Montag, 6. März 2023

Inspirieren lassen ~ "literarische" Apfelkuchen

 

Kennst du eins? Ein Rezept für Apfelkuchen? Möglicherweise sogar DAS Rezept für Apfelkuchen? Ein Apfelkuchenrezept, das Geschichten erzählt, das untrennbar mit besonderen Momenten deines Lebens verbunden ist? Am Morgen des 2. März 2023 las ich den Text im Fastenwegweiser, der wie so viele Texte in diesem Heft und in dem Kalender der „Andere Advent“ ganz besondere Sichtweisen und Denkanstöße geben. Es ging also um das Backen eines Apfelkuchens – von einer Person, die keine Ahnung hat, wie man einen Apfelkuchen bäckt und die dann aufs Vortrefflichste von einer freundlichen Verkäuferin beraten wurde. Ich nahm die Geschichte in mich auf und bekam Appetit auf Apfelkuchen. Selbstgebackenen. Keinen aus der Tiefkühltruhe, keinen aus einer Filiale einer Bäckerei-Kette, nicht einmal einen von der Bäckerei Richter auf dem Jüttendorfer Anger. Nein, ein selbstgebackener! Irgendwie lag an diesem Donnerstag Apfelkuchen in der Luft, denn als ich die Lesezeit auf mdr Kultur „Bittere Wasser“, ein Roman von Tina Pruschmann, gelesen von Inka Löwendorf, hörte, ging es genau in dieser Folge um einen Apfelkuchen. Die weibliche Hauptfigur kam nach vielen Jahren, die sie im Ausland lebte, zurück in das Haus, das einst ihre Großmutter bewohnte. Natürlich gehörte zum Haus auch ein Garten und natürlich gehört in einen Garten auch ein Apfelbaum. Genau mit diesen Früchten buk die Großmutter allherbstlich einen ostpreußischen Apfelkuchen. Nun stand die junge Frau mit dem Apfelpflücker unter den beladenen Zweigen... ihr Vater erklärte, dass dazu ein Hefeteig gebraucht wird, zwischen Boden und Deckel befindet sich eine Mischung aus Äpfeln, Schmand, Rosinen, Semmelbrösel etc. So ein Rezept hatte ich noch nie vorher gehört oder gelesen. Ich kenne Biskuitteig mit Apfelstücken, die dann beim Backen in den luftigen Teig einsinken. Ich kenne Rührteig mit Backpulver, auf den dann Apfelstücken und Butterstreusel verteilt werden. Ich kenne Applepie mit Mürbeteig – die Apfelstücken zwischen Boden und Deckel werden so gegart, dass die Masse am Ende eine musähnliche Konsistenz hat. Ich kenne Apfelstrudel – selbstverständlich mit originalem Strudelteig, der hauchdünn auf einem Geschirrtuch ausgerollt wird und dann gibt es zum heißen Apfelstrudel Vanilleeis! Ich kenne Apfeltarte mit hauchdünnem Boden! Ich kenne Flammkuchen mit Apfelscheibchen und Calvados flambiert. Aber einen Apfelkuchen mit Hefeteig, in dessen Füllung Schmand eingearbeitet wird? Da war er wieder: der Appetit auf selbstgebackenen Apfelkuchen. Und die Lust auf Kuchenduft in der Küche! Ich kaufte also Hefe, Eier, Äpfel, Schmand und startete mein Apfelkuchenexperiment nach Romanvorgabe.
Zwei literarische Texte vermochten es, dass ich am Freitagnachmittag in der Küche stehe und einen Apfelkuchen backe. Um auch andere an dieser Freude teilhaben zu lassen, verteilte ich drei Viertel des Kuchens – ein Stück ging an diesen, eins an jenen … bisher hat sich noch keiner der ungefragten Empfänger beschwert :-)

Übrigens feiern die US-Amerikaner am 13. Mai den „Nationale Apple Pie Day“, den Tag des Apfelkuchens!



Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen."

Martin Luther zugeschrieben

"Sollen wir uns das letzte Stück Apfelkuchen teilen?"
"Nein danke, das schaffe ich alleine."