Montag, 26. August 2024

Inspirieren lassen ~ ein paar Stoffreste

Zugegeben, mit der „neuen“ Sophia habe ich mich sehr schwer getan. Die Eule aus Filzstoff lag so angenehm um meine Hand, sie konnte die Flügelchen nur minimal bewegen aber der behäbige Charakter braucht auch keine aufgeregten Schwingenschläge. Die neue Figur hatte Irina Wache vor einiger Zeit aus robusteren Jeansjackenresten gefertigt... ja, das fühlte sich merkwürdig an, auch das Gesicht wirkte ganz anders, würden meine Handbewegungen unter dem Stoff noch passen? Lange Zeit ergab sich keine Auftrittsmöglichkeit, es gab also keine Notwendigkeit, mich mit dieser Puppe anzufreunden. Sophia stand in der Vitrine, während Raz und zuweilen Vermiculus entstaubt wurden und ihr Unwesen in der Galerie MARGA trieben. Nun waren wir also eingeladen, für die Kinder des Familienfestes etwas zu gestalten. Natürlich holten wir zu diesem Anlass kein Stück aus der Schublade! Es muss ein neues maßgeschneidertes Stück für das Sommergartenfest her! Also meldeten wir: Wir kommen mit der großen Puppenbühne und spielen „Raz wird Gärtner“. Nun ist so etwas schnell gesagt aber geschrieben ist das Stück dann noch lange nicht. Beste Herangehensweise: Raz auf die Hand und rumalbern, sich in den Charakter hineinspielen. Daraus ergibt sich dann wundersamerweise eine Geschichte... Hinzu kommt Vermiculus, der Bücherwurm, der alles missversteht und ordentlich durcheinander bringt. Dann Auftritt Sophia, die Belesene, Kluge, die nichts aufregen kann und die oft mit merkwürdigen Daten, Fakten und Halbwissen auftrumpft. Sie sind wieder da! Ich freue mich über diese Gesellschaft und bemerke erst jetzt, wie sehr ich sie vermisst habe. Ich staune über den ganz leisen, feinsinnigen Humor, der neu an Sophia ist - vielleicht ist das eine Übertragung aus dem Jeansstoff, der teilweise auch von einer zerschlissen Jacke von Wolfgang herstammt. Die Legende der 3 Bücherregalbewohner spinnt sich, webt sich, strickt sich weiter ~

Yana Arlt

„[...] Wenn sie als Puppenspielerin den Handpuppen Leben einhaucht, dann gibt das Kindliche in ihr die Regieanweisung. Dann ist die Künstlerin Yana Arlt verwandelt. Sie lebt dann in der Welt der Figuren. Ich habe das große Glück, dies selbst als Gegenspieler bei öffentlichen Auftritten zu erleben. Immer wieder erwische ich mich dabei, dass ich glaube, die Puppen, mit denen ich rede, leben. Yana Arlt ist mit großer Leidenschaft daran interessiert, künstlerische Prozesse voranzutreiben. Sie ist dabei gar nicht engherzig. Sie will, dass viele Mitmenschen Zugang zu den schöngeistigen Künsten finden. [...]“ Wolfgang Wache

Textquelle: yana-arlt


„Die eigentliche Kraft der Puppe besteht darin, dass sie kein Mensch ist, aber den Menschen umso besser darstellen kann.“ An dieses Zitat ihrer einstigen Professorin kann sich Melanie Sowa noch gut erinnern und findet es bis heute treffend. Die 40-Jährige kam zum Studium der Puppenspielkunst nach Prenzlauer Berg und ist geblieben. Ihre Faszination am Puppenspiel? „Die Symbiose aus darstellender und bildender Kunst“, so ihre Antwort. Puppenspieler sind Darsteller, nicht nur mittels ihrer Puppen, sondern – im Falle der offenen Spielweise – auch mit ihrer eigenen Präsenz auf der Bühne. Gleichzeitig sind die Puppen an sich ein Kunstwerk; bleibender als beim flüchtigen Spiel des menschlichen Darstellers.

Textquelle: prenzlauerberg-nachrichten