Eine
wunderbare Wort-Spielbank
Bernd Lunghards lustige und skurrile
Einfälle: „Plötzlich Frühling”
Torero Alfredo in
Spanien
züchtet heut nur noch Geranien.
„Wie gefährlich
so‘n Stier”,
piepst er, „hört ihr an mir.”
Alles
Weitere lässt sich erahnen.
Ein Limerick aus dem kürzlich
mit dem Titel „Plötzlich Frühling” im Cottbuser Regia
Verlag
erschienenen Band mit Gedichten und Sprachspielereien des
Senftenbergers Bernd Lunghard.
Der 1949 geborene ehemalige Lehrer
wartet darin mit einer bemerkenswerten Vielfalt an lustigen,
komischen, skurrilen, manchmal auch satirischen Einfällen auf, die
den Blick seiner Leser auf alltägliche Erscheinungen verändert. Man
mag nicht glauben, was er in einem Gedicht schreibt: „Mir fließt
kein Vers einfach so aus der Feder...Zunächst brauche ich eine Idee,
die ich ergreifen kann, warte manchmal wochenlang drauf.” Aber
einer, der schon 14 Kinderbücher geschrieben hat und mit seinen
Versen in über 40 Schulbüchern und zahlreichen Anthologien
vertreten war, müsste hundert Jahre alt sein, wenn er „wochenlang”
auf alle Ideen allein aus diesem Buch hätte warten müssen. Zum
Glück ist es offensichtlich nicht so. Wie, wenn „plötzlich
Frühling” ist, die Knospen sprießen, so erwarten den Leser des
neuen Buches ganze Zyklen von Texten großer Originalität. Auf seine
123 Limericks zu mit ihren Postleitzahlen versehenen Orten verdient
er so was wie ein Patent. Wie er da Umgangs- und Regelsprache kühn
und kreativ vermischt, macht auch Nonsens zum Leseerlebnis - zum
Beispiel:
„Ein kleiner Bengel in Bautzen
tat stets seine
Schwestern anschnautzen.
Die Mutter verlor die Nerven und schwor,
kommt das noch mal vor,
dann verhautzen.”
Vergnügen
bereiten auch seine Farbgedichte, in denen er absurde Geschichten um
das Rot, das Grün, das Blau, das Gelb usw. erzählt. Das alles
klingt zuweilen, als wäre ein neuer Hansgeorg Stengel oder Heinz
Erhardt erstanden und das in unserer Region.
Unser Humorist hat
aber auch zwei besinnliche Themen. Vor ein paar Monaten hat er die
Liebe seines Lebens verloren. Wie Gedenktafeln sind „seiner Gitti”
ein paar Gedichte gewidmet. Sie hatte auch noch die
Umschlagsgestaltung besorgt. Besinnlich auch seine Erinnerungen an
John Lennon und an das Woodstock-Festival als ein Symbol friedlichen
Miteinanders sowie die gereimte Laudatio auf den
nobelpreisgeschmückten Bob Dylan, der sich stets veränderte, sich
aber nie verbiegen ließ und blieb, der er ist. In Zeiten, da Leute
ihr Glück in Spielbanken suchen, hat uns Bernd Lunghard eine
wunderbare Wort-Spielbank eröffnet.
Klaus Wilke
Bernd Lunghard (stehend) am 2. Juli 2022 in der Galerie MARGA |
Artikel gern auch in der "hermann"PDF HIER lesen