Dezember 1914, seit 5 Monaten gibt es Krieg in Europa. Zu Weihnachten sind wir wieder zu hause!, hieß es zuversichtlich von den jungen Männern, die stolz in ihrer Uniform für Gott und Vaterland ins Feld zogen. Am 1. August erklärte das Deutsche Reich dem russischen Zarenreich den Krieg. Nach der Erschließung der Grube Marga 1906 in der Nähe des Dorfes Brieske zur Förderung der Braunkohle erfolgte der Bau der Kolonie Marga. Wenige Schritte entfernt von den Brikettfabriken entstand für die Bergleute und ihre Familien eine Siedlung mit Gärten zur Selbstversorgung, Ställen für Ziege und Huhn; Schule, Kaufhaus, Bäckerei, Fleischerei, Gasthaus und Gotteshaus rund um den Marktplatz. Hinter der Kirche wurde der Friedhof angelegt. "Gott mit uns" auf den Geldstücken des Deutschen Kaiserreichs, die so mancher Soldat möglicherweise auch in seiner Tasche trug. Glauben, Religion und Gemeindeleben waren immer wichtige Elemente des Lebens. Die Kirchbänke boten Platz für 450 Menschen. Wer nicht mehr aus dem Krieg zurück kam, ist namentlich auf einer Tafel unter der Loggia rechts und links vom Friedhofseingang verzeichnet.
In dieser Zeit großer Unsicherheit zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde eine Kirche in der neuen Siedlung Marga erbaut, die Grundsteinlegung erfolgte am 1. Juli 1913, die Einweihung am 18. Dezember 1914.
Dezember 2024 kleine Laternen auf den Stufen der Martin-Luther-Kirche heißen den Besucher willkommen, führen ihn zur offenen Tür, aus der warmes Licht strahlt. Der Vorraum der Kirche ist gut gefüllt mit Menschen, die sich für das Gebäude, die Geschichte und das Gemeindeleben interessieren. Im Inneren des Gebäudes ist es kühler als draußen, auf Leinen hängen die Fotos und Dokumente, die dem Aufruf folgend eingereicht wurden, der Quarkkuchen und die Kokosmakronen präsentieren sich appetitlich. Angefüllt mit regen Gesprächen muss sich Ulrike Eberhardt Lauterbach erst einmal Gehör in dem kleinen Raum verschaffen, um die Anwesenden zu begrüßen, den Freundeskreis Briesker Kirche vorzustellen und dem Gemeindekirchenrat Brieske als Jubiläumsgeschenk den immerwährenden Fotokalender zu überreichen.
Wie wird es in den kommenden Jahren mit der Kirche und dem Gemeindeleben weitergehen? Es hat sich viel gewandelt in den vergangenen 110 Jahren. Ideen, Engagement und Geld sind gefragt. Ein Anfang wurde am vergangenen Mittwoch gemacht.
Yana Arlt
Keramikschale "Kirche Marga" von Barbara Seidl Lampa