Mitwirkende vorgestellt
BENEDIKT DYRLICH
Benedikt Dyrlich, * 1950 in Worklecy/Räckelwitz (Sachsen), lebt in Dresden. Studium der Theologie in Erfurt und der Theaterwissenschaft in Leipzig, Dramaturg, Abgeordneter im Sächsischen Landtag, Chefredakteur der Serbske Nowiny. Schreibt Lyrik, Prosa und Kritiken sorbisch und deutsch. Autor bzw. Mitautor, Übersetzer und Herausgeber zahlreicher Sammlungen und Anthologien im In- und Ausland. Zuletzt erschienenen: Grüne Hasen dampfen ab, Pop-Verlag, Ludwigsburg 2018 und Leben im Zwiespalt – Erinnerungen, Bd. 1 und 2, Domowina Verlag, Bautzen 2018/2019. 2010 Sächsische Verfassungsmedaille, 2011 Ćišinski-Preis, 2019 Andreas Gryphius-Preis.
Über
mein Schreiben
Im Kreis des Dichters Kito Lorenc fing ich mit 18
Jahren an, erste weltliche Texte (Gedichte und kleine Essays), die
schon sorbisch vorlagen, „von einem Ufer auf ein anderes
herüberzutragen“.
Und ich merkte, dass das gar nicht so einfach
ist. Denn „die Ufer gleichen sich nicht, dazwischen liegt ein
Strom, der treibt“.
Mit dem Schreiben empfand ich zunehmend,
dass das Sorbische, welches wenige Menschen in meinem
deutsch-slawischen Kulturraum beherrschten und beherrschen, ein
Schatz ist, den zu bewahren mir allmählich zur Verpflichtung wurde,
zu einem literarischen und zugleich politischen Gebot, welches mich
bis heute im Alltag antreibt. Schon damals wurde mir bewusst, dass
sprachliche Vielfalt mehr ist als ein „hohes Kulturgut“. Zwei-
und Mehrsprachigkeit ermöglichen nicht nur herzliche Kommunikation
zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft, sie beflügeln
Toleranz, den interkulturellen Austausch und eine Kompetenz, mit der
Perspektivwechsel auf Gott und die Welt – und selbst auf die
Sprache – mühelos vorgenommen werden können. Dieser Wert
ermöglicht, sobald man ihn als solchen erkennt, Verständigung und
Verständnis für sprachliche und weltanschauliche Minderheiten, auf
heimische (autochthone) und hinzugezogene Volksgruppen.
Und noch
etwas: Jede Sprache hat ihren eigenen Sound, eine eigene Landschaft,
in der z. Bsp. Sand oder Wasser eine andere Wertung und Bedeutung
haben kann als in einem anderen Sprachraum. Im Sorbischen sagt man z.
Beispiel, wenn ich in eine Sackgasse gerate: Sym sej do slepeje hasy
zaběžał, also: Ich habe mich in eine blinde Gasse verirrt.
Aus
dem Essay “Leben in zwei Sprachen” in “Grüne Hasen Dampfen
ab”, Pop-Verlag Ludwigsburg 2018