Mittwoch, 17. August 2022

Gratulation! Bernd Lunghard "Plötzlich Frühling" / neues Buch wurde von Klaus Wilke im "hermann" rezensiert

 

Eine wunderbare Wort-Spielbank
Bernd Lunghards lustige und skurrile Einfälle: „Plötzlich Frühling”

Torero Alfredo in Spanien
züchtet heut nur noch Geranien.
„Wie gefährlich so‘n Stier”,
piepst er, „hört ihr an mir.”
Alles Weitere lässt sich erahnen.

Ein Limerick aus dem kürzlich mit dem Titel „Plötzlich Frühling” im Cottbuser Regia Verlag
erschienenen Band mit Gedichten und Sprachspielereien des Senftenbergers Bernd Lunghard.
Der 1949 geborene ehemalige Lehrer wartet darin mit einer bemerkenswerten Vielfalt an lustigen, komischen, skurrilen, manchmal auch satirischen Einfällen auf, die den Blick seiner Leser auf alltägliche Erscheinungen verändert. Man mag nicht glauben, was er in einem Gedicht schreibt: „Mir fließt kein Vers einfach so aus der Feder...Zunächst brauche ich eine Idee, die ich ergreifen kann, warte manchmal wochenlang drauf.” Aber einer, der schon 14 Kinderbücher geschrieben hat und mit seinen Versen in über 40 Schulbüchern und zahlreichen Anthologien vertreten war, müsste hundert Jahre alt sein, wenn er „wochenlang” auf alle Ideen allein aus diesem Buch hätte warten müssen. Zum Glück ist es offensichtlich nicht so. Wie, wenn „plötzlich Frühling” ist, die Knospen sprießen, so erwarten den Leser des neuen Buches ganze Zyklen von Texten großer Originalität. Auf seine 123 Limericks zu mit ihren Postleitzahlen versehenen Orten verdient er so was wie ein Patent. Wie er da Umgangs- und Regelsprache kühn und kreativ vermischt, macht auch Nonsens zum Leseerlebnis - zum Beispiel:
„Ein kleiner Bengel in Bautzen
tat stets seine Schwestern anschnautzen.
Die Mutter verlor die Nerven und schwor,
kommt das noch mal vor,
dann verhautzen.”
Vergnügen bereiten auch seine Farbgedichte, in denen er absurde Geschichten um das Rot, das Grün, das Blau, das Gelb usw. erzählt. Das alles klingt zuweilen, als wäre ein neuer Hansgeorg Stengel oder Heinz Erhardt erstanden und das in unserer Region.
Unser Humorist hat aber auch zwei besinnliche Themen. Vor ein paar Monaten hat er die Liebe seines Lebens verloren. Wie Gedenktafeln sind „seiner Gitti” ein paar Gedichte gewidmet. Sie hatte auch noch die Umschlagsgestaltung besorgt. Besinnlich auch seine Erinnerungen an John Lennon und an das Woodstock-Festival als ein Symbol friedlichen Miteinanders sowie die gereimte Laudatio auf den nobelpreisgeschmückten Bob Dylan, der sich stets veränderte, sich aber nie verbiegen ließ und blieb, der er ist. In Zeiten, da Leute ihr Glück in Spielbanken suchen, hat uns Bernd Lunghard eine wunderbare Wort-Spielbank eröffnet. 

 Klaus Wilke 

Bernd Lunghard (stehend)
am 2. Juli 2022 in der Galerie MARGA

 

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