Wenn ich mich nicht täusche, ist dies mein erster Post für
den NLZ-Blog. Und das zum Einjährigen. Tja, so ist das mit den Onkeln, die man
gerne öfters mal sehen würde, die sich aber immer nur selten blicken lassen,
und dann haben sie meistens auch grade ziemlich viel zu tun. Von der Sorte habe
ich übrigens auch einen.
Aber es ist nun mal so, dass man im Leben unterschiedliche
Phasen durchmacht und mal mehr und mal weniger dazu kommt, dem zu folgen, was
einen im Innersten wirklich antreibt. Seit viel zu langer Zeit schon komme ich
nur noch bedingt dazu, all das niederzuschreiben, was mich tagtäglich bewegt.
Es gab eine Zeit, da habe ich quasi jeden Tag geschrieben, meine virtuellen
Speicherplätze quollen aus allen Nähten (na ja, taten sie nicht, aber nur, weil
Word-Dateien so wenig Platz wegnehmen). Und jetzt? Mein Kopf füllt sich mit
Ideen, Bildern, Personen, über die ich schreiben möchte, aber wenn ich dann mal
Zeit habe, kommt eben doch wieder etwas dazwischen – die nächste Bewerbung muss
ausformuliert werden, das nächste Buch gelesen, der nächste Wandertag mit der
Freundin unternommen. Alles höchst angenehme Sachen, keine Frage, und trotzdem
macht sich das Gefühl breit, dass man da was liegen lässt, was man unbedingt aufheben
sollte, so bald wie möglich.
Vielleicht sollte ich mir diesen Jubiläums-Post zum Anlass
nehmen, mich wieder mehr mit den ungeborenen Texten in meinem Kopf zu
beschäftigen und ihnen das Recht auf Leben einzuräumen, das sie unzweifelhaft
verdient haben. Sozusagen als Startschuss. Denn wie oft hat man schon
Gelegenheit, mit Lyrikern und Wortkünstlern zusammenzukommen, die einen so gut
verstehen und so offen für Ideen und Vorstellungen und Fantasien sind. Und das
sind „die Senftenberger“, wie ich sie hier in Halle verkürzend für mich nenne,
das sieht man ja schon an diesem wunderbaren Blog, der meiner Meinung nach als
(bisher) lediglich Besucher auf sein erstes Jahr ziemlich stolz sein kann. Hier
wird eine Bresche geschlagen für die Freiheit der Kunst in all ihren
Ausdrucksformen und für das Bewusstsein, dass wir als Gesellschaft diese freie
Kunst, frei von Konventionen, von vorgegebenen Formen, von Bedingungen, die an
Fördermittel gehängt werden, unbedingt brauchen. Dies hier zu erarbeiten, ist
gewiss nicht leicht, wie Susann als „Gründerin“ dieses Blogs sicher bestätigen
kann, aber auch Jana und Wolfgang und durchaus auch ich.
Die Beteiligung an einem solchen Projekt wie dem NLZ oder
dem Autorenkreis Kornblume ist ganz gewiss eine großartige Referenz, oder um es
etwas menschlicher auszudrücken: Ich fühle mich immer wieder geehrt, mich als
Teil dieser Gruppe fühlen zu dürfen. Und als solcher möchte ich mir an dem
Arbeitseifer von Wolfgang, Jana, Susann ein Vorbild nehmen. Also hoffe ich
doch, dass in nächster Zeit einiges mehr von mir hier oder auch im nicht minder
spannenden NLZettel zu lesen sein wird. In diesem Sinne: danke ich euch, „den
Senftenbergern“, für die fortwährende Inspiration, die mich selbst dann immer
wieder erreicht, wenn ich von angenehmen und weniger angenehmen Ablenkungen
erdrückt werde. Und ich hoffe – und werde so viel wie möglich dafür tun, selbst
daran mitwirken zu können – dass dieser Blog auch weiterhin so spannende und
kreative Einblicke gewährt.