Selbst·be·stim·mung
/Sélbstbestimmung/
Substantiv,
feminin [die]
1a.
Politik•Soziologie
[ohne Plural]
Unabhängigkeit des bzw.
der Einzelnen von jeder Art der Fremdbestimmung (z. B. durch
gesellschaftliche Zwänge, staatliche Gewalt)
1b.
Philosophie
[ohne Plural]
Unabhängigkeit des Individuums von
eigenen Trieben, Begierden u. Ä.
Ähnliche
Wörter: 1. Eigenständigkeit,
Eigenverantwortlichkeit, Emanzipation, Freiheit,
Freizügigkeit
Textquelle: Oxford
Languages
Wie deffinierst du
„Eigenständigkeit“?
Was bedeutet für dich „Freiheit“?
Wie
empfindest du „Eigenverantwortlichkeit“?
Warum hat
„Emanzipation“ oft einen merkwürdigen Beigeschmack?
Wann
beginnt bei dir „Freizügigkeit“?
Synonyme sind ähnliche
Wörter... ähnlich! … hilfreich besonders für literarisch
Schreibende. Lyriker nehmen sich sogar noch größere Freiheiten
heraus und vermitteln die Bedeutung, die Schwingung eines Wortes
durch Metaphern und Bilder, so dass das eigentliche Wort gar nicht in
den Versen vorkommt.
Es kann passender für eine Erzählung oder
einen Vortrag sein, das Wort „Autonomie“ statt „Selbstbetimmung“
zu verwenden. Im woxikon.de werden für „Selbstbestimmung“ in der
Bedeutung von „Anarchie“ auch „Willkür, Misere,
Misswirtschaft, Unordnung und Nachlässigkeit“ angeboten – so
schnell kommt man von der Selbstbestimmung zur „Enthemmung“, zur
„Diktatur“ und zum „Chaos“.
Wie verhält es sich aber mit
der Selbstbestimmung über den eigenen Körper?
Wenn ein Mensch
sich nicht als die Person empfindet, die in seiner Geburtsurkunde und
im Pass steht? Wenn eine Frau ein Kind nicht austragen, gebären,
großziehen will? Wenn ein Mann keine Vasektomie vornehmen lassen
möchte? Wenn man sein Leben, seine physische Existenz beenden
möchte? Wenn man sich gegen Impfungen entscheidet? Für Einiges, das
unseren Körper betrifft, gibt es Gesetze, so z.B. den § 218 des
Deutschen Strafgesetzbuches, der den Abbruch einer Schwangerschaft
bis zur 12. Woche nur unter bestimmten Voraussetzungen und einen
Abbruch nach der 14. Woche gar nicht mehr legal ermöglicht – wie
wäre es, würde man nicht den Frauen die Abtreibung, sondern den
Männern die Ejakulation verbieten? Anderes entscheiden wir selbst,
sehr oft werden bestimmte Entscheidungen gesellschaftlich
kommentiert. Es gab und gibt Gesellschaftsordnungen, in denen das
lange Haar bei Männern für Kraft und einen gewissen sozialen Status
steht, dann gab es Zeiten, in denen das kurz geschnittene Haar
selbstverständlich war und als „ordentlich“ galt. In den 1960-er
und 70-er Jahren begannen junge Männer in der DDR und der BRD wieder
ihr Haar wachsen zu lassen, was auf Unverständnis bei der
Elterngeneration stieß und zur Bezeichnung „Hippi“ führte und
als Vorurteil noch mit Drogenmissbrauch, sexueller Freizügigkeit und
Arbeitsscheu kombiniert wurde.
Der eigene Körper ist, trotz aller
Wandlungen von der Zeugung bis zum Tod, die einzige Konstante in
unserem Leben. Unser Körper kann viel aushalten und ist bis zu einem
gewissen Grad anpassungsfähig – das bezeugen die Menschen der
Wüstenvölker oder die Völker, die selbst in schneereichen, eisigen
Regionen leben. Unverletzbar und unsterblich sind wir nicht. Gehen
wir achtsam mit uns um und respektvoll mit unseren Nächsten.
Yana Arlt
Siebenmal
mein Körper
Robert Gernhardt
Mein Körper ist ein
schutzlos Ding,
wie gut, daß er mich hat.
Ich hülle ihn in
Tuch und Garn
und mach ihn täglich satt.
Mein Körper hat es gut bei mir,
ich
geb' ihm Brot und Wein.
Er kriegt von beidem nie genug,
und
nachher muß er spein.
Mein Körper hält sich nicht an mich,
er
tut, was ich nicht darf.
Ich wärme mich an Bild, Wort, Klang,
ihn machen Körper scharf.
Mein Körper macht nur, was er will,
macht
Schmutz, Schweiß, Haar und Horn.
Ich wasche und beschneide ihn
von hinten und von vorn.
Mein Körper ist voll Unvernunft,
ist
gierig, faul und geil.
Tagtäglich geht er mehr kaputt,
ich
mach ihn wieder heil.
Mein Körper kennt nicht Maß noch Dank,
er
tut mir manchmal weh.
Ich bring ihn trotzdem übern Berg
und
fahr ihn an die See.
Mein Körper ist so unsozial.
Ich rede,
er bleibt stumm.
Ich leb ein Leben lang für ihn.
Er bringt
mich langsam um.