Samstag, 1. Juli 2017
19 Uhr
lesen in der
Begegnungsstätte & Galerie MARGA
Platz des Friedens 2
01968 Senftenberg OT Brieske-Marga
Mag sein, dass in einer Region, in der die meisten Menschen die harte Arbeit im Braunkohlenbergbau verrichten, wenig Zeit und Raum für Muße ist. Der Schriftsteller Horst Mönnich betrachtete seine Heimatstadt Senftenberg deshalb als „amusisch“. Doch seit Mitte der 1990-er Jahren zieht sich der „Arbeitgeber Kohle“ kontinuierlich zurück. Das heißt leider nicht, dass sich die Menschen jetzt mehr der Kultur und dem eigenen künstlerischen Schaffen widmen. Noch immer hängt dem Künstler der Ruf an, faul zu sein und den Kopf nur in den Wolken zu tragen. Georg Baselitz sagte einmal: „Künstler sind Leute, die etwas tun, wofür sich andere Leute schämen würden.“ Kunst macht man als Hobby. Kultur gönnt man sich zur Entspannung. Das „amusische“ Senftenberg verfügt jedoch über erstaunliches künstlerisches Potential und viele Senftenberger und deren Gäste aus nah und fern wissen das gar nicht. Wolfgang Wache ist seit Jahrzehnten derjenige, der renommierte Künstler nach Senftenberg und Brieske holt. Früher waren es meist Rockmusiker und Liedermacher, Maler und Grafiker, Artisten und Tänzer, heute sind es Schriftsteller, vorwiegend Lyriker. Er selbst schreibt seit er das ABC mit dem Stift auf das Papier bringen kann. Als junger Mann hat er oft gezeichnet, später sich auch der Keramik gewidmet. Bernd Lunghard schreibt seit über vierzig Jahren Gedichte und Geschichten für Kinder und Erwachsene. Als ehemaliger Kunstlehrer ist er mit Formen und Farbe vertraut und illustriert seine Texte gleich selbst. Susann Vogel stand als Sängerin mit einer Band auf der Bühne und sang eigene Texte. Später studierte sie Kultur- und Medienpädagogik und widmete sich der Literatur aus analytischer Richtung, als Literaturwissenschaftlerin. Die Tür zum eigenen Schreiben schloss sich nie ganz. Nanette Kubusch sucht in ihren Gedichten auch Antworten auf die Fragen, denen sie als Sozialpädagogin in der Arbeit mit Menschen begegnet. Michael Christopher hat sich ganz und gar dem Poetry Slam verschrieben. Er kam als Student nach Senftenberg und blieb. Sein Job und die kleine Tochter fordern ihn aber es bleibt immer Zeit für einen neuen Text und die ein oder andere Fahrt auf die deutschlandweiten Lesebühnen. Renate Hensel sortiert schon seit Jahren die Unterlagen aus der Zeit als Lehrerin. Manchmal entdeckt sie dabei auch alte eigene Texte und Fotos, erinnert sich an diese und jene Begegnung mit Schülern und Eltern aber auch an Erlebnisse und Eindrücke während einer ihrer zahlreichen Reisen in die Türkei oder bei einem Buchprojekt mit Flüchtlingen. Yana Arlt legt in ihrer künstlerischen Arbeit Wert darauf, dass verschiedene Sinne angesprochen werden, schließlich nimmt der Mensch seine Umwelt nicht nur mit den Augen sondern auch mit den Ohren, der Nase, den Händen und der Zunge wahr. Sie hat sich in der Arbeit mit Ton ausprobiert, mag Dinge, die Klänge erzeugen und beschäftigt sich neben dem Schreiben seit einigen Jahren intensiv mit der LandArt, einer vergänglichen Kunst aus Blättern, Blüten, Steinen, Früchten, Zweigen u.ä.
Ein schöpferischer Mensch nimmt seine Umwelt anders wahr als jemand, der nur konsumiert, nur aufnimmt und re-agiert. Jemand, der selbst den Stift in die Hand nimmt oder den Pinsel, der sich die Tanzschuhe überzieht oder den Stechbeitel ergreift, agiert. Er äußert sich zu Geschehnissen und Erkenntnissen. Der Kuss einer der neun Musen erreicht dann auch jenen, der sorgengeplagt am Ufer einer der ehemaligen Tagebaue sitzt, der heute ein See ist.