisten ist nicht die Rede. Das ist doch mal
klever und verdient allerhöchsten Respekt für bürokratische Rhetorik. Man muss
sie nur zu verstehen wissen. Die Ortschronisten verstehen derweil die Welt
nicht mehr und fragen nach. Mehrfach schriftlich. Die Antwort sieht so aus ___________________.
Nulllinie. In dem Fall ist der Fall gestorben, die Angelegenheit hat sich
erledigt. Dann eine Frage Auge in Auge mit den Mitgliedern des Ortsbeirates.
Man kann gar nicht so viel bohren, wie da faule Stellen im Zahn sind. Die
Antwort war nicht gut vorbereitet und dementsprechend un-bedacht: Man könne sich nicht noch eine
Heimatstube in Brieske-Marga leisten. Soso. Die Ortschronisten stapeln ihre
drei kompletten Ausstellungen in die Räume des muffigen Exils. Sie versuchen zu
retten, was zu retten ist, vor allem ihre Freude an der Forschungsarbeit und
die Hoffnung auf eine Heimstatt. Im lokalen Blätterwald fällt die ein oder
andere Formulierung auf Bodenfrost und manche hinterlässt einen wie auch immer
gearteten Eindruck im Morast des Tauwetters. Einige Wortmeldungen drehen in den
Luftbewegungen vor den Landtags- und Kommunalwahlen ein paar Spiralen, vielleicht
werden diese und jene noch einige Male aufgewirbelt. Noch eine Heimatstube. Das klingt nach. Und weil es nicht noch eine Heimatstube geben könne und
weil „nicht jeder Verein ein eigenes Domizil haben kann, das von der Stadt
finanziert wird“, da verschwinden die Ortschronisten Brieske-Marga von allen
Internetseiten, von allen Tagesordnungen sämtlicher Beratungs- und Beschlussgremien…
ein Kind, das bockig ist, lässt man einfach links liegen. Ein Kind, das bockig
ist, hat aber auch einen Grund dazu, es setzt auf anderem Weg seine Interessen
durch, stärkt sich vielleicht sogar an der Nichtachtung. Jetzt erst recht.
Bürokratische Rhetorik ist eben nicht immer die klügste und passendste, sie verkennt
den Menschen der hinter dem Verwaltungsakt steckt. Wie umfänglich ist die
Spirale, die durch bürokratische Rhetorik in Gang gesetzt wird?
Berechnungsformel siehe oben.
Die Menschen hinter dem "Verwaltungsakt"(v.l.) Wolfgang Wache, Lothar Knobloch, Joachim Pendziwiater, Heinz Zuther, Werner Riska ... |
JA