Donnerstag, 31. Juli 2014

Jubiläums-Post von Alexander Kiensch ~ 2. August = 1 Jahr NLZ-Blog



Wenn ich mich nicht täusche, ist dies mein erster Post für den NLZ-Blog. Und das zum Einjährigen. Tja, so ist das mit den Onkeln, die man gerne öfters mal sehen würde, die sich aber immer nur selten blicken lassen, und dann haben sie meistens auch grade ziemlich viel zu tun. Von der Sorte habe ich übrigens auch einen.

Aber es ist nun mal so, dass man im Leben unterschiedliche Phasen durchmacht und mal mehr und mal weniger dazu kommt, dem zu folgen, was einen im Innersten wirklich antreibt. Seit viel zu langer Zeit schon komme ich nur noch bedingt dazu, all das niederzuschreiben, was mich tagtäglich bewegt. Es gab eine Zeit, da habe ich quasi jeden Tag geschrieben, meine virtuellen Speicherplätze quollen aus allen Nähten (na ja, taten sie nicht, aber nur, weil Word-Dateien so wenig Platz wegnehmen). Und jetzt? Mein Kopf füllt sich mit Ideen, Bildern, Personen, über die ich schreiben möchte, aber wenn ich dann mal Zeit habe, kommt eben doch wieder etwas dazwischen – die nächste Bewerbung muss ausformuliert werden, das nächste Buch gelesen, der nächste Wandertag mit der Freundin unternommen. Alles höchst angenehme Sachen, keine Frage, und trotzdem macht sich das Gefühl breit, dass man da was liegen lässt, was man unbedingt aufheben sollte, so bald wie möglich.

Vielleicht sollte ich mir diesen Jubiläums-Post zum Anlass nehmen, mich wieder mehr mit den ungeborenen Texten in meinem Kopf zu beschäftigen und ihnen das Recht auf Leben einzuräumen, das sie unzweifelhaft verdient haben. Sozusagen als Startschuss. Denn wie oft hat man schon Gelegenheit, mit Lyrikern und Wortkünstlern zusammenzukommen, die einen so gut verstehen und so offen für Ideen und Vorstellungen und Fantasien sind. Und das sind „die Senftenberger“, wie ich sie hier in Halle verkürzend für mich nenne, das sieht man ja schon an diesem wunderbaren Blog, der meiner Meinung nach als (bisher) lediglich Besucher auf sein erstes Jahr ziemlich stolz sein kann. Hier wird eine Bresche geschlagen für die Freiheit der Kunst in all ihren Ausdrucksformen und für das Bewusstsein, dass wir als Gesellschaft diese freie Kunst, frei von Konventionen, von vorgegebenen Formen, von Bedingungen, die an Fördermittel gehängt werden, unbedingt brauchen. Dies hier zu erarbeiten, ist gewiss nicht leicht, wie Susann als „Gründerin“ dieses Blogs sicher bestätigen kann, aber auch Jana und Wolfgang und durchaus auch ich.

Die Beteiligung an einem solchen Projekt wie dem NLZ oder dem Autorenkreis Kornblume ist ganz gewiss eine großartige Referenz, oder um es etwas menschlicher auszudrücken: Ich fühle mich immer wieder geehrt, mich als Teil dieser Gruppe fühlen zu dürfen. Und als solcher möchte ich mir an dem Arbeitseifer von Wolfgang, Jana, Susann ein Vorbild nehmen. Also hoffe ich doch, dass in nächster Zeit einiges mehr von mir hier oder auch im nicht minder spannenden NLZettel zu lesen sein wird. In diesem Sinne: danke ich euch, „den Senftenbergern“, für die fortwährende Inspiration, die mich selbst dann immer wieder erreicht, wenn ich von angenehmen und weniger angenehmen Ablenkungen erdrückt werde. Und ich hoffe – und werde so viel wie möglich dafür tun, selbst daran mitwirken zu können – dass dieser Blog auch weiterhin so spannende und kreative Einblicke gewährt.

2012 war es endlich so weit. Alexander Kiensch veröffentlichte im verlag*wache wolfgang sein erstes eigenes Buch unter dem Titel "Fragen ohne Antworten". Ich bin mir fast sicher, dass Alex auch schon die Frage gehört hat: Und, wie viele Bücher hast du schon verkauft? Auch nach zwei Jahren bleibt die Verkaufsbilanz dürftig aber das ist nicht der Punkt. Es geht darum, dass ein junger Autor all seinen Mut und seine Kraft zusammennimmt und aus seiner Schubladensammlung eigener Texte ein Buch macht/ machen lässt! Er tritt in die Öffentlichkeit, präsentiert seine Geschichten und damit seine Publikation vor einem Publikum - was für ein Schritt. Alexanders Texte überraschen mich immer wieder - auch dieser Blogbeitrag und ich wünschte mir, dass viel mehr Leser sein Buch kaufen, um in seiner Erzählkunst zu schwelgen. Sehen Sie die Frau, die bei seiner Buchpremiere im Rahmen des Verlagsfestes die erste Käuferin seines Buches war und die sich bei dieser Gelegenheit das Exemplar vom Autor signieren ließ? Das ist Gretel Heinrich - eine 85 Jährige, die nie aufgehört hat, sich für die Nöte und Träume junger Menschen zu interessieren, sie hat als Hortnerin schon dem Jungen namens Wolfgang Wache Mut gemacht, den eigenen (künstlerischen) Weg zu gehen ... das ist aber eine ganz eigene Geschichte.