Donnerstag, 14. Mai 2020

Warum nicht aus der Not eine Tugend machen und die Krise zum Anlass nehmen, einige bestehende Prinzipien grundsätzlich infrage zu stellen?


Gastbeitrag Wochenthemaankündigung 20kw20

Werte Wochenthemler,

lasst euch entführen in die Gedankenwelt des Wolfgang Wache.
Ich konnte ihn wieder einmal für einen Gastankündigungstext gewinnen. Ja, dazu ist jeder herzlich eingeladen, sich einmal mit einem Thema auseinander zu setzen, sich darin zu vertiefen und andere teilhabenzulassen und zu inspirieren.

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VERGLEICHE – Ja, Vergleiche sind oft ein sehr gewagtes Unterfangen. Manchmal habe ich mich dabei erwischt, die Herangehensweisen eines Lausitzer Bergmanns mit der Herangehensweise eines Lausitzer Kulturmachers zu vergleichen. Dabei stelle ich mir vor, dass vor über einhundert Jahren der Bergmann zum ersten Male auf dem noch völlig unangerührten Lausitzer Boden stand. Vielleicht hatte er eine Karte in der Hand, die ihm anzeigte, für welche Gebiet er die Abbauberechtigung erworben hat. Welche wird seine erste Entscheidung sein. Schon hier hinkt der Vergleich Bergmann und Kulturmacher. Welche Berechtigung gibt es für den Kulturentwickler, welche Entscheidungen sind vergleichsweise zu treffen. Der Bergmann sucht zuerst die Stelle aus, an der er die Gebäudeanlagen der Grube errichten wird. Er wird dabei daran denken müssen, dass er an der Stelle wo er die Fabrikgebäude baut, er die Freilegung des Flößes ausschließen muss, weil die Fabrikgebäude keine Luftschlösser sind. Er wird die Stelle suchen, an der eine geringe Stärke des Kohlevorkommens vorhanden ist. Der Kulturmacher besitzt heutzutage nicht einmal eine Kulturaufbauberechtigung. Das war nicht immer so. In der Briesker Ortsgeschichte gab es nach 1945 doch so etwas ähnliches wie ein Kulturaufbauauftrag. Mir ist bekannt, um einen Neuanfang im kulturellen Leben von Grube Marga zu beginnen wurde Ende 1945 ein „Sport- und Kulturkartell Brieske-Grube Marga“, für „Sport, Chor, Tanz und Laienspiel“ gegründet. Im Jahr 1946 ging daraus z.B. die S.G. Marga als kommunale Sportgemeinschaft hervor und am 25. Juni 1946 wurde die „Gesangsabteilung Brieske-Grube Marga“ gegründet. Bald danach gab es die ersten öffentlichen Auftritte des Chores, der neugebildeten Blaskapelle, des Zupforchesters, der Tanz- und der Akkordeongruppe in Marga. Ab 1948 gab es dann Kulturhäuser für kulturelle Zwecke, in der Ausstellungen, Treffen, Vorträge, Konzerte, Diskos, Musikunterricht, Empfänge u.ä. stattfanden und in der sich kulturelle oder sportliche „Zirkel“ und Gruppen (Zeichenzirkel, Schreibzirkel usw.) betätigen konnten.
Lausitzer Lyrikfestival
Performance "Das schwarze Gold ist verbrannt"
im ehemaligen Zechenhaus Brieske
In fast jeder Stadt und in vielen Dörfern errichteten und finanzierten der Staat oder örtliche Großbetriebe ein Kulturhaus oder stellten die Räumlichkeiten kostenlos zur Verfügung. Sie waren neben den Theatern, Kinos, Kirchen, Pionierhäusern und Sportanlagen ein wichtiger Teil der Alltagskultur. Somit haben die vom Braunkohlenkombinat betriebenen Kultureinrichtungen bis zum Ende der DDR für die kulturelle Betreuung in und um Senftenberg gesorgt.
Es gibt ab dem Wendezeitraum nicht mehr die betrieblich angestellten Kulturmacher und auch nicht mehr die Bergleute im Senftenberger Revier. Jetzt kommt das „Aber“, es gibt noch einen Verein in Brieske, der ein Zuhause für Kulturmacher bietet. Man glaubt es kaum, es gab den Kulturmacher, der zum ersten Mal auf dem zerwühlten Lausitzer Boden in einer Region völlig zerstörter Entwicklungsabläufe stand. Vielleicht hatte er ein selbstentworfenes Konzept in der Hand, für das er keine Aufbauberechtigung erworben hatte. Welche wird seine erste Entscheidung sein?

Die Macher des Vereins Nachwuchs-Literatur-Zentrum „Ich schreibe!“ haben schon über viele Projekte und künstlerische Aktionen entschieden - in den vielen Jahren auch mit großen Erfolgen. Darauf können sie stolz sein. Das bin auch ich gemeinsam mit meinen Mitstreitern.

Lausitzer Lyrikfestival
Matinee mit "Autorenkreis Kornblume"
Yana Arlt / Alexander Kiensch / Stefan Reschke / Wolfgang Wache
Ich bin schon ein komischer Typ. Immer wenn ich etwas als sehr schön und als gelungen empfinde, möchte ich gern auch andere daran teilhaben lassen. So ging es mir stets mit den vergangenen literarischen und künstlerischen Vereinsaktivitäten. Die bereits 7 Jahre lang durchgeführten Lausitzer Lyrikfestivals, so glaube ich, waren mit eine der schönsten Treffen von Kollegen der schreibenden Zunft. Jeder der Teilnehmer hatte es bestätigt. Gern denke ich noch an das Lyrikfest in den Jahren 2018 und 2019 zurück. Bereits am ersten Festivaltag, dem Freitag hatten wir gemeinsam mit Graphikern und Malern eine Ausstellung mit Ergebnissen der sommerlichen Kunstpleinairs eröffnet. Während dieser Veranstaltung lud ich 2018 gemeinsam mit Yana Arlt auf der neuen Kleinkunstbühne zu dem Leseprogramm „Menschenpunkte“ ein. Es wurden Texte in einer wunderbaren neuen Raumatmosphäre vorgetragen. Durch verschiedene Lichtfarben und Klanginstrumente entstanden unterschiedliche Stimmungen. Auf der Leinwand begleitenden verschiedene Fotomotive aus der Lausitz die Lesung. Diese wunderschöne Leseperformance wurde abgerundet mit einem original russisch-kasachischem Büfett.
Lausitzer Lyrikfestival
.Menschen.punkte.
Yana Arlt / Wolfgang Wache
Am nächsten Tag trafen ich und Jana Arlt uns mit den Dichterkollegen des „Autorenkreis Kornblume“ auf dem Marktplatz Brieske. Gemeinsam fuhren wir an den Senftenberger See und saßen pünktlich um 10:00 Uhr am Gründungsort unserer Dichtergruppe. Das Wetter passte, Sonne schien. Auch während des Mittagessens in der „Niemtscher Mühle“, wenige Schritte vom Senftenberger See entfernt, fanden Gespräche über die zukünftige Arbeit statt. Ab 15:30 Uhr begannen die einzelnen Lesungen. Diesmal hatte jeder Zeit, den anderen Kollegen zuzuhören. Das kam bei allen Teilnehmern und den Gästen gut an. Einige sagten sogar, dass dieses Treffen das beste von den immer sehr gelungenen Festivals gewesen war. Als Veranstalter freut man sich darüber. Am Sonntag stand ich dann zur Matinee mit Yana Arlt, Stefan Reschke und Alexander Kiensch im und auf dem literarischen Labyrinth. Ich bin immer noch begeistert von dieser wunderschönen Dichterbegegnung.
Lausitzer Lyrikfestival
Treff des "Autorenkreis Kornblume"
am Gründungsort am Senftenberger See
Eigentlich, das muss ich an dieser Stelle gestehen, wollte ich aufhören. Die Finanzierung wird ja immer schwieriger, der Weg zu den Fördertöpfen, von denen immer behauptet wird, dass sie gut gefüllt sind, wird immer steiniger. Manche denken, wenn die Veranstaltung zu Ende ist, ist alles gelaufen. So ist es eben nicht. Die Vor- und Nachbereitungen kosten jedes Mal viel Kraft und Ausdauer. Genau das ist es auch, was uns Freischaffende und kleinere Vereine ein wenig abschreckt, solche großen Projekte anzugehen.

Was ist in den letzten Monaten geschehen?
Hat ein Virus bestehende gesellschaftliche und kulturelle Instabilitäten in Deutschland sichtbarer gemacht? Wie stabil ist der deutsche Kulturbereich vor der Krise gewesen? Und wie müsste er verändert werden, um künftig krisenfester aufgestellt zu sein? Warum nicht aus der Not eine Tugend machen und die Krise zum Anlass nehmen, einige bestehende Prinzipien grundsätzlich infrage zu stellen?

Gern möchte ich das 8. Lausitzer Lyrikfestival im Monat September 2020 zum Anlass nehmen, um mit Kollegen darüber zu diskutieren.

Jeder kann sich mit seinen Ideen und Wünschen bei der Vorbereitung der Aktivitäten des kommenden Lyrikfestivals am 4. bis 6. September 2020 einbringen.
Dabei können wir auf alle Fälle Vergleiche vergleichen.

Lausitzer Lyrikfestival
Autorentreff und Lesung


Wochenthema 20kw20
vom 11. bis 17. Mai 2020 
VERGLEICH-EN

Mit einer kurzen Info an nlz-ich-schreibe@gmx.de kann man sich in den Verteiler für das Wochenthema incl. Ankündigungstext eintragen lassen.


Lausitzer Lyrikfestival
.Menschen.punkte.

Lausitzer Lyrikfestival
Vernissage der Ausstellung mit Werken des
Sommerkunstpleinairs unter der Führung der
Künstlervereinigung "Kreis 07"