Gastautor: Alexander Kiensch
Werte
Wochenthemler,
Musik ist ja bekanntlich Geschmackssache. Streng
genommen ist ja fast alles Geschmackssache, zumal in der Kunst, aber
in der Musik dürfte sich diese Binsenweisheit wohl am deutlichsten
und schnellsten offenbaren. Man schaue nur einmal, wie lange es bis
zum ersten Hämmern an die Wand oder Klingeln an der Tür dauert, nur
weil man mal ein kleines bisschen Rammstein auflegt. Womit sich dies
wiederum als gutes Mittel erweist, seine sonst scheuen Nachbarn
einmal näher kennenzulernen. Aufmerksamkeit bekommt man auch, wenn
man mit dem Auto an der roten Ampel hält und Slipknot so laut laufen
lässt, dass die Passanten misstrauische Blicke werfen. Wobei
misstrauische Blicke allemal besser sind als tote Fische (welche Till
Lindemann im Frühjahr 2019 bei einem Soloauftritt zum Song "Fish
On" ins Publikum warf). Nicht nur besagter Lindemann sorgt ja
dabei regelmäßig dafür, dass eher mainstreamig orientierte
Menschen seinem Musikgenre die schlimmsten Vorwürfe machen -
gewaltverherrlichend (okay, Ozzy Osbourne biss einer Fledermaus den
Kopf ab, aber deswegen nicht Black Sabbath hören wollen…?), obszön
(ja, Marilyn Mansons frühere Auftritte wirken vielleicht nicht
direkt familientauglich, aber das hatte ja alles seinen guten Grund),
bösartig (gut, es kann einen ein wenig schaudern, wenn man die
Hintergründe zur norwegischen Black Metal-Band Mayhem liest:
wiki/Mayhem ; dazu
empfehle ich den wirklich beeindruckenden, allerdings reichlich
harten Spielfilm "Lords of Chaos") oder, am häufigsten
gehört: Diese Musik würde halt immer gleich klingen! (Am besten
geäußert von Leuten, die Mark Forster und Tim Bendzko hören, oder
was?;-)
Dass all das nicht stimmt und insbesondere die Fans dieser
diversen und großartigen Musikrichtung zum Freundlichsten und
erstaunlich Umsichtigsten gehören, was man auf Festivals und
Konzerten erleben kann (wer schon einmal in einem solch erlauchten
Kreise gepogt hat, weiß, wovon ich rede), kann man auf jedem
einzelnen Szene-Festival wieder erleben - so sie denn mal wieder
stattfinden. Bis dahin empfehle ich das youtube-Video "Der heavy
metal veganer" - hier werden einige profunde Wahrheiten sehr
amüsant erklärt.
Und wer nun noch vorwerfen möchte, diese Szene
sei ja eine ziemlich männerdominierte und mit einem kruden
Männlichkeitsbild behaftete Musikrichtung, dem empfehle ich folgende
lose (und bei weitem nicht vollständige) Liste an Metal-Bands mit
Frontfrauen (die nicht immer so martialisch auftreten, wie dieses
Wort vielleicht vermuten lässt): Evanescence, Jinjer, Delain, Arch
Enemy, Infected Rain, UnSun, Nightmare, Seven Dark Eyes, Autumn,
Blackbriar…
Womit wir also endlich beim eigentlichen Kern dieses
kleinen Werbe- und Bekehrungstextes wären - dem
Wochenthema 49 KW 20
vom 30.
November bis 6. Dezember
Metal
PS: Ich fände es ja spannend, quasi als musikalische interkulturelle Veranstaltung in Senftenberg einmal von allen Anwesenden ein, zwei repräsentative Songs aus ihren liebsten Musikgenres zu hören. Da käme bestimmt eine interessante, horizonterweiternde Mischung heraus…