MARGA-Schaufenster Mai 2020 Marlen Haushofer 1920 - 1970 |
Marlen
trug gern dezente Kostüme und Kleider und hatte
eine
Vorliebe für Pastellfarben und Blau: „Meine Farbe ist
Blau.
Es gibt mir Mut und rückt alle Menschen und Dinge
von
mir ab. Richard glaubt, ich trage meine blauen Kleider
nur,
weil sie mir zu Gesicht stehen; er weiss nicht, dass
ich
sie zu meinem Schutz trage.“
Textquelle: www.marlenhaushofer.ch
Alles begann vor ... vielen ... Jahren mit "Die Wand".
Ein Buch, das dutzende Male interpretiert wurde. Der Roman ist "düster", "wichtig", "eindringlich", "wunderbar", "beklemmend", "zu tiefst berührend", "schwer verfilmbar" ... Zum Glück wusste ich davon nichts als ich es in die Hände bekam und las. Dann verschenkte ich eine Ausgabe dieses Buches. Das tue ich nicht oft und wenn dann wohl überlegt. Seit dieser Lektüre verbindet Susann Vogel und mich die Begeisterung für Leben und Werk der österreichischen Schriftstellerin Marlen Haushofer.
Am 11. April 1920, vor 100 Jahren, wurde Marie Helene Frauendorfer in Frauenstein geboren; am 21. März 1970, vor 50 Jahren, verstarb sie nach schwerer Krankheit in Wien.
Wir gestalteten in diesem Jubiläumsjahr eines der Schaufenster unserer Begegnungsstätte & Galerie MARGA in Brieske-Marga. Man könnte dieses Fenster mit "Schriftsteller vorgestellt" überschreiben. Auch wenn Marlen Haushofers Bücher wie "Die Mansarde", "Bartls Abenteuer", "Eine Handvoll Leben", "Die Frau mit den interessanten Träumen" nicht aus den Regalen der "Lausitzer Literatursammlung" entnommen wurden, sind sie doch eine aufschlussreiche und inspirierende Lektüre für die beiden Lausitzer Autorinnen Susann Vogel und Yana Arlt. So regte "Die Wand" zu einer gemeinsamen Leseperformance an, die zum Tag des offenen Ateliers, am 24. Oktober 2020, in Brieske Premiere feiern wird.
Was nun die Frage angeht, inwiefern Brieske-Senftenberg etwas mit Steyer und Wien zu tun hat, kann man über die Städtepartnerschaft zwischen Senftenberg/ Niederlausitz und Senftenberg/ Niederösterreich doch noch eine Brücke schlagen ~ Steyr, die Stadt in der Marlen Haushofer lange lebte, liegt im Alpenvorland an der Grenze zu Niederösterreich.
multimediale Leseperformance "Die Wand"
Marlen Haushofer "Verdutzt streckte ich die Hand aus und berührte
etwas Glattes und Kühles: einen glatten kühlen Widerstand an einer
Stelle, an der doch gar nichts sein konnte als Luft. [...] Ich stand
noch drei mal auf und überzeugte mich davon, daß hier, drei Meter vor
mir, wirklich etwas Unsichtbares, Glattes, Kühles war, das mich am
Weitergehen hinderte. Ich dachte an eine Sinnestäuschung, aber ich
wusste natürlich, daß es nichts Derartiges war. Ich hätte mich leichter
mit einer kleinen Verrücktheit abgefunden als mit dem schrecklichen
unsichtbaren Ding. Aber da war Luchs mit seinem blutenden Maul, und da
war die Beule auf meiner Stirn, die anfing zu schmerzen."
Wände sind zuweilen unsichtbar und doch trennen sie Menschen
voneinander, trennen den Menschen von der Natur, von der Welt. An Wänden
kann man sich verletzen. Sie scheinen unüberwindbar. Sie schaffen ein
"davor" und "dahinter" auch ein "drinnen" und "draußen" - auf welcher
Seite man sich selbst gerade befindet, ist nicht immer eindeutig. Die
Künstler Yana Arlt, Susann Vogel und Wolfgang Wache setzen sich in den
Zeiten, in denen ein Virus - ein kaum wahrnehmbarer Krankheitserreger -
Menschen voneinander Abstand halten lässt, voneinander trennt, mit den
Themen Entfremdung, Isolation, Einsamkeit, Naturerfahrung, Ohnmacht und
Lebensantrieb auseinander. Die sehr individuellen und persönlichen
Texte, Bilder, Filme und Klänge werden zu einem Gesamtwerk
zusammengefügt.