AUGUST
ALEXANDER KIENSCH
Texte zu den Bildern am 3. Januar 2020 im Post ergänzt. Bitte lest, was Alex zu seinen Fotos geschrieben hat.
Man stelle sich vor, die Lieblingsband lässt sich eine volle Dekade
Zeit, um ein neues Studio-Album herauszubringen. Man stelle sich vor,
was für eine Freude, aber auch was für eine hoffnungslos übertriebene
Erwartungshaltung man spürt, wenn endlich der Veröffentlichungstermin
bekannt gegeben wird (und wie nur konnten die Künstler überhaupt etwas
zustande bringen, mit dem Gedanken im Hinterkopf an Millionen von Fans,
die allesamt so eine übertriebene Erwartungshaltung haben mochten). Man
stelle sich das Zelebrieren des ersten Hörens dieses neuen Albums vor
(und leider kann man ja alles immer nur einmal zum ersten Mal
erleben...) - abends in der leeren Wohnung, Handy stumm geschaltet,
Telefon ausgesteckt, Rollläden heruntergelassen, Licht aus, CD rein und
dann auf die Couch legen und 45 Minuten breit grinsend zuhören. Und man
stelle sich dann die Euphorie vor, wenn man zum ersten von zwei
Konzerten geht, die man dazu besucht. Und das wirklich gute Gefühl, dass
die Band mit einer wahrhaft gewaltigen Bühnenshow die Erwartungen nach
immer noch Größerem erfüllt hat und sich trotzdem selbst treu geblieben
ist.
(Die Faust auf dem Bild ist natürlich meine, das Foto stammt von meiner Begleitung...)
Wie das so ist im Leben: Drei Jahre lang meckere ich rum, dass es
in Stuttgart keine alternative Literatur- und Kunstszene gäbe und ich
mich da allein auf weiter Flur sähe. Doch kaum ist die Ausbildung vorbei
und habe ich mehr Zeit in meiner Freizeit, geht es ab: Literaturbühnen,
Open Stages, Lesungen, Schreibendenstammtisch im Literaturhaus
Stuttgart, die Gründung des Autorenkollektivs Frei!Geist... In knapp
sechs Monaten habe ich mehr Freunde, Bekannte, Mitstreiter,
Interessierte etc. gefunden als in den drei Jahren davor. Auch außerhalb
Stuttgarts, was den lange gehegten Traum einer "literarischen
Städtepartnerschaft" wieder aufleben lässt. Ich bin und bleibe schwer
gespannt, was 2020 so alles bringen mag.
(Hier bin ich auf der Open Stage "Kleine Kunst im Rudolfs", mit
überschaubarem, dafür sympathischem Publikum und von einigen wirklich
inspirierenden Kulturschaffenden organisiert.)