Ich bin wahrlich
kein Freund des Sommers aber eine Sache mag ich an den Monaten Juli
und August: die „offene Kirche“, jeweils von Mittwoch bis
Samstag, von 15 bis 18 Uhr. Um 18:15 Uhr erklingt an jedem Freitag in
der evangelischen Peter-Paul-Kirche Senftenberg Orgelmusik.
Wenn
man Glück hat, kann man sich ganz still auf eine der leeren
Kirchenbänke setzen, vor dem Altar eine Kerze entzünden, seinen
Gedanken nachhängen, sich von der einen Fliege im großen, kühlen
Kirchenraum in einen Alphazustand summen lassen oder die Bänke
entlang schlendern, auf denen ein kleiner Bücherflohmarkt mit
mancher Entdeckung aufwartet. Genau dort präsentierte sich mir in der vorigen
Woche „Das Orangenmädchen“ von Jostein Gaarder. Ja, ich habe das
Buch an einem Wochenende durchgelesen, war für ein paar Stunden in
einer ganz anderen Welt … was Literatur vermag!
JanA
Wer war dieses übersinnliche Orangenmädchen? Diese Frage hatte ich mir schon viele Male gestellt. [...]
„Woher kennt sie meinen Namen?“ Und ebenso dringlich war eine dritte Frage: Warum musste ein halbes Jahr vergehen, ehe sie mich wieder sehen wollte?
Ich sollte noch Gelegenheit genug bekommen, mir über diese Frage den Kopf zu zerbrechen. Und während die Tage vergingen, fehlte es mir nie an möglichen Antworten, ich wusste nur nicht, welche die richtige sein könnte. Ich konnte mich nur an einige wenige Symptome halten, aber ich sagte schon, es war meine Stärke, Zeichen zu deuten oder eine Diagnose zu stellen. Vielleicht war ich ein wenig zu eifrig. Jedenfalls entstanden zu viele parallele Theorien.
aus: Jostein Gaarder „Das Orangenmädchen“, dtv