Montag, 24. Februar 2014

Antwort: --------- Nulllinie



Wirrnis im Blätterwald
Das Blatt fällt erst einmal grundsätzlich von oben nach unten. Manchmal dreht es Spiralen in der Luft. Den Umfang einer Spirale kann man berechnen. Sieht dann so oder so ähnlich aus:
                          n
lim(U(n) ) = lim(π · ∑ qi · r) = π · 〔r。· 1 〕= π〔r。· 1
n                  n            i–o                                1 – q                1 – ½
                           = π  (r。· 2) = 2 π
Nun haben wir aber bald Frühling, da sind die Blätter schon längst alle gefallen. Und die Würfel auch und mancher Politiker aus allen Wolken oder vom Stuhl und überhaupt kann man schnell über die eigenen Zehen stolpern. Was nun die gefallenen Würfel betrifft, die liegen auch in der Gartenstadt Marga rum. Seit dem 9. September 2013 gibt es in Brieske-Marga eine Dauerausstellung, die allerorten beworben wird, obwohl sie in den Wintermonaten geschlossen ist. Wie oben schon erwähnt, haben wir bald Frühling und da wird mit zunehmendem Touristenaufkommen gerechnet. Es sollen also viele Gäste nach Marga kommen und möglichst alle Gäste sollen die Dauerausstellung besuchen. In dieser Ausstellung steht so dies und das und vor allem sehr viel Text über dies und das. Verantwortlich zeichnet dafür ein Kurator, der als heimatgeschichtlich interessierter engagierter Bürger benannt wird. Ich kenne auch einige Bürger, die sich für die Geschichte der Gartenstadt Marga und die Lebensgeschichten der Marganer interessieren. Aber das interessiert nun wiederum keinen, derjenigen, die für die Dauerausstellung verantwortlich zeichnen. Es wird vertrackt mit Fragezeichen. Bohren wir mit der Spirale mal etwa bis ins Jahr 2008. Da müssen wir durch ordentliche Grasnarben, durch Holz- und Betonköpfe, durch zementierte Standpunkte und Ansichten. In jenem Jahr mussten die Ortschronisten Brieske-Marga die drei thematisch eingerichteten Räume in der Schule am Platz des Friedens verlassen. Es sollte neue Farbe, neue Möbel, neues Leben in das 97-jährige Gebäude einziehen. Im gleichen Atemzug wurde zugesichert, dass das Domizil in der ehemaligen Poliklinik nur ein vorübergehendes sein sollte. Das Bohren schmerzt – wir stoßen vor zur Wurzel. Dort liegt ein Satz, der alles Übel verursacht. War es leichtfertige Rede oder ein Beschwichtigen oder ein sich vom Hals halten? Die Kegelhalle der Kaiserkrone wurde als neues Heim für die Archivschätze der Ortschronisten in Aussicht gestellt. Hier könne man nach der Sanierung endlich wieder Marga-Geschichte modern und anschaulich präsentieren. Die ehemalige Kegelhalle? Auch ein Versammlungs- und Vortragsraum und Toiletten stünden zur Verfügung? Die Köpfe rauchen – endlich ein Ort, an dem sich Besucher und Marganer willkommen fühlen, der muss gut geplant und eingerichtet werden! Jetzt kommt die Sache in Schräglage. Von der Kegelhalle habe keiner gesprochen, vielmehr sei es die Kegelbahn. Nun, das ist jetzt ein Spiegelei ohne das Gelbe, denn wohin zieht es die Busreisenden als erstes, wenn sie, in Erwartung einer einstündigen Führung durch ein einmaliges Kleinod der Gartenstadtbaukunst, aussteigen? Also nur ein Ausstellungsraum – lang, sehr lang und schmal – eben eine ehemalige Kegelbahn. Das ist für einen klugen Kopf kein Hindernis. Man braucht jetzt die Raummaße – Länge, Breite, Fenster, Steckdosen etc. Es wird eine lebendige Ausstellung, das ist sicher und durchdacht, schon intern ausdiskutiert und konzipiert. Die Ortschronisten stehen in den Startlöchern. Hinhalten und verzögern. Die Ortschronisten sitzen in den Startlöchern. Verschleppen, dehnen, ziehen. Die Ortschronisten liegen in den Startlöchern. Sie liegen auf der Lauer, wann es nun endlich losgeht. Es geht los! Sie werden nicht gefragt. Unsere Bohrungen ergeben ein paar halbherzige Zugeständnisse im Lokalblatt – nichts, auf das man sich berufen kann. Es steht ja dort nur, dass es eine Ausstellung in der ehemaligen Kegelbahn geben wird – von Ortschronisten ist nicht die Rede. Das ist doch mal klever und verdient allerhöchsten Respekt für bürokratische Rhetorik. Man muss sie nur zu verstehen wissen. Die Ortschronisten verstehen derweil die Welt nicht mehr und fragen nach. Mehrfach schriftlich. Die Antwort sieht so aus ___________________. Nulllinie. In dem Fall ist der Fall gestorben, die Angelegenheit hat sich erledigt. Dann eine Frage Auge in Auge mit den Mitgliedern des Ortsbeirates. Man kann gar nicht so viel bohren, wie da faule Stellen im Zahn sind. Die Antwort war nicht gut vorbereitet und dementsprechend un-bedacht:  Man könne sich nicht noch eine Heimatstube in Brieske-Marga leisten. Soso. Die Ortschronisten stapeln ihre drei kompletten Ausstellungen in die Räume des muffigen Exils. Sie versuchen zu retten, was zu retten ist, vor allem ihre Freude an der Forschungsarbeit und die Hoffnung auf eine Heimstatt. Im lokalen Blätterwald fällt die ein oder andere Formulierung auf Bodenfrost und manche hinterlässt einen wie auch immer gearteten Eindruck im Morast des Tauwetters. Einige Wortmeldungen drehen in den Luftbewegungen vor den Landtags- und Kommunalwahlen ein paar Spiralen, vielleicht werden diese und jene noch einige Male aufgewirbelt. Noch eine Heimatstube. Das klingt nach. Und weil es nicht noch eine Heimatstube geben könne und weil „nicht jeder Verein ein eigenes Domizil haben kann, das von der Stadt finanziert wird“, da verschwinden die Ortschronisten Brieske-Marga von allen Internetseiten, von allen Tagesordnungen sämtlicher Beratungs- und Beschlussgremien… ein Kind, das bockig ist, lässt man einfach links liegen. Ein Kind, das bockig ist, hat aber auch einen Grund dazu, es setzt auf anderem Weg seine Interessen durch, stärkt sich vielleicht sogar an der Nichtachtung. Jetzt erst recht. Bürokratische Rhetorik ist eben nicht immer die klügste und passendste, sie verkennt den Menschen der hinter dem Verwaltungsakt steckt. Wie umfänglich ist die Spirale, die durch bürokratische Rhetorik in Gang gesetzt wird? Berechnungsformel siehe oben.

Die Menschen hinter dem "Verwaltungsakt"(v.l.) Wolfgang Wache, Lothar Knobloch, Joachim Pendziwiater, Heinz Zuther, Werner Riska ...

JA