vor der Lesung ~ |
„Das Programm wird gerade zusammengestellt“, begrüßt uns Konstanze Niemz am Sonntagnachmittag im Cafe Auszeit der Kulturfabrik Hoyerswerda, eine halbe Stunde bevor die Herbstlesung der Autorengruppe Pegasus beginnt. Es sind schon gut ein halbes Dutzend der Schreibenden anwesend und ins Gespräch vertieft. Davon bekommt Nanette Kubusch nicht viel mit, denn sie geht noch einmal ihre vorbereiteten Texte durch und versucht gegen das Lampenfieber anzukämpfen. Die junge Lyrikerin steht im Alltags- und Arbeitsleben ihre Frau aber mit den eigenen Texten im Rampenlicht auf der Bühne zu stehen, das ist etwas anderes. Ihre zarten Texte, die Gesehenes, Gehörtes und Empfundenes in Verse fassen, geben ihre aufmerksame Betrachtung der Welt wieder. Das sind nicht immer gefällige und angenehme Erlebnisse und Begegnungen, Nanette Kubusch zerfließt nicht in Sentimentalitäten, sie skizziert mit klaren Strichen, auch wenn es sich um einen Weg handelt, der im Nebel liegt. Die aufmerksamen Zuhörer malen beim Klang ihrer Stimme Bilder oder gar Filmsequenzen vor ihrem inneren Auge. Die Kutsche, die auf dem Feldweg vorüber rumpelt, die Spinne, die geduldig ihr Nest vor dem Fenster knüpft, der alte Mann, der hinter dem Zaun stehend den Passanten zuwinkt und sich freut, wenn auch ihm gewunken wird. Es sind Alltagsmomente, an denen Hunderte Menschen vorüber gehen und fahren, die Nanette Kubusch aufnimmt, mit Worten auf weißen Seiten festhält. Und dann sind da noch die großen und kleinen Lebensfragen, die menschlichen Sehnsüchte, die auch die junge Autorin umtreiben. Ich begleite sie mit Melodien auf dem Glockenspiel, die Raum geben für eigene Gedanken zwischen den Gedichten. Nanette Kubusch gibt an diesem Nachmittag einen ganz besonderen Klang in die zweistündige Collage verschiedenster Autorenstimmen.