Dienstag, 19. April 2016

Herzklopfen beim ~zigsten Bühnenauftritt

Werter Blosleser,
natürlich habe ich keine Ahnung, wie oft genau Susann Vogel schon auf einer Bühne stand oder gar mit ihren eigenen Texten sich einem Publikum präsentierte aber dieses Mal sollte es etwas Besonderes sein. Zum ersten Mal las die Autorin aus ihrem Manuskript, das schon in diesem Frühjahr als Buch im verlag*wache wolfgang erscheinen sollte. ABER. Nun es kommt oft genug anders im Leben als man es sich gewünscht oder als man gefürchtet hat. Wie soll man jemandem, der nicht selbst künstlerisch oder speziell literarisch tätig ist, erklären, was es bedeutet, an den eigenen Texten zu arbeiten, sich wieder und wieder mit den Gedanken von vor x Jahren oder gar den Niederschriften von gestern zu beschäftigen. Es gibt Lyriker, die arbeiten mehrere Jahre an einem 18-zeiligen Gedicht. Kann man das glauben? Will man sich das vorstellen? Dann ist Schreiben also eine Quälerei, eine kaum zu ertragende Pein? Nein! Das Schreiben ist ein Prozess, der uns Schreibende sogar in andere Bewusstseinszustände versetzen kann, weltentrückt erlebt man die Flutung mit Bildern, Gerüchen, Empfindungen. Worte, Wortfügungen tauchen wie eine Fata Morgana auf, locken uns, führen uns in die Irre. Hast du es auch gesehen? Wie kann ich es dir beschreiben? Das Gedicht, die Geschichte zum Greifen nahe, ganz klar, ohne jeglichen Weichzeichner, die Erkenntnis der Welt. Ja! Das Schreiben ist ein Prozess, der einsam macht, der Einsamkeit erfordert. Seltsamerweise ist man jedoch nie allein. Erkenne, dass die Fata Morgana eine Täuschung ist, sie ist nicht real - dein Gedicht, deine Geschichte hat nichts mit der "Wirklichkeit" zu tun. Die Wirklichkeit sind Leistungsdruck, Erwartungen, Hierarchien und Strukturen, Konsum und Anpassung. Wirklichkeit ist, nicht genug haben und nicht genug sein. Überarbeite deine Texte, gestalte sie gefällig und verständlich, lies sie unterhaltsam vor. Susann Vogel beugt sich nicht. Nicht beim Schreiben. Bei Vielem hat man keine Wahl aber beim Schreiben zählt nur der Künstler und die Verpflichtung zur Wahrheit, die er sich selbst auferlegt. Nicht alle tun das. Auch Wolfgang Wache beugt sich nicht. Er sitzt aufrecht und liest seinen Text, in dem es heißt: "Anblicke martervoller Bildnisse/ der vergangenen Hoffnungen/ Einfalllose Stunden gehen dahin". Wer will das an einem Sonntagnachmittag hören? Wer will das verstehen? Das Publikum hat die Wahl, es kann auch aufstehen und zum Volksspektakel gehen, das wenige hundert Meter entfernt veranstaltet wird. Es bleibt sitzen. Mancher kommt auf die junge Autorin Vogel zu und drückt angenehme Berührtheit, Betroffenheit aus. Das Herzklopfen hat sich gelohnt. Susann Vogel kündigt den Debütband "Rochaden I" für den Herbst im verlag*wache wolfgang an. Der Verleger schmunzelt. Die Layouterin auch.

vor der Lesung ~ Dr.  Hartmut Mamat, ein "Pegasus", im Gespräch mit Wolfgang Wache

"Ich freue mich über die Einladung der Autorengruppe Pegasus."

Wolfgang Wache liest "Sonnenaufgänge" und "Gegenwirkung",
die im "BAWÜLON" 1/2016 (21) veröffentlicht wurden.

Mit der Lesung von drei Texten gewährte Susann Vogel
einen Einblick in ihr Manuskript.



 JA