Montag, 1. September 2025

Inspirieren lassen ~ Vorschlag für eine sanfte Tagesstruktur

Ja, wir haben schon (wieder) September. Meteorologisch beginnt heute der Herbst. Ja, wir sind mitten in der Vorbereitung des Lausitzer Lyrikfestivals. Ja, wir hoffen auf angenehmes Wetter, um möglichst viele Veranstaltungen unter freiem Himmel durchführen zu können. Ja, wir bitten die Deutsche Bahn und den ÖPNV mal bitte einfach nach den festgelegten Fahrplänen zu fahren, die Dichterinnen und Dichter entspannt und pünktlich reisen und ankommen zu lassen. Viele Dinge spielen für ein gelungenes Festival eine Rolle. Inklusive der Verfassung der Organisatoren. Naja, dafür hat Wolfgang mal KI befragt, wie man denn als Mensch mit Hauptverantwortung körperlich und mental gut durch die Vor- und Festivalzeit kommt.
KI meint: regelmäßig kleine Auszeiten, (nein, KI formuliert es als Mikro-Pausen) z.B. Atemtechniken; alle 90 Minuten raus aus dem Trubel – sich strecken, durchatmen
KI meint: achte darauf, genügend Wasser zu trinken und regelmäßig zu essen.
KI meint: lass Dinge auch mal unperfekt ablaufen – Mentale Haltung
KI meint: genieße das Festival, das du organisiert hast „Du darfst genießen – auch als Gastgeber“
KI meint: „Ruhiger Tagesausklang“ vor dem Einschlafen abends ein Gedicht lesen oder Tagebuch schreiben
Das sind ja alles Dinge, die wir selbst auch wissen aber an der Umsetzung... naja, da arbeiten wir noch. Ja, ich habe gestern morgens bei Sonnenaufgang einen Kaffee im Garten genossen... verflixt, habe das Tablet mitgenommen, den GMX-Posteingang geprüft und die Kurzvideos für das „i“ auf Facebook und Instagram gepostet, einen Guten-Morgen-Gruß an die Familie geschickt... aber, ich habe alle wichtigen Kontakte informiert: Bin heute offline. War nicht einfach aber für ein paar Stunden konnte ich das Gedankenkarussell abstellen: die neuen Leinen für das Sternzelt müssen noch... die Honorarverträge müssen noch... die Busfahrpläne abgleichen... wer kann beim Aufbau helfen... haben Stefan und Wolfgang das Programm für Freitag erhalten, was sagen sie dazu... ich muss noch... darf nicht vergessen, dass... gleich noch auf nen Zettel schreiben, dass... Ich atme noch einmal tief durch, gehe zurück in die Küche, öffne das Fenster, lege die Platte mit Musik von Carl Phillipp Emanuel Bach auf.... KI meint: ruhige Musik... das „Doppelkonzert Für Cembalo, Hammerflügel, 2 Flöten, 2 Hörner, Streicher Und Baß, Es-dur“ erinnert mich an unser Schreibcamp am Felixsee... wir wandelten auf den Spuren von Erwin Strittmatter, besuchten in Bohsdorf den originalen Laden, der seiner Romantrilogie den Titel gab... Strittmatter... Literatur... Lyrik... Eva Strittmatter als eine der bekanntesten Dichterinnen der DDR wurde millionenfach gelesen... zumeist in Reimen geschrieben, feiert die Lyrikerin die Schönheit des Lebens und der Sprache.... und schon bin ich wieder beim Lausitzer Lyrikfestival und frage mich, welche Texte ICH wohl aus meinem Fundus lesen werde...

Yana Arlt


Ich weiß, es ist eines der meistzitierten Gedichte von Eva, sie hat so viele andere zauberhafte Poeme verfasst aber ich nehme es dennoch hier in den Montagspost, weil er heute, zum 1. September so gut passt:

Eva Strittmatter

Vor einem Winter


Ich mach ein Lied aus Stille
Und aus Septemberlicht.
Das Schweigen einer Grille
Geht ein in mein Gedicht.

Der See und die Libelle.
Das Vogelbeerenrot.
Die Arbeit einer Quelle.
Der Herbstgeruch von Brot.

Der Bäume Tod und Träne.
Der schwarze Rabenschrei.
Der Orgelflug der Schwäne.
Was es auch immer sei,

Das über uns die Räume
Aufreißt und riesig macht
Und fällt in unsre Träume
In einer finstren Nacht.

Ich mach ein Lied aus Stille.
Ich mach ein Lied aus Licht.
So geh ich in den Winter.
Und so vergeh ich nicht.

(aus: Strittmatter, Eva: Ich mach ein Lied aus Stille, 1973. In: Sämtliche Gedichte. Berlin 2006)


Gedicht HIER gefunden