Montag, 27. Februar 2023

Inspirieren lassen ~ aufschieben

 

Stundenzettel ausfüllen, Belegliste erstellen, Sachbericht schreiben, Honorarverträge kopieren, Plakate scannen … also man kann seine Samstage und Sonntage auch anders verbringen aber was muss, das muss. Und es muss bis zum 28. Februar! Es muss alles fertig und eingereicht sein. Die Abrechnungen für unsere Fördermittel 2022 und die neuen Anträge. Kannst du das nicht später machen? Hocken die lieben Mitmenschen in den Ohren. Kann ich, dann ist es aber zu spät. Überhaupt liegt zwischen dem „Kann man das nicht später...“ und dem „Jetzt ist es zu spät“ ein schmaler Grat. Die Aufschieberei bewahrt ja auch nicht vor der Pflicht des Tuns, des Erfüllens, des aktiv Werdens. Warum verzögern wir immer wieder? Tun wir es nur bei unbeliebten Tätigkeiten? Wann hast du das letzte Mal die Fenster geputzt? Wann das letzte Mal deine Kontoauszüge sortiert und sie ordentlich abgehoften? Wann das letzte Mal bei deiner Mutter angerufen und gefragt: Wie geht’s? Wann das letzte Mal alte Nachrichten gelöscht? Es gibt Phasen, da fällt das Sortieren, das Ordnung schaffen, das Entsorgen, das Trennen von etwas oder jemandem schwerer als zu anderen Zeiten. Möglicherweise hängt das aber auch mit dem Abwägen der Konsequenzen zusammen. Ok, beim Abheften der Kontoauszüge oder beim Putzen der Fenster sind die Konsequenzen überschaubar. Allerdings: „Natürlich müsste ich mal wieder Fenster putzen, aber Privatsphäre ist mir halt auch sehr wichtig.“ oder „ Fenster putzen ist was für Leute mit hübschen Nachbarn.“ Der bessere Duchblick ist eben nicht immer der bessere Durchblick. Beim Anruf deiner Mutter liegen die Konsequenzen nicht in ganzer Fülle offenbar, auch nicht, wenn du, weil gerade Sperrmülltermin in deiner Straße ist, den dreibeinigen Stuhl rausstellst, bei dem du dir seit 2 Jahren vorgenommen hast, das 4. Bein wieder anzukleben. Die Folgen sind auch nicht absehbar, wenn du nun endlich einige Telefonnummern vom Mobiltelefon löschst von Leuten, zu denen du seit Jahren keinen Kontakt hattest. Konsequenzen - vielleicht ist das das Schlüsselwort. Schließlich gibt es die Aufschiebetaktik auch bei Unternehmungen, die eigentlich zu den angenehmeren Dingen des Lebens gehören (sollten): die Urlaubsplanung, der Konzertbesuch, der Besuch der Freunde, der Ausflug zu einem lang ersehnten Ziel, die Einladung auf einen Kaffee ... Du hast verzögert und verschoben so lange es ging, hast Häme und Mahnungen deiner Familie und Freunde ertragen, hast dann alle Kraft zusammengenommen, hast endlich die Initiative ergriffen, hast Ordnung geschaffen in deinem Leben - Nein, was dann folgt, damit konntest du nicht rechnen …

Yana Arlt


Geh' mir weg mit deiner Lösung
Sie wär' der Tod für mein Problem
Jetzt lass' mich weiter drüber reden
Es ist schließlich mein Problem
Und nicht dein Problem



Annett Louisan „Die Lösung“

zum Songtext