Freitag, 15. Januar 2016

Die Geschichte/n eines Ortes ~ Wolfgang Wache


Gehe einen Schritt, lasse den zweiten folgen.
Schreite voran.
Verweile einen Moment.
Erinnere dich an die Wegstrecke, 
die bereits hinter dir liegt.

Was ist geblieben in der Entwicklungsgeschichte eines Ortes. Dieser Frage gehe ich nun seit vielen Jahren in meiner künstlerischen Arbeit nach. Ich freue mich, dass sich in Brieske Menschen zusammengeschlossen haben, die auf diese Frage ebenfalls eine Antwort suchen. Es geht darum, Neues aus der Vergangenheit dieses, einst ärmlichen, Fischerdorfes Brieske zu erfahren. So manche historische Dokumente wurden bereits zusammengetragen und archiviert. Ein Schwerpunkt in der geschichtlichen Aufarbeitung ist die Veränderung dieser Region um Brieske mit der Erschließung des Bergbaus. Ich würde so gern erfahren, wie die Einwohner dachten, als sie miterlebten, wie das weit über die Landesgrenzen beliebte Naturparadies, der Skyroteich, dem neuen Tagebau „Grube Marga“ weichen musste. Welche Veränderungen fanden statt, als aus Fischern, Muldenherstellern, Holzbearbeitern und Bauern Bergarbeiter wurden. Was geschah im täglichen Leben der Einwohner, als die historischen Abläufe wie Erster Weltkrieg, Weltwirtschaftskrise in den Zwanziger Jahren, Zweiter Weltkrieg, politische und gesellschaftliche Wandlung nach dem Ende der vierzigjährigen DDR-Wirtschaft auch vor Brieske-Marga nicht Halt machten. Wie gestaltete sich in diesen Zeiten und Umbruchphasen das tägliche Miteinander.
Dies alles beschäftigt mich auch als Künstler und Literat. 
 
Die gesammelten Dokumente sind Zeitzeugen. Die Auskünfte dieser Zeitzeugen kann man, so glaube ich, am besten mit künstlerischen Mitteln anschaulicher machen, um sie genauer zu verstehen. In meiner literarischen Arbeit haben sie oft schon Raum eingenommen und erzählen von den Täglichkeiten - von den kleinen Dingen, die oft in einzelnen Momenten wichtiger sind, als alle großen Themen der Weltgeschichte. Manchmal sind es aber auch Geschehnisse, die so gar nicht in das Klischee eines idyllischen Lebens in der Lausitzer Region hinein passen. Auch manche Unannehmlichkeit, manche Unehrlichkeit und manche seelische Verletzung ist unentschuldigt geblieben.


Gemeinsam mit jungen Künstlern und Literaten will ich weiterhin mit dem Kunstprojekt „Kornblumen gießt man nicht“ auf literarische Spurensuche gehen. So wird es zukünftig in jedem Tertial die Broschüre „Kleine Kornblume“ geben, die über die künstlerischen Schaffensprozesse und besondere Ereignisse in Brieske informiert.















Wolfgang Wache