Was für einen
Freiluftveranstaltungsorganisator der „Horror“ ist, war mir am
vergangenen Sonntag nur Recht. Kalt, nieselig bis starkregnerisch,
windig. Ein Couchtag vom Feinsten.
Weniger wohl gefühlt haben
sich da vermutlich die Mitstreiter des Leseevents auf dem Marktplatz
Senftenberg. Vielfältige Akteure auf, vor und um die Bühne
gestalteten vier Tage rund um das Buch. Auch wir waren mit der
Leseratte Raz, dem Bücherwurm Vermiculus und der schlauen Eule
Sophia dabei. Am Donnerstagmorgen um acht stand Wolfgangs
vollgepacktes Auto vor dem Rathaus, wir schleppten die Metallstreben
der Puppenbühne, Koffer voller Kulissen und Requisiten, Bücher,
Lautsprecher, Mikrophone, Mischpult, Rucksack und Taschen in den
Großen Ratssaal. Was uns dann erwartete, darauf hatte uns keiner
vorbereitet. Aus „1 Anmeldung“(vermutlich eine Grundschulklasse)
zu unserem Puppenspiel mit Geschichtenimpuls waren per
E-Mail-Information am Vorabend 90 Kinder geworden und dann mussten
Stühle herangetragen werden, die in Summe 130 ergaben. Raz machte
das natürlich gar nichts aus. Er siebte Mehl, warf Eierschalen über
die Spielleiste und polterte mit Rührschüsseln, wie wir es über
mehrere Tage geprobt hatten. Auch Wolfgang meisterte seinen Part vor
der Bühne als Vermittler zwischen Figuren und Publikum. Man konnte
es nicht sehen aber die Puppenspielerin hatte hinter der
Buchregalkulisse ein breites Grinsen auf dem Gesicht, als ein paar
Anspielungen, die für die Erwachsenen gedacht waren, tatsächlich
auch ein Kichern hervorriefen, als Raz' Tohuwabohu die Kinder zum
Kreischen brachte. Ok, niemand hatte gesagt, dass es nach diesen
Szenen einfach sein würde, wieder Ruhe und Aufmerksamkeit in den
Zuschauerreihen zu schaffen. Nach 45 min waren auch wir beide
geschafft. In solchen Momenten sind alle vorherigen Mühen und
Schwierigkeiten vergessen. Ob wir Geschichten geschickt bekommen? Ob
auch bei den Lehrern und Erziehern die Botschaft vom Buch als Medium
zur (schön)geistigen Entwicklung der Kinder angekommen ist und dass
wir als Partner zur Verfügung stehen. Was nehmen die Kinder mit in
die Schulen und Kitas? Was werden sie ihren Eltern und Geschwistern
erzählen?
Ein Künstler öffnet sich auf der Bühne – ob
hinter einem Kulissenbild, ob ganz vorn an der Rampe, ob vor einer
Kamera oder an einem Lesetisch, ob bei einer Vernissage oder am
Mikrophon. Welchen Künstler habt ihr zuletzt erlebt? Was habt ihr
von dieser Veranstaltung „mitgenommen“? Welches Geschenk konnte
euch der Künstler machen? Was hat euch möglicherweise enttäuscht?
Hat das eure Meinung über den Künstler und seine Kunst geändert?
Geht ihr mit Erwartungen zu einer Veranstaltung oder lasst ihr euch
darauf ein, was ihr geboten bekommt? Als die erste Gruppe Kinder den
Saal betrat, kündigte die Erzieherin an: Wir kommen heute zum
Puppentheater! Was hat man den Kindern vorher bereits erzählt? Wie
und mit welchen Worten hat die Erzieherin von der Veranstaltung
erfahren? Nun könnte man auch sagen: Was machst du dir so viele
Gedanken, zieh dein Ding durch. Aber es ist ja nicht das Erfüllen
einer Pflicht, das Abarbeiten einer Vereinbarung, es ist immer auch
eine Menge Engagement und – ja, ich erlaube mir diesen Pathos –
Herzblut dabei. Wir wollen nicht nur unterhalten – weder bei den
Puppenspielen noch bei eigenen Kunstprojekten, Lesungen,
Performances, Workshops. Es geht tiefer. Es geht weiter. Es ist mehr.
Damit liegen wir nicht im Trend aber wir liegen richtig. Richtig für
uns.
Was nun die Marktaktion betrifft, die sich derweil vor den
Rathaustüren entfaltete – ich kann nicht sagen, wie viele Besucher
an diesen Tagen in den Büchern schmökerten, in den Hängematten
schaukelten, auf den Sitzsäcken fläzten, den Lesungen und
musikalischen Darbietungen folgten. Ich weiß nicht, wie viele
Menschen diese Aktion erreichte, mit welchen Erwartungen Menschen
dorthin gingen und was sie „mitnahmen“. Ich war am Freitag bei
unserer Leseveranstaltung in der Galerie MARGA, machte am Samstag die
Nachbereitung der Veranstaltungen im NLZ und lag am Sonntag auf der Couch,
während es draußen zeitweise tröpfelte und prasselte. Ich weiß,
dass am Montagmorgen alles in den großen Laster geladen wurde, der
in die nächste Stadt fährt... An der Stelle, an der die Lesebühne
aufgebaut war, steht morgen der Fleischerwagen oder ein Gemüse- und
Obststand oder der Kurzwarenhändler. Viele Menschen sind an den 3
Markttagen der Woche in der Stadt unterwegs – war einer von ihnen
beim Lesefest, hat einem von ihnen der Enkel von der Leseratte Raz
erzählt, den fliegenden Schüsseln und Eierschalen..., dem blauen
Himmel, den Bergen, den Kühen, den blühenden Obstbäumen, den
Apfelstücken..., der singenden Maus...
Yana Arlt
Backe, backe,
Kuchen
Der Bäcker hat gerufen!
Wer will guten Kuchen
backen
Der muß haben sieben Sachen:
Eier und Schmalz
Butter
und Salz
Milch und Mehl
Safran macht den Kuchen gehl!
Safran? Was ist eigentlich Safran?
Und
was ist Kuchen-gel? Ich kenne nur Haargel!
Schieb, schieb
in´n Ofen ´nein.
Raz singt einen alten Kinderreim ~