Ein Foto, daneben ein Text: 8 Zeilen,
32 Worte – Ein Instagrampost
„Provence, ein Reisebericht“
Die magischen Orte zwischen Mittelmeer und Alpen werden in Text und
Bild zu Metaphern der Liebe. Bild 4 von 12
ist die Bezeichnung des
Poeten Johann Seidel.
Es ist gar nicht dieses Foto, es ist nicht
dieser Text, es ist nur dieses eine Wort „Provence“. Es rührt
mich an. Etwas in mir erinnert sich. Etwas in mir überrollt mich mit
Gerüchen, Klängen, Gespür, Geschmack... Da steht dieses Foto auf
meinem Schreibtisch zu hause. Wie lang ist das her? Im Regal der
Steingutbecher aus dem kleinen Antiquariat in der Gasse. Ich habe nie
daraus getrunken, habe ihn nur heil aus der Provence in die Lausitz
gebracht. Wo sind die Fotos geblieben, die Negative? Ein postergroßer
Abzug hängt hinter Glas. Ich war wirklich dort! Ich war wirklich
dort? Erinnerungen verändern sich. Erinnerungen sind nicht die
Wirklichkeit. Wer kann mir sagen, was tatsächlich geschehen war und
was meine Erdichtung ist? Worte können Sehnsüchte wecken, können
Narben schmerzen lassen, können ein Licht anzünden, können
erzittern lassen ~ Man muss den, der das Wort schreibt, der es
ausspricht, nicht kennen. Er weiß nichts von der Wirkung, die das
von ihm materialisierte Wort hat. „Provence“ ist für mich so ein
Wort. „Maiglöckchen“ ist so ein Wort und „Apfelstrudel“...
Welche Worte – Namen, Substantive, Verben, Adjektive ~ haben
für dich eine tiefere Bedeutung, sind nicht nur eine Bezeichnung?
Yana Arlt
Du lädst mich
ein
in einem Augenblick
hebst deine Wimpern und Lider
als
öffnet ein Fenster
es geht eine Tür:
Ja, ich will!
Du
bist mein Haus
ich will dir Heimat sein
Johann Seidel
Textquelle:
https://www.instagram.com/p/CqKytV5NPh3/ (dort auch das Foto "Fenster in Quinson")
Brieske-Marga
Lavendel und weiße Rosen
säumen den Weg zu einer Sitzbank