Ja, wir haben schon (wieder) September.
Meteorologisch beginnt heute der Herbst. Ja, wir sind mitten in der
Vorbereitung des Lausitzer Lyrikfestivals. Ja, wir hoffen auf
angenehmes Wetter, um möglichst viele Veranstaltungen unter freiem
Himmel durchführen zu können. Ja, wir bitten die Deutsche Bahn und
den ÖPNV mal bitte einfach nach den festgelegten Fahrplänen zu
fahren, die Dichterinnen und Dichter entspannt und pünktlich reisen
und ankommen zu lassen. Viele Dinge spielen für ein gelungenes
Festival eine Rolle. Inklusive der Verfassung der Organisatoren.
Naja, dafür hat Wolfgang mal KI befragt, wie man denn als Mensch mit
Hauptverantwortung körperlich und mental gut durch die Vor- und
Festivalzeit kommt.
KI meint: regelmäßig kleine Auszeiten,
(nein, KI formuliert es als Mikro-Pausen) z.B. Atemtechniken; alle 90
Minuten raus aus dem Trubel – sich strecken, durchatmen
KI
meint: achte darauf, genügend Wasser zu trinken und regelmäßig zu
essen.
KI meint: lass Dinge auch mal unperfekt ablaufen –
Mentale Haltung
KI meint: genieße das Festival, das du
organisiert hast „Du darfst genießen – auch als Gastgeber“
KI
meint: „Ruhiger Tagesausklang“ vor dem Einschlafen abends ein
Gedicht lesen oder Tagebuch schreiben
Das sind ja alles Dinge, die
wir selbst auch wissen aber an der Umsetzung... naja, da arbeiten wir
noch. Ja, ich habe gestern morgens bei Sonnenaufgang einen Kaffee im
Garten genossen... verflixt, habe das Tablet mitgenommen, den GMX-Posteingang geprüft und die Kurzvideos für das „i“ auf Facebook
und Instagram gepostet, einen Guten-Morgen-Gruß an die Familie
geschickt... aber, ich habe alle wichtigen Kontakte informiert: Bin
heute offline. War nicht einfach aber für ein paar Stunden konnte
ich das Gedankenkarussell abstellen: die neuen Leinen für das
Sternzelt müssen noch... die Honorarverträge müssen noch... die
Busfahrpläne abgleichen... wer kann beim Aufbau helfen... haben
Stefan und Wolfgang das Programm für Freitag erhalten, was sagen sie
dazu... ich muss noch... darf nicht vergessen, dass... gleich noch
auf nen Zettel schreiben, dass... Ich atme noch einmal tief durch, gehe zurück in die Küche, öffne das Fenster, lege die
Platte mit Musik von Carl Phillipp Emanuel Bach auf.... KI meint:
ruhige Musik... das „Doppelkonzert Für Cembalo, Hammerflügel, 2
Flöten, 2 Hörner, Streicher Und Baß, Es-dur“ erinnert mich an
unser Schreibcamp am Felixsee... wir wandelten auf den Spuren von
Erwin Strittmatter, besuchten in Bohsdorf den originalen Laden, der
seiner Romantrilogie den Titel gab... Strittmatter... Literatur...
Lyrik... Eva Strittmatter als eine der bekanntesten Dichterinnen der
DDR wurde millionenfach gelesen... zumeist in Reimen geschrieben,
feiert die Lyrikerin die Schönheit des Lebens und der Sprache....
und schon bin ich wieder beim Lausitzer Lyrikfestival und frage mich,
welche Texte ICH wohl aus meinem Fundus lesen werde...
Yana Arlt
Ich weiß, es ist eines der
meistzitierten Gedichte von Eva, sie hat so viele andere zauberhafte
Poeme verfasst aber ich nehme es dennoch hier in den Montagspost,
weil er heute, zum 1. September so gut passt:
Eva
Strittmatter
Vor einem Winter
Ich mach ein Lied
aus Stille
Und aus Septemberlicht.
Das Schweigen einer Grille
Geht ein in mein Gedicht.
Der See und die Libelle.
Das
Vogelbeerenrot.
Die Arbeit einer Quelle.
Der Herbstgeruch von
Brot.
Der Bäume Tod und Träne.
Der schwarze Rabenschrei.
Der Orgelflug der Schwäne.
Was es auch immer sei,
Das
über uns die Räume
Aufreißt und riesig macht
Und fällt in
unsre Träume
In einer finstren Nacht.
Ich mach ein Lied
aus Stille.
Ich mach ein Lied aus Licht.
So geh ich in den
Winter.
Und so vergeh ich nicht.
(aus: Strittmatter, Eva: Ich mach ein Lied aus Stille, 1973. In: Sämtliche Gedichte. Berlin 2006)
Gedicht HIER gefunden