Zwei für Brieske wichtige Menschen
haben am 14. Januar Geburtstag – einer von ihnen ist der
Schriftsteller Peter Drescher. Er wurde am 14. Januar 1946 in Brüx
geboren, er lebte viele Jahre in Senftenberg-Brieske, betrieb in
Senftenberg eine christliche Buchhandlung. Auch nach seinem Umzug
nach Thüringen blieb der Kontakt in die Niederlausitz bestehen. Noch
immer entstanden Romane und Kurzgeschichten – auch durch die
Besuche in der alten Heimat inspirierte und Peter Drescher war so
manches Mal mit Lesungen aus den neuen Büchern zu Gast. Im NLZ „Ich
schreibe!“ stellte er im September 2019 sein Buch „Hirngespinnste
– Die Sache mit dem Kopf und was da alles so dran hing“ vor, 2015
las er eine Kurzgeschichte bei unserer Performance „Das schwarze
Gold ist verbrannt“ im Zechenhaus Brieske. Am 28. April 2021
verstarb Peter Drescher.
Durch seine Bücher in der „Lausitzer Literatursammlung“ ist Peter Drescher immer gegenwärtig, Texte von
ihm lesen wir bei der jährlich im November stattfindenden
Lesecollage „Literarisches Schaffen in Senftenberg – Früher,
Heute, Morgen“ und im Advent*Lese*Café
beim vergangenen Briesker Weihnachtsmarkt nahm ich das Buch „Ein
besonderer Kirchenbesuch“ in die Hand. Peter Drescher vermag
atmosphärisch von den kleinen Dingen des Lebens zu erzählen. Es
sind nicht die großen Gesten, der große Erfolg, das große Glück,
was diesen Schriftsteller in seiner Literatur beschäftigt. In dem
kaum zwei A5-Seiten langen Text „Eine Weihnachtsgeschichte“ ist
es die zufällige Begegnung des Ich-Erzählers Erhard nach dem
Weihnachtsgottesdienst mit einem „unrasierte[n], schlampige[n]
Wesen“ namens Alwin, der gerade vom Wirt aus dem „Grünen Baum“
geworfen wurde. Eigentlich sollte der Weg direkt nach hause führen
zur Frau, die noch letzte Vorbereitungen für den Heiligabend treffen
wollte und dann sitzt Erhard mit Alwin am Tresen und beide trinken
Grog... Über anderthalb Jahre nach dem Tod von Peter Drescher sitze
ich im ehemaligen Textilkaufhaus Brieske, das seit 2016 die
Begegnungsstätte & Galerie MARGA unseres Vereins ist und lese
diese Geschichte. Mir steckt ein Kloß im Hals, die Glocken von der
Kirchturmuhr geben die Stunde an, wir haben einen guten Blick aus dem
Panoramafenster auf die Martin-Luther-Kirche an der
gegenüberliegenden Marktseite. Ich erinnere mich an meine
Leseperformance Ende März, gemeinsam mit Wilfried Wilke an der Orgel
und Paul Georg Lux mit der Ausleuchtung der Jugendstilkirche. Das
hätte Peter gefallen. Denke ich. Ich denke auch am 14. Januar 2023
an ihn, seinem Geburtstag. Seinem 77. Geburtstag.
Yana Arlt
„Im Vorliegenden wird nicht etwa krampfhaft in ferne Welten ausgewichen. Nein, die elf Geschichten handeln vom Hier und Heute. Unterhaltsam, mit Tiefgang, auch mit hintergründigem Humor.“
aus dem Klappentext: „Peter Drescher / Ein besonderer Kirchenbesuch“
"Draußen wurden wir, seligen Kneipenbrüdern gleich, von meiner Frau aufgelesen. O weh! Hilde starrte uns an, schluckte, Alwin witterte Unheil und wollte sich verdrücken. Ich hielt ihn fest, 'das ist Alwin', sagte ich, knöpfte mir den Mantel zu, nestelte verlegen am Schal."
aus "Peter Drescher / Ein besonderer Kirchenbesuch / Eine Weihnachtsgeschichte"
2007 Thüringer Gast & Frisch GmbH, Eisenach
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