Montag, 19. Mai 2025

Inspirieren lassen ~ Backe, backe Kuchen

 

Was für einen Freiluftveranstaltungsorganisator der „Horror“ ist, war mir am vergangenen Sonntag nur Recht. Kalt, nieselig bis starkregnerisch, windig. Ein Couchtag vom Feinsten.
Weniger wohl gefühlt haben sich da vermutlich die Mitstreiter des Leseevents auf dem Marktplatz Senftenberg. Vielfältige Akteure auf, vor und um die Bühne gestalteten vier Tage rund um das Buch. Auch wir waren mit der Leseratte Raz, dem Bücherwurm Vermiculus und der schlauen Eule Sophia dabei. Am Donnerstagmorgen um acht stand Wolfgangs vollgepacktes Auto vor dem Rathaus, wir schleppten die Metallstreben der Puppenbühne, Koffer voller Kulissen und Requisiten, Bücher, Lautsprecher, Mikrophone, Mischpult, Rucksack und Taschen in den Großen Ratssaal. Was uns dann erwartete, darauf hatte uns keiner vorbereitet. Aus „1 Anmeldung“(vermutlich eine Grundschulklasse) zu unserem Puppenspiel mit Geschichtenimpuls waren per E-Mail-Information am Vorabend 90 Kinder geworden und dann mussten Stühle herangetragen werden, die in Summe 130 ergaben. Raz machte das natürlich gar nichts aus. Er siebte Mehl, warf Eierschalen über die Spielleiste und polterte mit Rührschüsseln, wie wir es über mehrere Tage geprobt hatten. Auch Wolfgang meisterte seinen Part vor der Bühne als Vermittler zwischen Figuren und Publikum. Man konnte es nicht sehen aber die Puppenspielerin hatte hinter der Buchregalkulisse ein breites Grinsen auf dem Gesicht, als ein paar Anspielungen, die für die Erwachsenen gedacht waren, tatsächlich auch ein Kichern hervorriefen, als Raz' Tohuwabohu die Kinder zum Kreischen brachte. Ok, niemand hatte gesagt, dass es nach diesen Szenen einfach sein würde, wieder Ruhe und Aufmerksamkeit in den Zuschauerreihen zu schaffen. Nach 45 min waren auch wir beide geschafft. In solchen Momenten sind alle vorherigen Mühen und Schwierigkeiten vergessen. Ob wir Geschichten geschickt bekommen? Ob auch bei den Lehrern und Erziehern die Botschaft vom Buch als Medium zur (schön)geistigen Entwicklung der Kinder angekommen ist und dass wir als Partner zur Verfügung stehen. Was nehmen die Kinder mit in die Schulen und Kitas? Was werden sie ihren Eltern und Geschwistern erzählen?
Ein Künstler öffnet sich auf der Bühne – ob hinter einem Kulissenbild, ob ganz vorn an der Rampe, ob vor einer Kamera oder an einem Lesetisch, ob bei einer Vernissage oder am Mikrophon. Welchen Künstler habt ihr zuletzt erlebt? Was habt ihr von dieser Veranstaltung „mitgenommen“? Welches Geschenk konnte euch der Künstler machen? Was hat euch möglicherweise enttäuscht? Hat das eure Meinung über den Künstler und seine Kunst geändert? Geht ihr mit Erwartungen zu einer Veranstaltung oder lasst ihr euch darauf ein, was ihr geboten bekommt? Als die erste Gruppe Kinder den Saal betrat, kündigte die Erzieherin an: Wir kommen heute zum Puppentheater! Was hat man den Kindern vorher bereits erzählt? Wie und mit welchen Worten hat die Erzieherin von der Veranstaltung erfahren? Nun könnte man auch sagen: Was machst du dir so viele Gedanken, zieh dein Ding durch. Aber es ist ja nicht das Erfüllen einer Pflicht, das Abarbeiten einer Vereinbarung, es ist immer auch eine Menge Engagement und – ja, ich erlaube mir diesen Pathos – Herzblut dabei. Wir wollen nicht nur unterhalten – weder bei den Puppenspielen noch bei eigenen Kunstprojekten, Lesungen, Performances, Workshops. Es geht tiefer. Es geht weiter. Es ist mehr. Damit liegen wir nicht im Trend aber wir liegen richtig. Richtig für uns.
Was nun die Marktaktion betrifft, die sich derweil vor den Rathaustüren entfaltete – ich kann nicht sagen, wie viele Besucher an diesen Tagen in den Büchern schmökerten, in den Hängematten schaukelten, auf den Sitzsäcken fläzten, den Lesungen und musikalischen Darbietungen folgten. Ich weiß nicht, wie viele Menschen diese Aktion erreichte, mit welchen Erwartungen Menschen dorthin gingen und was sie „mitnahmen“. Ich war am Freitag bei unserer Leseveranstaltung in der Galerie MARGA, machte am Samstag die Nachbereitung der Veranstaltungen im NLZ und lag am Sonntag auf der Couch, während es draußen zeitweise tröpfelte und prasselte. Ich weiß, dass am Montagmorgen alles in den großen Laster geladen wurde, der in die nächste Stadt fährt... An der Stelle, an der die Lesebühne aufgebaut war, steht morgen der Fleischerwagen oder ein Gemüse- und Obststand oder der Kurzwarenhändler. Viele Menschen sind an den 3 Markttagen der Woche in der Stadt unterwegs – war einer von ihnen beim Lesefest, hat einem von ihnen der Enkel von der Leseratte Raz erzählt, den fliegenden Schüsseln und Eierschalen..., dem blauen Himmel, den Bergen, den Kühen, den blühenden Obstbäumen, den Apfelstücken..., der singenden Maus...

Yana Arlt

Backe, backe, Kuchen
Der Bäcker hat gerufen!
Wer will guten Kuchen backen
Der muß haben sieben Sachen:
Eier und Schmalz
Butter und Salz
Milch und Mehl
Safran macht den Kuchen gehl!

Safran? Was ist eigentlich Safran?
Und was ist Kuchen-gel? Ich kenne nur Haargel!

Schieb, schieb in´n Ofen ´nein.

Raz singt einen alten Kinderreim ~