Zu Erstellung unseres wöchentlichen
Instagramposts und in Vorbereitung von Lesungen und
Buchveröffentlichungen tauche ich ab und zu in die prallen Dateien
und knöchelhohen Papierstapel alter Texte ein. Was da nicht alles zu
finden ist! Neulich hielt ich die Anthologie „Ich schreibe!“ von
2008/2009 in der Hand und entdeckte einen Text von Alexander Kiensch
wieder, den er während einer Wochenendwerkstatt am Senftenberger See
schrieb. Er verglich das Glitzern auf der Wasseroberfläche mit dem
Blitzlichtgewitter der Boulevardpresse, die für einen jungen, sehr
erfolgreichen Musiker zur Belastungsprobe wird. Es ist kaum zu
glauben, dass ich diese Geschichte, an die ich immer wieder einmal
dachte, wenn ich an einem See stand, dessen unruhige Wasseroberfläche
das Sonnenlicht reflektiert, endlich in den Händen hielt Wir haben
diesen Text veröffentlicht! Jetzt kann ich ihn jederzeit
wiederfinden und nachlesen. Es gibt in dieser Ausgabe der
Anthologiereihe mit Beiträgen aus den Kinder- und
Jugendschreibwettbewerben noch zwei weitere Texte, die all die Jahre
meine ständigen Begleiter sind. Vielleicht haben die
Nachwuchstalente selbst diese Zeilen längst vergessen. Wir bewahren
sie in den Büchern auf. so geht es mir auch mit einigen Erlebnissen
die wir auf der Leipziger Buchmesse hatten. Jedes Jahr, wenn ich das
Logo der bedeutenen Buchmesse sehe, denke ich an die Aufregung vor
der Fahrt nach Leipzig! BÜCHER! AUTORINNEN! BÜCHER! Stickige Luft.
Schmerzende Füße. Durst. Kopfschmerzen. Hunger. BÜCHER! Lesungen.
Auch die, die wir zur Standbetreuung selbst organisierten. Die jungen
AutorInnen und ihre Eltern, Freunde, Familien waren sicher genauso
aufgeregt wie wir. Wir haben wunderbare Lesungen und Podiumsgespräche
auf der Leipziger Buchmesse durchgeführt, haben stundenlange
Gespräche an unserem Stand geführt und große Träume gesponnen.
Was ist davon geblieben? Was ist aus diesem jungen Musiker und jener
Nachwuchsautorin, aus dieser Comiczeichengruppe und jener
Illustratorin geworden? Wo liegen die unzähligen Kontaktdaten und
Manuskripte, die Buchideen und Skizzen? Was ist geblieben?
Ja, wir
kennen die glitzernde Fassade der Leipziger Buchmesse aber auch ein
paar Mechanismen hinter den Kulissen. Wie zeitgemäß sind solche
großen Events noch? Das ist eine Frage, die derzeit wieder
diskutiert wird. Aber vielleicht geht es neben dem Starrummel, der
Selbstdarstellung, den Preisverleihungen, Überlebenskämpfen und den
Aftershowparties auch trotzdem immer noch um Bücher ~ um alte und
neue Texte.
Yana Arlt
Alexander
Kiensch
Pause
Frische
Luft füllt seine Lungen bis in die letzten Winkel. In der Ferne
tanzen glitzernde Punkte auf dem Wasser unter dem Schweigen der
Sonne. Sie erinnert ihn an das alltägliche Blitzlichtgewitter der
Fotografen, sie sind nur tausendfach schöner.
[…] In den
letzten Monaten hatte er sich weiter von seinem Ziel entfernt ls je
zuvor. Seine Mutter, seine Frau, seine Fans. Tot, verschwunden,
unbarmherzig. Von diesem Auftritt, den er nun nie machen wird, hat er
sich alles erhofft.
Textquelle: Antholgie "Ich schreibe!" - Literaturwettbewerb 2008/2009
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