Was haltet ihr von Horoskopen, vom Kartenlegen, von positiven Affirmationen, von „Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht“ (Marc Aurel), von Feng Shui und „Regulierung des Nervensystems mit Routinen“, von Work-Life-Balance, vom „Ingwertrick zum Abnehmen“, von Vergebung für den eigenen inneren Frieden, von 10.000 Schritten täglich, vom Runenwerfen, dem Kontakt zu den Ahnen, von Handyverzicht und Intervallfasten? Man könnte die Liste noch ein paar Seiten so fortführen... Vielleicht sind wir in der zunehmend technisierten, digitalen Welt doch auch zwangsläufig wieder mehr auf der Suche nach dem „Dahinter“, nach dem Größeren, das uns wieder in Zusammenhänge bringt, in Strukturen, die uns Geborgenheit geben und Abläufen, die fassbarer und verlässlicher sind. Wenn wir nun im November wieder mehr nach innen gehen, die Dunkelheit überwiegt und wir beim Blick aus dem Fenster das eigene Spiegelbild sehen, was gibt uns da Halt und Motivation? Ja, man kann sich jetzt schon auf die Lichterketten und Spekulatius stürzen. Ja, man kann die helle Deckenlampe/ die Tageslichtlampe den ganzen Tag brennen lassen. Ja, man kann, Streamingdiensten und Videospielen sei Dank, in andere Welten entfliehen. Man kann Trends hinterher laufen, man kann seine Ängste kultivieren – bei den 15 bis 30 Jährigen sind es wohl die Angst, im Restaurant den Kellner zu rufen, Angst zu telefonieren oder Angst zu tanken (trendsderzukunft) – man kann die ganze Welt verantwortlich machen für alles was schief läuft. Nenne mir einen Menschen, der vollkommen zufrieden ist mit seiner Wohnsituation, seinem Partner, seiner Familie, seinem Job, seinem Hobby und seinem Freundeskreis. Nur einen! Und nun nenne mir 3 Dinge, die dich glücklich machen würden. Drei Dinge, die dich ängstigen und drei Dinge, die dich mit Freude erfüllen. Vielleicht passt ja auch für dich der neue Trend des „No-vembers“: nicht an sich selbst zweifeln, sich nicht rechtfertigen etc. Es gibt eine Internetseite, auf der du dein No-Statement posten kannst. Dort findest du z.B. „Nein zu Hass und Hetze im Netz“, „Nein zu Ableismus“, „Nein zu Kinderarmut“. https://no-coffee.de/no-vember/
(Übrigens ist die Challenge NNN
nochmal was ganz Anderes, hat aber auch mit Verzicht zu tun.)
Yana Arlt
Emily Dickinson
„It
is also November. The noons are more laconic and the sunsets sterner,
and Gibraltar lights make the village foreign. November always seemed
to me the Norway of the year.“ 
„Es ist auch November. Die Mittage sind ruhiger und die Sonnenuntergänge strenger, und die Lichter von Gibraltar lassen das Dorf fremdartig wirken. Der November erschien mir immer als das Norwegen des Jahres.“
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