Montag, 6. Januar 2025

Inspirieren lassen ~ Textarbeit

Ja, ich habe es mir etwas gemütlich gemacht, zünde mir eine Kerze an, brühe mir ein Schälchen Rauchtee auf, lege Franz Schuberts „Forellenquintett“ auf den Plattenteller, fahre den PC hoch und schlage das Notatebuch mit den Texten Ende 2023 und Anfang 2024 auf. Wenn andere an der Kaffeetafel mit Weihnachtsstollen und Zimtsternen sitzen, hocke ich die ersten zwei Stunden vor dem Bildschirm und schreibe Texte ab. Das Forellenquintett, ein Geburtstagsgeschenk meiner Mutter an ihre Teenagertochter, hat schon ein paar Kratzer – ich liebe die Nebengeräusche beim Abspielen alter Platten.
Das Gewandhausquartett Leipzig streicht mit den Bögen über die Saiten, der Pianist hämmert auf die Tasten... „In einem Bächlein helle...“ Japp, ein bissl Text kann ich sogar auch noch zu den instrumentalen Klängen aus den Lautsprechern. Franz Schubert vertonte 1817 ein im Jahr 1781/1782 von Christian Friedrich Daniel Schubart verfasstes Gedicht, das 1783 erstmals im Schwäbischen Musenalmanach veröffentlicht wurde. Schubart war Dichter, Organist, Komponist und Journalist. Seine sozialkritischen Schriften brachten ihm Flucht und Haft ein. Zwölf Jahre Kerker und Umerziehungsmaßnahmen endeten im Mai 1787. Er arbeitete als Musik- und Theaterdirektor am Herzogshof zu Stuttgart und gab weiterhin seine Zeitschrift heraus. Etwa viereinhalb Jahre nach der Entlassung starb er – zumindest dachte man das – er soll als Scheintoter beigesetzt worden sein. Eine menschliche Tragödie, die zwei Jahrhunderte später den Kollegen Heiner Müller betroffen machte. (siehe Wikipedia-Artikel)
So, nun komme ich mal zurück zu den eigenen Gedichten... da warten Dutzende Bleistiftnotate auf ihre digitale Wandlung.
Übrigens Stand 5.1.2025: Texte bis 28. Mai abgeschrieben – das ist noch nicht einmal das erste Halbjahr 2024... da werden noch einige Kerzen abbrennen und so manches Mal die Forelle im Bächlein herumtollen.

Yana Arlt


Die Forelle

In einem Bächlein helle da schoß in froher Eil
Die launische Forelle vorüber wie ein Pfeil
Ich stand an dem Gestade und sah in süßer Ruh
Des muntern Fischleins Bade im klaren Bächlein zu
Des muntern Fischleins Bade im klaren Bächlein zu

Ein Fischer mit der Rute wohl an dem Ufer stand
Und sah's mit kaltem Blute, wie sich das Fischlein wand
So lang dem Wasser Helle, so dacht ich, nicht gebricht
So fängt er die Forelle mit seiner Angel nicht
So fängt er die Forelle mit seiner Angel nicht

Doch endlich ward dem Diebe die Zeit zu lang
Er macht das Bächlein tückisch trübe, und eh ich es gedacht
So zuckte seine Rute, das Fischlein, das Fishlein zappelt dran
Und ich mit regem Blute sah die Betrogene an
Und ich mit regem Blute sah die Betrogene an