Na, hätte man mir das doch mal eher
gesagt: Es gibt einen Sirup mit Pflanzenextrakten „Für eine stille
Nacht“! Also ein ideales Weihnachtsgeschenk! Besonders für die
Heilige Nacht, wenn man mit kratzendem Hals und laufender Nase in der
Mitternachtsandacht in der unbeheizten Kirche sitzt. Ein
stimmungsvolles Mitsingen des Evergreens „Stille Nacht“ fällt in
dieser Verfassung wirklich schwer. Stimme und Stimmung weg. Schnief.
Rotz. Hust. Statt Gänsebraten gibt es Orangenspalten, statt Glühwein
gibt es Heiße Zitrone mit Ingwer, statt Stolle gibt es Fruchtsaft
mit Zink und Vitamin C, statt Plätzchen liegen Thymian
Lutschtabletten unter dem Weihnachtsbaum, statt im Festtagskleid und
mit einem Hauch verführerischem Parfüm hinter dem Ohr sitzt man im
Hausanzug und mit Erkältungsbalsam auf der Brust auf der Couch. Der
Frosch im Hals quakt eine sehr eigene Variante des „Frö-hö-liche
Weihnacht überall. „Ihr Kinderlein kommet“, wünscht man sich
auch nicht unbedingt, sondern lässt sich zu den Familientreffen
entschuldigen, um niemanden anzustecken.
Nicht erst seit den
Covid-Jahren sind die Menschen aufmerksamer geworden für diverse
Symptome, die Hals, Nase, Rachen betreffen. Neben den
meteorologischen Kapriolen, die mal eben aus dem Nachtfrost
Nachttemperaturen im zweistelligen Bereich zaubern, Nieselregen,
ganztägige Nebelsuppe etc. spielt sicher auch das eigene Befinden
eine Rolle, das von Feiertagsvorbereitungsstress und Melancholie
gekennzeichnet sein kann. Pünktlich dann, wenn es endlich ruhiger,
entspannter, gemütlich wird, streikt der Körper. Bekannt ist dieses
Phänomen auch von Menschen, die sich wochenlang auf ihren
Jahresurlaub freuen und dann prompt am ersten Urlaubstag flach
liegen. Es gibt dafür sogar eine eigene Bezeichnung:
Leisure-Sickness-Syndrom. Die Hormone Cortison und Adrenalin
beanspruchen unser Immunsystem während einer Stressphase, steht ein
arbeitsfreies Wochenden, Urlaub oder Feiertage an, in denen der
Stress reduziert ist, wechselt das vegetative Nervensystem von
„Sympathikus“ zu „Parasympathikus“, der steigt in seine
Amtszeit mit Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Übelkeit, Erbrechen,
bis hin zu Herzinfarkten ein. „Neuerdings
lassen sich auch schwerwiegendere Auswirkungen auf die Gesundheit
erkennen. Es lässt sich eine erhöhte Todesrate erkennen, die durch
Herzinfarkt
und Schlaganfälle
in den Ferien auftreten. Gerade um
die Weihnachtszeit gibt es mehr Todesfälle als im Rest des Jahres.
Das deftige Essen in Kombination mit dem erhöhten Alkoholkonsum sind
zusätzliche Risikofaktoren und im Zusammenspiel mit dem
Leisure-Sickness-Syndrom eine gefährliche Kombination.“
Textquelle: helios-gesundheit
Wir werden also krank, weil schon seit einiger Zeit irgendetwas gar
nicht ausbalanciert in unserem Leben läuft. Jetzt aber nur keinen
Stress machen mit ellenlangen Neujahrsvorsätzen. Vielleicht hilft
für den Anfang ein langsamer, tiefer Atemzug in einer angespannten
Situation. Die bewusste Erinnerung an einen schönen Moment des Tages
kurz vor dem Einschlafen. Die genussvolle Wahrnehmung des Kaffee-
oder Teeduftes vor dem ersten Schluck. Vielleicht erst einmal nur
einen Augenblick – einen Moment...
Yana Arlt
Es wird
schon gut gehen
wenn wir nicht fragen wohin.
Andreas Neeser