Montag, 3. April 2023

Inspirieren lassen ~ zu Wort kommen lassen

Jesus mal zu Wort kommen zu lassen. Als stände er „an der Supermarktkasse hinter dir und sähe wie du dir eine Träne am Grab deines Vaters unterdrückst“. (Pfarrer Lars Städter in der Palmsonntagspredigt, Evangelische Kirchengemeinde Weißwasser). Was würde man einem jungen Mann von 30 Jahren erzählen, was würde er erzählen, was würde man mit ihm bereden? Mit 30 Jahren hat man schon einiges erlebt, ist schon ein ganzes Stück Lebensweg gegangen, hat Entscheidungen getroffen, Verletzungen und Verluste erlitten, hat ein paar Träume platzen und ein paar Wünsche in Erfüllung gehen sehen. Hat aber auch schon mitbekommen, dass es nach Tiefschlägen weiter geht, dass weder Glück noch Leid ewig währen. Im Alter von 30+ hat man ein paar Grundlagen in seinem Leben geschaffen – Ausbildung, Studium, Lebenspartner, Familie... - doch schon gibt es die ersten Einschnitte, den Kurswechsel, die Richtungsänderung, weil der ehemals verheißungsvoll scheinende Weg doch unpassierbar und möglicherweise auch unpassend geworden ist. Jesus fand Gefährten. Jesus hatte eine Aufgabe – einen Auftrag „von ganz oben“. Jesus wurde verehrt und verachtet. Jesus wurde verraten und getötet. Was redet man mit einem Menschen, der mitten im Leben steht und doch im Vergleich zu anderen Biographien noch „grün hinter den Ohren“ ist? Mit 30 meint man, vieles verstanden zu haben, meint zu wissen, wie das Leben funktioniert und hat doch einige Male erfahren, dass Pläne dazu da sind, um verworfen zu werden.

Yana Arlt


„Man wird einsehen lernen, dass Worte nur eine von vielen Brücken sind, die das Eiland unserer Seele mit dem großen Kontinent des gemeinsamen Lebens verbinden, dass Worte nie ganz aufrichtig sein können, weil sie viel zu grobe Zangen sind, welche an die zartesten Räder in dem großen Werke gar nicht rühren können ohne es zu zerdrücken. Ja es scheint mir, als wären Worte solcher Art vor den Menschen wie Mauern. Frage jeder sich selbst, ob an den Höhepunkten seines Lebens Worte stehen.
Jedes Wort ist eine Frage. Und welches sich als Antwort fühlt, erst recht.“

Rainer Maria Rilke

Textquelle: deutschlandfunk