„Wir baden die Wanne schwarz“, ist der Vers von Kerstin Becker, der an diesem Abend in der Begegnungsstätte & Galerie MARGA in Brieske für Reibung zwischen Publikum und Schriftstellerin sorgt. Es steht die ewig gleiche Frage im Raum: Was will uns der Dichter damit sagen? Was für den einen ein klares Bild erzeugt, gestaltet sich für den anderen unzugänglich und damit unverständlich. Manchmal fehlen die Zusammenhänge und Hintergründe für die komprimierten Zeilen. Diese kann man erfragen, wenn man zu einer Dichterlesung kommt. Kerstin Becker versteht die Fragen der Zuhörer, geht auf Einwände ein ohne zu belehren und ihre Gedichte zu erklären. Hier und da kann man einen Begriff erläutern oder erzählen welche Begebenheit, welche Begegnung den Anlass für die Zeilen gab. Ein Gedicht zu sezieren, offenbart nur, dass ein Gesamtwerk eben mehr ist als die Summe der Einzelteile. Kerstin Beckers Gedichte aus ihrem Band „Biestmilch“ sind Zeitzeugen vergangener und mancher verlorener Momente. Sie sind nicht nur nicht mehr da, sie sind unwiederbringlich, können nicht noch einmal erlebt werden. Und doch. Jeder Zuhörer nimmt etwas mit nach hause an diesem Samstagabend, das Bild der „schwarzgebadeten Wanne“ oder den Geruch der „Simson“, den Geschmack rußschwarzer Kirschen oder das Geräusch einer aufbrechenden Eierschale.
JA
nach der Lesung |
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