Foto: Lydia Arlt Kirste
Eckhart Stein
Die
blaue Stunde
Alles, was zur
Mittagsstund noch bunt gewesen,
was unbeschwert, vergnügt und
laut sich gab,
was alles war von heitrem Wesen,
darüber bricht
der Abend seinen Stab.
Unmerklich ist die Zeit gekommen,
da
sich der Tag erschöpft zur Erde neigt.
Die Welt wirkt
melancholisch, irgendwie benommen.
Nur Nebel noch aus warmen
Wiesen steigt.
Gleich dem schwerem Wein in meinem
Glase
bleiern jetzt im See die Wellen sich wiegen,
Stille. Nur
eine Grille zirpt im hohen Grase,
da tröstend wir uns aneinander
schmiegen.
Ein Trauerflor, gewebt aus blauer Seide
fällt
auf uns herab vom Firmament,
verleiht der Landschaft ein
Geschmeide,
das weder Licht noch Schatten kennt.
Uns wird
gewahr: der Abschied naht.
Ein letztes Glas, ein stummer Gruß.
Nun
wird es Nacht ganz ohne Gnad.
Was allein uns bleibt, ist ein
Gefühl von Blues.