Werter Blogleser,
mit diesen Texten nehme ich dich mit auf eine Reise durch
hunderte bedruckte und beschriebene Seiten der Ordner "Wochenthema".
Manche der dort gesammelten Texte dürften nicht einmal mehr den Autoren
gegenwärtig sein. Bitte beachte beim Lesen, dass die Texte schon 2 oder 8 Jahre
alt sind. Zu manch einem Schreibenden haben wir den Kontakt verloren, mancher
hat sich in seinem literarischen Schreiben weiterentwickelt - so stehen die Zeilen
für den Verfasser im jeweiligen Zeitabschnitt und an jenem damaligen Punkt
seiner Biographie. Ich möchte, dass diese wunderbaren Texte einmal im Licht der
Öffentlichkeit erstrahlen, denn möglicherweise verschwinden sie dann für immer
in Ordnern, Schränken oder landen im Aktenvernichter.
Friederike Aps
Die Herde trabt panisch über den Bahnsteig. Sie schreien sich an, panische Blicke, Hufscharren, Gepäck schleifen. Ich beobachte wie sie versucht den Zug zu erreichen. Keuchend keilen sie sich um den Platz an den Eingangstüren, es wird gefaucht und getreten, Gepäck geschoben und gewuchtet, diskutiert und im Weg gestanden. Vereinzelte versuchen den Zug immernoch zu verlassen, doch die Herde ist rücksichtslos auf seine Beute fixiert. Man hört von weiter weg einzelnes Hufgeklapper, ein Einzeltier rennt gehetzt auf den Bahnsteig. Das Gepäck verhakt sich, es wiehert und faucht, es muss wohl ein Weibchen sein. Der Zug fährt an, einige Kälber fliegen durchs Abteil, ich sehe Muttertiere die sich hektisch orientieren um sich noch irgendwo dazwischen zu quetschen. Ich sitze da und beobachte wie der Zug stolz von Dannen fährt und das Gleis verlässt. Dann ist auf einmal alles leer. Der riesige Bahnof Berlins wirkt einsam.Verlassen. Alles ist still. Es kommen einzelne kleine Vögelchen. Sie unterhalten sich mit Tauben, und teilen sich herumliegende Brotkrumen. Harmonie und Stille. Ich sitze da. Ich kann mich entspannen.
zu 30 KW 11 "Krume"