Montag, 15. August 2022

Inspirieren lassen

Ich bin wahrlich kein Freund des Sommers aber eine Sache mag ich an den Monaten Juli und August: die „offene Kirche“, jeweils von Mittwoch bis Samstag, von 15 bis 18 Uhr. Um 18:15 Uhr erklingt an jedem Freitag in der evangelischen Peter-Paul-Kirche Senftenberg Orgelmusik.
Wenn man Glück hat, kann man sich ganz still auf eine der leeren Kirchenbänke setzen, vor dem Altar eine Kerze entzünden, seinen Gedanken nachhängen, sich von der einen Fliege im großen, kühlen Kirchenraum in einen Alphazustand summen lassen oder die Bänke entlang schlendern, auf denen ein kleiner Bücherflohmarkt mit mancher Entdeckung aufwartet. Genau dort präsentierte sich mir in der vorigen Woche „Das Orangenmädchen“ von Jostein Gaarder. Ja, ich habe das Buch an einem Wochenende durchgelesen, war für ein paar Stunden in einer ganz anderen Welt … was Literatur vermag!

JanA

Wer war dieses übersinnliche Orangenmädchen? Diese Frage hatte ich mir schon viele Male gestellt. [...]
„Woher kennt sie meinen Namen?“ Und ebenso dringlich war eine dritte Frage: Warum musste ein halbes Jahr vergehen, ehe sie mich wieder sehen wollte?
Ich sollte noch Gelegenheit genug bekommen, mir über diese Frage den Kopf zu zerbrechen. Und während die Tage vergingen, fehlte es mir nie an möglichen Antworten, ich wusste nur nicht, welche die richtige sein könnte. Ich konnte mich nur an einige wenige Symptome halten, aber ich sagte schon, es war meine Stärke, Zeichen zu deuten oder eine Diagnose zu stellen. Vielleicht war ich ein wenig zu eifrig. Jedenfalls entstanden zu viele parallele Theorien.


aus: Jostein Gaarder „Das Orangenmädchen“, dtv