Sonne & warm, Bewölkung & kühl, Niesel, Wind ... das Wetter am 2. Juli war aprillig ... also entschieden wir uns kurzerhand, in der Galerie MARGA ein Lesecafe zu eröffnen. Die AutorInnen waren bestens für ihre Lesezeit vorbereitet und dann kam alles ganz anders. Es wurde ein kurzweiliger, schillernder Sonntagnachmittag. Wolfgang Wache, Bernd Lunghard, Renate Hensel, Nanette Kubusch und Yana Arlt zeigten die Vielseitigkeit ihrer künstlerischen Talente - neben Poesie sind das auch Fotografie, Grafik und LandArt, die z.B. vom 2. Juli bis 20. August in der Kunstausstellung zum 50. Geburtstag des Senftenberger Sees präsentiert werden. Es gab bei der ersten Sommerlesung jedoch auch noch einen ganz speziellen Gast: Monika Nothing, eine renommierte Schriftstellerin, Hörspielautorin, Malerin und Journalistin konnte nach über 4 Jahren erstmals wieder für eine öffentliche Lesung ihrer Texte gewonnen werden. Sie verfügt über einen großen Erfahrungsschatz über die Kultur- und Kunstszene der DDR und Nachwendezeit und ist mit 81 Jahren immer noch am politischen und gesellschaftlichen Leben interessiert. Ihre Auseinandersetzung mit aktuellen Entwicklungen setzt sie in poetische Texte um, die messerscharf analysieren aber auch die Auswirkungen auf den Menschen und das Menschsein darstellen. Schon als junge Frau, besonders in der Position als Journalistin, legte sie den Finger in die Wunde. Defizite als Errungenschaften zu deklarieren, Probleme kleinzureden, Mängel zu kaschieren - das ist ihre Sache nicht. In den Gesprächen der AutorInnen wird jedoch auch schnell deutlich: es ist schwer, Auswege zu finden, Lösungsideen umzusetzen. Ist die Situation der Bildung, des Gemeinschaftswesens zu verfahren, sind Fronten von extremen Denkweisen zu verhärtet? Das Lesecafe ist bis in die Abendstunden hinein geöffnet, Zuhörer stehen sogar vor der weit geöffneten MARGA-Tür und lauschen ein paar Augenblicke den Stimmen. Natürlich wird an diesem Nachmittag auch geschmunzelt und gelacht. Die Kaffeetassen klirren leise beim Aufstellen auf die Untertasse, fast lautlos wird die Kuchengabel niedergelegt - respektvoll hört man einander zu. Bücher und Textkopien wandern von Hand zu Hand, ganz im gedanklichen Nachklang versunken, wird zuweilen der Applaus vergessen.