Auch wenn viele etwas anderes meinen, der schönste Platz am Senftenberger See ist NICHT der Stadthafen!
Und wenn es nicht die Kunstausstellungen regionaler KünstlerInnen im Verwaltungsgebäude der Wasserwirtschaft geben würde, dann gäbe es für mich eigentlich gar keinen Grund dorthin zu fahren ... Bis Oktober 2022 sind es also Drucke und Gemälde vom Cottbusser Maler und Grafiker Rudolf Sittner. Zauberhaft - einfach zauberhaft! Sollte man sich ansehen, nur darf man sich nicht von den über die Flure huschenden MitarbeiterInnen beirren lassen auch nicht von der Frage der Dame am Empfang: "Was wünschen Sie?" Die Frage kenne ich schon und auch den ungläubigen Blick - Kunst ansehen, soso...
Schaut mal wie wunderbar die Spiegelung des Senftenberger Sees zu dem Linoldruck mit einem Gedicht Pablo Nerudas passt. Übersetzt wurden die Verse des chilenischen Dichters und Schriftstellers von niemand Geringerem als Hans Magnus Enzensberger! Ja, staunt! Staunt und lest: "und vergessen wir niemals die Melancholie / die verschlissene Sentimentalität ~ " Es ist zu lesen - im spanischen Originaltext und als deutscher Text. Auf einer anderen Tafel taucht es auf "das Geräusch des Meeres" in Schriftzügen, die Wellen und Gischt sind, auf deren gläsernem Schutzschild sich das Glitzern der Sonne auf dem Senftenberger See spiegelt. Mehrdimensionale Poesie! Ich mittendrin treibend. Beäugt von einer emsig die Jalousien schließenden Frau...
Ich erinnere mich an die Bäume und Sträucher einst an dieser Stelle. Ich erinnere mich an das Geräusch der Motorsägen. Ich erinnere mich an die Wüstenei. Ich erinnere mich an die Kälte an jenem Märztag, als wir 2011 auf die Aussichtsplattform gingen. Ich erinnere mich nicht an die Worte, die wir sprachen - und die wir Dichter schwiegen ...