Montag, 5. Mai 2025

Inspirieren lassen ~ Töpfchen steh

Ameiseninvasion, eingestaubte Gläser und Tassen, eingetrocknete Pinsel, abgestumpfte Schnittmesser, Stapel von Papier auf Tischen und Stühlen, verschwundene Skizzen, verschollene Drucke, pergamentene Geranienblätter, Krümel auf der Auslegware, klebrige Flecken auf Plasttischdecken und Fußbodenfliesen... was zuerst gar nicht nach stundenlanger, tagelanger Aufräumarbeit aussah, wird zeitlich und nervlich zu einer Herausforderung. Und dann soll auch noch der Planschrank (in Einzelteilen) angeliefert werden und die Bilderrahmen in der Größe A1 werden irgendwann in der Zeit von 9:30 bis 13:30 Uhr zugestellt, die Meldung beim Amt ist uns komplett durch die Lappen gegangen, es ist warm, es ist kalt, es ist windig, die Pfandflaschen einpacken und abgeben, neue Getränke kaufen... und etwas Brot und Käse für einen Happen zwischendurch, wenn wir am Samstag und am Sonntag von Früh bis Abend im Einsatz sind. Haben wir noch genügend Kaffee und Milch und Filtertüten, was ist noch an Tee da? Der Transport und der Aufbau des Planschranks läuft nicht nach Plan... ich hau mir ne mächtige Beule an die Stirn, fluche – auf alle, die am Feiertag zu hause sitzen oder bei Radtouren, Grillabenden etc. den Maitag genießen. Ich stehe, kniee, schlurfe, laufe, hetze, schleppe Zeugs von a nach b... wie konnte sich in den Wintermonaten nur so eine Unordnung im Atelier entwickeln. Wo sind die Kalender von 2015 bis 2025. Die Druckerei ist am Brückentag geschlossen – wo sind jetzt die Probeausdrucke des Kalenders 2026, die ich gerade noch so fertigbekommen habe. Wie bekomme ich die ca. 22 Kg Sand vom Atelier zur Kirche ohne, dass mir die Eimer dabei kaputt gehen – ja, alles schon erlebt. Habe ich alle Bücher zum Thema „Labyrinth“ im Korb? Ach, ich darf die Djembe nicht vergessen. Was will ich überhaupt am Sonntag lesen? Ich schmeiße den Warmwasserboiler an, fülle die Abwaschschüssel und verteile ein paar Schaumflocken auf dem Weg zwischen NLZ und Atelier auf den Margahof... wär das schön und vor allem praktisch, wenn endlich mal... Fußboden, Heizung, Wasseranschluss, Toilettenbecken... jetzt nur nicht darüber auch wieder aufregen. Den Frust wegsaugen, wegwischen, wegspülen... lass uns für heute Schluss machen, die Kraft ist raus. Haben wir noch Eis im Gefrierfach? Ja, für jeden ein Schälchen Tartufo, das leckere mit der Kakaopulverschicht obenauf... die bröselt herrlich über die eben gesaugte Auslegware und den eben abgewischten Tisch... wir schaffen das. Es wird alles schick aussehen zum Tag des offenen Ateliers und wir werden freundliche und interessierte Gäste haben. Netter Besuch, der staunt, was wir so alles machen hier in der Gartenstadt Marga.

Wo sind eigentlich die Spendenbüchsen... immer vergessen wir, die Spendenbüchsen aufzustellen, denn die Fördermitteltöpfe sind längst kein „Töpfchen koche“ mehr, sind es ja auch nie gewesen... nein, lies mir nicht die Analyse der Lage der Kultur und Kunst aus den „Kulturpolitischen Mitteilungen“ vor...

Yana Arlt


Jede Kultureinrichtung und jede Kulturveranstaltung, die ein öffentliches Interesse und ein Publikum findet, unterstreicht damit ihre Existenzberechtigung. Das klingt banal, aber eine möglichst effiziente Auslastung der Kapazitäten kann Argumente entkräften, die den Bestand infrage stellen. Im Kulturbereich ist zwar Platz für alle, aber zu viele Plätze bleiben leer. Wo dies sichtbar und als Problem erkannt wird, wird es schwierig. Sparkommissare picken sich vorzugsweise die Einrichtungen und Angebote heraus, denen es vermeintlich an Besuch mangelt. […] Gesellschaftliche Determinanten vor Ort wie Einkommensniveau, Bildungs- und Sozialstatus spielen bei fehlender Nachfrage sicherlich eine Rolle, aber passt dann noch das Angebot? In traditionsbewussten Städten mag das Druckpotential geringer sein, in Metropolen mit Touristen, die die Auslastung der kulturellen Infrastruktur verbessern, ebenso, aber abseits des Feuilletons stellt sich die Frage dringlicher.

 
Kurt Eichler
„Zeitenwende für die Kultur – eine Zumutung?“
aus „Kulturpolitische Mitteilungen“ 188 der Kulturpolitischen Gesellschaft e.V.