Montag, 1. August 2022

Inspirieren lassen

Die heutige Inspiration kommt aus dem Briefwechsel von Paula Modersohn Becker und Rainer Maria Rilke.

Das Buch bekam ich als Dankeschön für die Mit-Gestaltung des Kunsttreffs Juli des Pro Ars Lausitz e.V. Gemeinsam mit Renate Hensel stellten wir Leben und Werk der KünstlerIn Piet Mondrian und Paula Modersohn Becker vor. Ich hatte mich mit Auszügen aus den Briefen und aus ihren Tagebüchern gewappnet und da Paula gut befreundet war mit Rilke, gab es auch das Gedicht "Du musst das Leben nicht verstehen" von ihm an diesem Abend, der den Titel trug "Lyrik unter Mondrians Apfelbaum".


 "[...]
Ach, liebe Freundin, - die Szene ist wirklich fertig, und da sie aus mehr als nur Coulissen gebaut ist, wird sie wohl auch eine Weile stehen ... Chrysantheme sind da; ich weiß momentan nicht wo sie stehen, aber ich bin beruhigt über ihre Gegenwart. Abend ist. Stille. Es ist fast unmöglich, daß Sie jetzt nicht bei mir eintreten, - daß alles das sich aufgebaut hat und daß diese Bilder nicht an Wänden hängen, welche von außen gesehen, doch die meines kleinen Hauses sind. Ich warte: warte auf Sie und auf Clara Westhoff und Vogeler und auf den Sonntag und auf das Lied ... und nichts wird kommen. Und ich weiß, daß nichts kommen wird und warte doch. Und fürchte mich fast davor, zu wollen, daß andere kommen - [...]"

Rainer Maria Rilke an Paula Becker
Schmargendorf, Misdroyerstraße I/I.
25. Oct. 1900


aus: "Paula Modersohn Becker Briefwechsel mit Rainer Maria Rilke / Mit Bildern von Paula Modersohn-Becker" Insel-Bücherei Nr. 1242, Insel Verlag