Freitag, 30. September 2022

Das war im Juni 2013 das Erste Lausitzer Lyrikfestival

Einblick in unsere Ausstellung mit 10 Fototafeln zu jeweils den 10 Lausitzer Lyrikfestivals.

Erinnert ihr euch noch, was ihr im Juni 2013 gemacht habt?
Wir erinnern uns noch sehr gut, denn wir bereiteten gerade unser erstes Lyrikfest in Brieske-Marga vor. Am Wochenende 15. + 16. 6. 2013 gab es Talkrunden, Lesungen auf der Blauen Bühne + Lesungen auf der Roten Bühne + Lesungen auf der Weißen Bühne, interessante Begegnungen, bereichernde Gespräche und ein wundervolles Abschlusskonzert!



Donnerstag, 29. September 2022

"Autorenkreis Kornblume" - Almanach 2023 in Arbeit

So sieht es im Ordner aus, werter Fanblock des "Autorenkreis Kornblume", wenn für den "Almanach 2023" bereits die ersten Arbeiten eingegangen sind und fleißig am Cover des neuen Bandes getüftelt wird.

Das Foto ist eine der ersten Kornblumenaufnahme, die speziell zum Thema "Autorenkreis Kornblume" entstand. An einem Junitag machten Wolfgang Wache und ich einen Spaziergang über ein Kornfeld, das golden und blau um uns her wiegte.
Das Motiv hat Symbolkraft: das Sträußchen mit den Blüten steckt in Wolfgang Waches Jackentasche, um die der Ideengeber und Begründer des Autorenkreises vorsichtig und schützend seine Hand legt.

YA

 

Screenshot: Ordner "KORNblumen" / "Almanach 2023"

Auf Instagram gibt es in den kommenden Wochen einen Einblick in die Ausgaben "Almanach 2017", "Almanach 2019" und "Almanach 2021".


Mittwoch, 28. September 2022

Fotoaustellung "Lausitzer Lyrikfestival 2013 - 2022"

In den Jahren 2013 und 2014 hieß es noch "Lyrikfest", ab 2015 dann "Lausitzer Lyrikfestival".

Die Begrüßungsrunde für alle Mitwirkenden fiel mal größer und mal kleiner aus - einen besonderen Auftakt hatten wir 2015 im Briesker Pfarrhaus bei Kaffee und Kuchen, anschließend ging es ins Zechenhaus zu einer stimmungsvollen Performance mit Klang, Film, Foto und natürlich lyrischen Texten.

Seit 2014 sind auf dem Plakat die Fotos der Mitwirkenden zu sehen.

2022 kam ein eigens kreierter Schriftzug hinzu.

Manches Jahr konnten wir einen Fotografen engagieren, meist machten wir die Aufnahmen selbst und sammelten für den Newsletter "NLZettel" Fotos ein, die andere TeilnehmerInnen und Gäste machten.

Die Abschlussleserunde wurde zu einem wichtigen Programmpunkt beim Lausitzer Lyrikfestival.

Einige AutorInnen, wie z.B. Alexander Kiensch oder Bernd Lunghard sind neben Wolfgang Wache und Yana Arlt bei jedem der 10 Lyrikfestivals dabei gewesen.

Ausflüge ins Lausitzer Seenland standen bei vier Festivals auf dem Programm. Mal mit dem Boot, mal mit dem Auto.

Seit 2014 findet das Lausitzer Lyrikfestival am ersten Wochenende im September statt. Das erste Festwochenende lag im Juni, genauer am 15. & 16.6.2013.

In manchen Jahren standen uns kaum Gelder zur Verfügung, in einigen Jahren ein kleiner Fond, zum 10. Lausitzer Lyrikfestival konnten wir sehr gute Honorare zahlen.
Gefördert wurden wir 2022 u.a. vom Literarischen Colloquium Berlin, vom Fond Soziokultur, dem Bundesverband Soziokultur, der Plattform Kulturelle Bildung, der Stiftung für das sorbische Volk, dem Oberspreewald-Lausitz Kreis, der Stadt Senftenberg, dem Deutschen Literaturfond e.V., der Brandenburgischen Gesellschaft für Kultur und Geschichte.
Für das Lausitzer Lyrikfestival 2023 müssen nun neue Fördermittel beantragt und KünstlerInnen angefragt werden.

Bei vielen Lausitzer Lyrikfestivals begegnete die Lyrik anderen Künsten - der Grafik, der Kalligraphie, der Musik, der Fotografie, der Setz- und Drucktechnik wie zu Gutenbergs Zeiten, dem Darstellenden Spiel, dem Puppenspiel etc.

Einen kleinen Einlick in die 10 Festivals gewährt nun die Ausstellung in der Begegnungsstätte & Galerie MARGA.

Bei der Zusammenstellung der Fototafeln waren wir manches Mal erstaunt. Einige Begegnungen und Aktionen hatten wir fast vergessen - zum Glück auch die nervenaufreibenden und kraftzehrenden Momente, die Missklänge und Missverständnisse.

Was bleibt, sind die angenehmen Ereignisse, die Freude, die Begeisterung für die Lyrik, die Erinnerung an vielfältige, interessante Charaktere.
Die Sucht und Suche nach guter Lyrik treibt uns immer wieder an!

 


Montag, 26. September 2022

Inspirieren lassen

Fast auf den Tag genau vor 3 Jahren stand ich dort vorn und inszenierte meine Texte aus dem Band „Schal aus letzten Lavendelblüten“. Ich wurde begleitet vom Lautenspieler Wolfgang Wiehe, der sogar eine Schale voll Lavendelblüten aus seinem Garten mitbrachte, so dass die ganze Kirche von dem Duft erfüllt war.

Gestern, am 25. September 2022, saß ich wieder in der Kirche Hermsdorf b. Ruhland, in der obersten Empore und lauschte den Klängen von Cello, Querflöte, Marimbaphone, Orgel und Cembalo. Die jungen Musiker spielten bekannte Musikstücke von Johann Sebastian Bach, Antonio Vivaldi und Georg Friedrich Händel aber auch Stücke von zeitgenössischen KomponistInnen, wie Evelyn Glennie (geb. 1965).
Über sie heißt es auf fembio.org: „Über 1.500 Instrumente der großen Schlagzeugfamilie hat Evelyn Glennie aus aller Welt gesammelt; einige davon auch selber entwickelt, wie z.B. Becken aus Blech (Glennie's Garbage) mit einem nach ihren Worten “richtig kitschigen Klang”, die sie dann auch produziert und verkauft. Sie liebt es, Gegenstände aus ihrer alltäglichen Umgebung als Klangkörper zu entdecken und auszuprobieren. […]
Das erstaunlichste ist jedoch, daß Evelyn Glennie zwischen ihrem achten und zwölften Lebensjahr ihr Gehör fast ganz verloren hat; eine Tatsache, die Glennie im Zusammenhang mit ihrer Musik nicht erwähnt wissen will. Auf ihrer vorbildlich aufgebauten und gut gepflegten Website (sie war die erste klassische Künstlerin mit eigener homepage) beschreibt sie hochinteressant ihre Art des Hörens: vereinfacht ausgedrückt fühlt sie die Schallwellen, je nach Tonhöhe, auf unterschiedlichen Körperteilen – ein System, das sie perfektioniert hat und das ihr erlaubt, in einem Konzert verschiedenste Instrumente zu spielen und mit dem Orchester zu kommunizieren. Glennie braucht eine Partitur nur zu lesen und hört die Musik. Durch den natürlichen Umgang mit ihrer Beeinträchtigung und ihren großen Erfolg als Solistin kann sie für viele Betroffene ein Vorbild sein. Dafür und für ein verändertes Verständnis bei den “Normalhörenden” setzt sich Glennie unermüdlich ein.“


Evelyn Glennie HÖREN

 

2022


2019


NLZettel September SPEZIAL 10. Lausitzer Lyrikfestival ist da

Über eine Info an nlz-ich-schreibe@gmx.de in den Verteiler des Newsletters eintragen lassen.

INHALT

Fotos + Fotos + Fotos

Was die Teilnehmenden über das 10. Lausitzer Lyrikfestival posten


 

Freitag, 23. September 2022

HEUTE 03:03 Uhr Herbstanfang

 

 

 

 

 

Herbst-Melancholie
Mascha Kaléko

Mir welkt kein Garten.
Ich habe keinen.
Kein Haus, durch das Oktoberwinde weinen.
Mir tut das schwärzeste Gewölk nicht weh,
Weil ich so selten nur den Himmel seh.

Ich ziel nicht mehr auf goldne Himmelssterne.
Mich tröstet eine kleine Gaslaterne.
Mich täuscht kein Glück, enttäuscht kein Warten.
Mich schmerzt kein Herbst,
Mir welkt kein Garten…


 

Donnerstag, 22. September 2022

NLZettel Juli + August ist da!

Kennen Sie jemanden, der an den vielfältigen künstlerischen und kulturpädagogischen Aktivitäten des "Ich schreibe!" e.V. interessiert sein könnte? Gern nehmen wir zu diesem Adressaten Kontakt auf.

Im NLZettel SPEZIAL September 2022 erfahren Sie demnächst mehr über das 10. Lausitzer Lyrikfestival, das vom 2. bis 4. September in der Gartenstadt Marga stattfand.

 

INHALT

Margahof-KUNST-Woche, August
~ Fotorückblick, Pressemeldung, Plakat

„kleine Leute auf kleiner Bühne ganz GROß“
Fotos der Ferienaktion

Lyrische Jahreszeiten zwischen Gärten und Zechenhaus / SOMMER
~ Fotorückblick, Artikel

Tag des offenen Denkmals
~ Presemeldung, Fotos

Autorenkollektiv FREI!GEIST
~ neues Buch „Ich, Mensch / Worte gegen Ableismus“
~ neue Ausschreibung „Queerness und Queerfeindlichkeit“

Lyrik unter Mondrians Apfelbaum
Kunst am See 2022 „Paula Modersohn Becker trifft Piet Mondrian“

und jetzt
~ Montagspost „Inspirieren lassen“
~ Glücksmoment
~ Dichter schreiben fiktive Liebesbriefe“
~ Briesker Kunsttreff
~ Spendenkonto

  


 

Mittwoch, 21. September 2022

Glücksmoment

Noch immer sind wir mitten in der Nachbereitung des Lausitzer Lyrikfestivals. Ich arbeite gerade am Vereins-Newsletter "NLZettel"... parallel müssen Fördermittelanträge für 2023 geschrieben werden ... und unsere persönlichen künstlerischen Projekte hocken auf der Türschwelle und warten, dass wir uns ihrer annehmen ...

Doch dann brachte ich aus Senftenberg 2 Apfeltaschen mit und meinte zu dem Kollegen: Jetzt ist Kuchenpause!
Wir gingen weg von den PCs in die Galerieräume und gönnten uns eine Tasse Tee, es begann zu regnen, wir saßen quasi fest und plauderten etwas. Auch das Telefon gönnte uns eine Pause - kurz vorher hatte Wolfgang noch ein intensives Gespräch mit der Kollegin vom Brandenburgischen Literaturrat, bei dem es auch um die Vorhaben 2023 ging.

Ach, schön haben wir es in unseren Räumen!

 



aus unserem POSTEINGANG: Mit dem Würfel e.V. in die Herbstferien

Bitte beachten Sie, dass für die Veranstaltungen, für die der Verein Informationen und Einladungen erhält, der "Ich schreibe!" e.V. kein Mitveranstalter ist. Wir möchten in der Rubrik "aus unserem POSTEINGANG" auf interessante interdisziplinäre, internationale, interreligiöse Formate aufmerksam machen. Die Verantwortung für Organisation und Inhalt obliegt dem jeweiligen Veranstalter!  

 
Wer Lust auf ereignisreiche Herbstferien hat, sollte nicht lange zögern, denn sonst sind die tollsten Ferienaktionen schon ausgebucht. Der Würfel e.V. bietet euch eine bunte Mischung aus Bewegung, Kunst und Spiel. Vom Ausflug in den JumpUp Trampolin-Park Cottbus, ein Halloween-Nachmittag mit Film und Disco, Lightpainting, Kreativ- und Basteltage, eine verrückte Ferien-Olympiade...

... jetzt seid Ihr neugierig geworden? Dann schaut einfach mal auf unserer Homepage
www.wk3-senftenberg.de und sucht euch die passenden Angebote heraus. Anmeldungen sind über die Homepage oder telefonisch unter 03573-62110 möglich.


 

 

Montag, 19. September 2022

Inspirieren lassen


Vor einer Woche - nach der Tanzstunde - unter dem Vollmond mit Delle und dem Großen Wagen ein paar Schwimmzüge im See. Mein Körper warf, im Mondlicht stehend, Schatten auf das Schilf am Ufer ~ und seltsam ruhig lag die Welt um mich her.
In solchen Momenten kommt mir nie die Idee für einen Text … erst Tage oder Wochen später … oder niemals.
Am 10. September war der letzte Vollmond des Sommers 2022. Kommenden Freitag ist Herbstanfang.



ALTES GEDICHT
Heiner Müller

Nachts beim Schwimmen über den See der Augenblick
Der dich in Frage stellt Es gibt keinen anderen mehr
Endlich die Wahrheit Daß du nur ein Zitat bist
Aus einem Buch das du nicht geschrieben hast
Dagegen kannst du lange anschreiben auf dein
Ausbleichendes Farbband Der Text schlägt durch




Stefan Reschke - Impression 10. Lausitzer Lyrikfestival / per E-Mail

Ein wunderschönes 10. Lyrikfest, das einen schönen Bogen in seiner Fülle und Vielfältigkeit zum 1. Lyrikfestival spannte. Texte von heiter bis wolkig und manchmal mit Hagel oder brütender Hitze. Ein gigantisches Büfett mit dem einzigen Wehmutstropfen, dass man nur einen bescheidenen Teller hatte und auf dem nicht alles drauf passte. Entweder aß man das, wovon man wusste, dass es einem schmeckt oder man versuchte viele kleine Bissen, also von jedem etwas, zu erhaschen und sie möglichst geschickt auf dem begrenzten Zeitteller zu stapeln. Aber ob so oder so, am Ende ist man satt und wer es geschickt angestellt hat sogar noch satter oder am sattesten geworden.
Sitt is it.





Samstag, 17. September 2022

Gruß zum Wochenende 37kw22


 

Intelligente Menschen bleiben lange wach,
sind unordentlich
und fluchen.

 

Textquelle: bit.ly/2YDSVaE

 

Freitag, 16. September 2022

Impression 10. Lausitzer Lyrikfestival / per Whatsapp

Hallo Wolfgang

nach Brieske zu fahren, war eine gute Entscheidung.

Sehr bewundernswert, was ihr (du vor allem in den Jahren davor) auf die Beine gestellt habt.

Gratulation!

Sehr aufmerksam verfolgten alle deine Ansprache. Eine große Zusammengehörigkeit kam rüber. Eine sehr anspruchsvolle Veranstaltung! Ich genoss nebenbei die Briesker Umgebung und das Schlagen der Kirchturmuhr.

Liebe Grüße
Helga




 

 

 

 

Donnerstag, 15. September 2022

Silvio Colditz - Impression 10. Lausitzer Lyrikfestival / per E-Mail

Liebe Jana, Lieber Wolfgang,

ich wollte mich bei Euch noch einmal für die Einladung bedanken & für den ganzen Aufwand & die Mühen für die Organisation des Festivals.

Es war wirklich schön bei Euch zu sein & ich habe mich sehr wohl gefühlt [...]

Ich hoffe, Ihr seid mit den Nachbereitungen fertig & könnt/konntet Euch ein wenig erholen. Ihr habt da etwas Großartiges organisiert. Vielen Dank, dass ich dabeisein durfte.

 



Mittwoch, 14. September 2022

edition "sanft davonfliegen" / 10. Lausitzer Lyrikfestival "Setz- und Druckwerkstatt wie zu Gutenbergs Zeiten"

Am vergangenen Freitag stand der Bote mit einem großen Paket in der Hand im NLZ ... "Paket für Wolfgang Wache. Bitte hier unterschreiben."

Hatten wir etwas bestellt?

Was ist in dem Paket?

Boah, die edition "sanft davonfliegen" - eine Woche nach dem Lyrikfestival liegen bereits die in der "Setz- und Druckwerkstatt wie zu Gutenbergs Zeiten" von Ingo Cesaro gedruckten und handgebundenen Bücher mit den Texten der Mitwirkenden vor.
Phänomenal!
Vielen Dank!

Der Titel "sanft davonfliegen" ist aus Wolfgang Waches Text "Schaukel".







Montag, 12. September 2022

Inspirieren lassen

Ich sitze am Strand des Senftenberger Sees. Habe 4 Kissen mitgebracht und in einem Stoffbeutel liegen ein paar Bierflaschen. Eigentlich warte ich auf Wolfgang, Alex und Wenke – an diesem Donnerstagabend vor dem Lausitzer Lyrikfestival. Mal raus aus dem Büro. Vor dem Festivaltrubel mit dem straffen Zeitplan nochmal durchatmen. Auch: Zeit für uns haben – so oft haben wir nicht die Gelegenheit, persönlich nebeneinander zu sitzen, wenn es in Ordnung ist auch mal ein paar Momente nix zu sagen, am Bier zu nippen und aufs Wasser zu schauen, auf Brot und Käse herumzukauen. Ich sitze, warte, pflücke dann ein paar Breitwegerichblütenstängel, die hinter mir auf der Wiese stehen, verflechte sie miteinander … hebe im Strandsand eine kleine Kuhle aus, sammle schwarze Steinchen und dann weiße Steinchen, nach und nach entsteht ein Bild … ich tauche ganz in die Beschäftgung mit Formen, Farben, Muster. Warum habe ich so lange kein LandArt-Bild mehr gelegt? Die Kollegen trudeln ein – sehr unterschiedlich leise oder laut, Wolfgang betritt die „Bühne“ mit einem wiederentdeckten eigenen Text … wir reden, trinken, essen … die Sonne versinkt, es wird kühl und dunkel … nochmal kurz in den See hüpfen, der wärmer ist als die Lufttemperaturen, den Stress der letzten Tage und Wochen abspülen … die Nacht vor dem 10. Lausitzer Lyrikfestival … beginnt mit einem Haiku von Alexander, das er am See unter den Sternen schrieb.




Die Natur, der ich mich ohne Herrschafts- und Benutzungsabsichten nähere, heilt. Wenn ich an einem klaren Frühlingshimmel einen Zug Kraniche nach Norden ziehen sehe, dann frage ich nicht mehr, ich staune. Wenn ich ein Blatt im Wind tanzen sehe und wenn ich einen Sonnenaufgang über dem See erlebe, dann verstummt der Zweifel, wenigstens für Stunden, wenigstens für Augenblicke. Die Natur lenkt den Blick von uns selbst ab. Sie lehrt uns nicht im religiösen Sinn glauben, aber sie ist eine Vorschule des Glaubens. Sie lehrt Ruhe, Schönheit, Endlichkeit, Sterben. Sie lehrt Grenzen, Zeiten, Rhythmen. Sie lehrt es uns, wenn wir nicht über sie siegen müssen.

Fulbert Steffensky

Textquelle: www.andersLEBEN-magazin.net

Jana Weinert - Impression 10. Lausitzer Lyrikfestival / auf facebook



 

Jana Weinert

Dichter dran - eine Nachlese

Kein Gedanke daran, Fotos zu machen. Von keinem der drei Tage auch nur ein einziges Bild. Dafür Eindrücke und Filme im Hirnskasten, in Herzkammern. Gesprächsmomente. Textfragmente. Gesichter dazu, Vortragsstimmen und Gesten. Landschaft. Ortschaft. Garten mit Seidenhühnern und Hund. Garten mit Tischen und Menschen im Sonnenlicht. Lesende und Zuhörende unter dem schattenspendenden Sternzelt auf dem Platz des Friedens. Spätsommerwind bringt den Duft reifer Äpfel aus den Gärten und zupft verspielt an den Manuskriptseiten. Was sitzt ihr hier im Schatten, will er sagen, kommt in die Gärten. Das allerdings ist für den Sonntag geplant, wo ich schon nicht mehr in Marga dabei bin. – Die nächtliche Brücke über die Elster mit Blick tief hinein in die Milchstraße. Der Liebste und ich, jeder den Kopf in den Nacken gelegt, trinken diesen Ausblick in die Unendlichkeit. Oder ist das Universum gar nicht unendlich? Atmet es und spuckt uns irgendwann aus? Und wenn ja, wohin? ... Jetzt mische ich schon Orte und Ereignisse. Darum kurz:

Freitag reisten wir, aufgehalten nur vom Stau um Potsdam, nach Plessa, wo wir unser Zimmer in der Elstermühle bezogen. Die Mühle wurde von Ingrid Kaech und ihrem Mann zum Schriftstellerhaus um und ausgebaut. Wir fühlten uns sofort willkommen. Freundliche Begrüßung, behagliche Räume und ein Garten, in dem Seidenhühner und Kaninchen leben und ein bäriger Hütehund freudig auf uns zugetapst kam.

Wir fuhren sofort weiter nach Brieske Marga, um noch etwas vom Auftakt des Lyrikfestivals mitzuerleben. Von nun an wurde die Zeit so reich und intensiv, dass ich gar nicht auf den Gedanken kam, ein Handy zwischen mich und die Welt zu halten. Die Ereignisse waren im Fluss. Wie soll man einen Fluss festhalten. Den Strom poetischer Bilder, den Gesprächsfluss , den Tanz der Begegnungen für auch nur eine Sekunde anhalten, um für den Knipps den richtigen Ausschnitt zu wählen. So vergaß ich das Fotografieren komplett. Andere waren da multi-tasking-fähiger. Wir alle waren dicht dran an der Dichtung, den Dichterinnen und Dichtern. Und besonders schön: ich durfte dank Ingo Cesaros mobiler Setzerei endlich wieder die kühlen bleigegossenen Lettern einer vier Cicero großen Plakatschrift in Händen halten.

Als ich vor jetzt genau 40 Jahren meine Schriftsetzerlehre begann, unsicher und fast noch ein Kind, ahnte ich nicht, dass dieses Handwerk mich so nachhaltig froh machen würde, wie es das heut tut. Heutzutage zieht es mich in jede der selten gewordenen Bleisetzereien und ich muss meine Hände nach den Lettern ausstrecken, Zeilen bauen, anordnen zu einem Format, das in sich dicht und im wahrsten Sinne schlüssig ist. Vielleicht ist das noch etwas, das ich noch einmal aufnehmen möchte. Eine kleine eigene Setzerei und Druckerei. Zum Spielen und Experimentieren - und meditativen Schriftsetzen. Das eigentlich Schriftstellen ist. In Marga staunte ich, dass es inzwischen Setzmaterial aus Kunststoff gibt, das genauso exakt für den Bau eines Schriftsatzes herhält, wie die Bleigussblindmaterialen. Wir durften in Marga Haikus setzen und erfuhren in diesen Tagen auch etwas über die Philosophie des Haikus.

Auf zwei Bühnen wurde gelesen. Aufrüttelnde, politische Texte, melancholische und bitter-süße Liebeslieder ans Leben, magische, humorige, spitzfindige, trickreiche Stücke.

Wollten wir nicht auch darüber sprechen, was Lyrik heute ist? Oder bewegten wir uns viel zu sehr in ihr, ließen uns von ihrem Strom tragen, um etwa eine Standortbestimmung vorzunehmen. Das ganze Wochenende war poetisch gewebt. Man geht heraus und sieht die Welt etwas anders an. Klänge es nicht so pathetisch würde ich sagen, mit der Poesie öffnet sich der Blick für das Wesen der Dinge. Und sei es auch noch so winzig. ein jedes bekommt Gewicht, steht bedeutsam inmitten anderer bedeutsamer Teilchen. Auch die Farben werden kräftiger, die Strukturen, auch die tiefen, sichtbarer. Poesie ist keine Droge, verändert aber die Wahrnehmung. Macht glücklich. Zentriert. Zeigt die Schwingungen, Lebensrhythmen, auch die verborgenen, und schafft Raum, viel viel Raum - ist also gut fürs Herze und fürs Atemholen. Medizin.

Am Büchertisch kamen wir miteinander ins Gespräch. Es ging um die Wege ins Schreiben,, auch ganz pragmatisch darum, wie vom und fürs Schreiben zu leben sei. Es ging um die Wahl von Themen und Stoffen, um Lebensmuster. An runden Tischen machten wir einander vertraut, beim gemeinsamen Essen, das übrigens köstlich war.

Die endlich wieder unmittelbare Begegnung mit Kolleginnen und Kollegen und Publikum tat gut.

Am Sonntag trennten sich unsere Wege: die Kolleginnen und Kollegen in Marga lasen erst in den Gärten der Gartenstadt und ließen dann den Tag bei einer gemeinsamen Schiffsreise ausklingen.

Ich und der Liebste blieben in der Elstermühle in Plessa, im Schriftstellerhaus. Hier war „Tag der offenen Tür“. Ursprünglich für Mai geplant hatte es Ausbauverzögerungen gegeben und es fehlten im Frühjahr die für einen "Tag der offenen Tür" entscheidenden Elemente: die Türen. Also wurde es der 4. September. Es gab Führungen durchs Mühlenmuseum und durchs Schrifstellerhaus, Spaziergänge an der Elster hin zu einer alten und besonders schön gewachsenen Eiche. Im großen Garten saßen die Menschen zahlreich und ließen sich Getränke und Imbiss schmecken. Der Kleintierzüchterverein war mit von der Partie und hatte Tiere – kleine also – im Garten platziert, Würstchen auf den Grill gelegt und enorme Kuchen gebacken. Im Gastraum durften wir lesen. Und wie so oft war das Publikum bunt gemischt und sehr interessiert. Das ist, was ich im ländlichen Brandenburg genieße – die Leute kommen und wollen etwas hören. Ich las am Vormittag aus "Nachtbaden" und eine Geschichte über meinen Großvater. Nachmittags las uns Reinhard Stöckel etwas aus seinem Roman "Bärensommer".

Alles das klingt und schwingt noch immer in mir nach. Dank an das Nachwuchs-Literatur-Zentrum in Brieske Marga, an Yana Arlt und Wolfgang Wache, an alle Unterstützerinnen und Unterstützer des Lyrikfestivals. Dank an Ingrid Kaech und ihren Mann, an Anja Manz und alle anderen, die dort dafür sorgten, dass der Tag so ein zauberhafter war. Schön Euch getroffen zu haben, Carmen Winter, Steffen Marciniak, Stefan Reschke, Lena Inosemzewa, Ingo Cesaro, Ursula Henriette Kramm-Konowalow, Johann Seidl, Anja Manz, Ingrid Kaech.

Und wie gesagt.... Fotos zu machen habe ich schlichtweg vergessen.

Textquelle: https://www.facebook.com/jana.weinert.52