Er ist fort.
Einzig die verwaiste
Holzstele auf dem Metallfuß steht noch. Sogar der Zettel mit der
Beschriftung ist fort. Hier stand und wachte einst ein Energiewesen,
geboren aus Eisen, aus Stahl, aus Metall. Die Leere ist aufgeladen
mit Sehnsucht, Begehren, Habgier, Enttäuschung, Schmerz,
Unverständnis, Wut, Traurigkeit. Eine leere Stele kann so viel
tragen. Tausend Seelen im Himmel haben auf einer Nadelspitze Platz.
Wie viele Engel können auf einer Nadelspitze sitzen? Ich vernehme
die Nachricht über die Leere mit Fassungslosigkeit. Die Worte machen
doch keinen Sinn. Das ist ein Irrtum. „Selig sind, die nicht sehen
und doch glauben!“ (Neues Testament Johannes 20; 29) Ich kann es
nicht glauben. Ich muss es sehen.
Er ist fort.
Er ist fort.
Er
ist immer noch fort.
Wie soll ich mit der Leere umgehen. Wie kann
ich es erklären – mir selbst und den Künstlern, die ihre Werke
auf meine Anfrage hin in der Evangelischen Peter-Paul-Kirche
Senftenberg aufhängten und -stellten, die sie aus reinster Absicht aus Cottbus in die kleine Kreisstadt in Südbrandenburg brachten und damit auch mir vertrauten.
Ich sitze in einem Karussel aus „Hätte...“, „Wäre...“,
„Könnte...“ und ich vertrage dieses Drehen nicht, kann keinen
klaren Gedanken fassen. Wer ist schuld? Wen kann man bestrafen? Was
kann man tun? Was ist jetzt zu tun?
Er ist fort.
Er ist immer noch fort.
So oft ich auch dorthin schaue, wo er einst stand.
Auf eine
leere Holzstele passen viele Empfindungen, Gefühle, Gedanken. In der
Höhe, Breite, Tiefe ist reichlich Raum. In Gedanken drücke und
presse ich das alles zusammen und werfe es auf den Dieb. Ich
imaginiere, wie die kleine metallene Figur in seinen Händen zu
glühen beginnt, ihm die Haut an den Fingern und dem Handteller
verbrennt. Ich imaginiere, wie er vom Rauschen tausender Flügelpaare
in seinen Träumen heimgesucht wird. Ich imaginiere, wie sich ihm die
Last der Sorge und der Selbstvorwürfe auf die Schultern legt, so
dass er kaum noch aufstehen, kaum noch sitzen und gehen kann. Ich
imaginiere, wie die Anwesenheit des Unrechts ihn mehr und mehr
umschnürt.
Während ich dies schreibe, lockt mich ein Vogelruf
auf den Hof. Ich sehe einen Bussard hoch oben im hellblauen Himmel
kreisen. Fast scheint es, als könne ein Raubvogel mich mit einem
Kunst-, einem Engel-Räuber versöhnen.
Yana Arlt
Am
2. Oktober eines jeden Jahres feiert die katholische Kirche das
Schutzengelfest. Dabei wird in besonderer Weise den Engeln als
helfende Boten Gottes gedacht.
Der
Ursprung der Engel-Verehrung ist bereits im Judentum zu suchen. So
heißt es dort beispielsweise im Psalm 91 des Alten Testaments:
Gott
befiehlt seinen Engeln, dich zu behüten auf all deinen Wegen. Sie
tragen dich auf ihren Händen, damit dein Fuß nicht an einen Stein
stößt.
Diese biblische
Überlieferung von der Existenz der Engel ist auch Grundlage für den
Glauben an die Schutzengel. Im 3. Jahrhundert hat schon der heilige
Blasius (der Große) gesagt:
Jedem
Gläubigen steht ein Engel als Beschützer und Hirte zur Seite, um
ihn zum Leben zu führen.
Textquelle: vivat.de
Engel wacht an der Peter-Paul-Kirche
Eines meiner Lieblingsgedichte "Die Visite", Hans Magnus Enzensberger