Kennst
du eins? Ein Rezept für Apfelkuchen? Möglicherweise sogar DAS
Rezept für Apfelkuchen? Ein Apfelkuchenrezept, das Geschichten
erzählt, das untrennbar mit besonderen Momenten deines Lebens
verbunden ist? Am Morgen des 2. März 2023 las ich den Text im
Fastenwegweiser, der wie so viele Texte in diesem Heft und in dem
Kalender der „Andere Advent“ ganz besondere Sichtweisen und
Denkanstöße geben. Es ging also um das Backen eines Apfelkuchens –
von einer Person, die keine Ahnung hat, wie man einen Apfelkuchen
bäckt und die dann aufs Vortrefflichste von einer freundlichen
Verkäuferin beraten wurde. Ich nahm die Geschichte in mich auf und
bekam Appetit auf Apfelkuchen. Selbstgebackenen. Keinen aus der
Tiefkühltruhe, keinen aus einer Filiale einer Bäckerei-Kette, nicht
einmal einen von der Bäckerei Richter auf dem Jüttendorfer Anger.
Nein, ein selbstgebackener! Irgendwie lag an diesem Donnerstag
Apfelkuchen in der Luft, denn als ich die Lesezeit auf mdr
Kultur „Bittere Wasser“, ein Roman von Tina Pruschmann, gelesen
von Inka Löwendorf, hörte, ging es genau in dieser Folge um einen
Apfelkuchen. Die weibliche Hauptfigur kam nach vielen Jahren, die sie
im Ausland lebte, zurück in das Haus, das einst ihre Großmutter
bewohnte. Natürlich gehörte zum Haus auch ein Garten und natürlich
gehört in einen Garten auch ein Apfelbaum. Genau mit diesen Früchten
buk die Großmutter allherbstlich einen ostpreußischen Apfelkuchen.
Nun stand die junge Frau mit dem Apfelpflücker unter den beladenen
Zweigen... ihr Vater erklärte, dass dazu ein Hefeteig gebraucht
wird, zwischen Boden und Deckel befindet sich eine Mischung aus
Äpfeln, Schmand, Rosinen, Semmelbrösel etc. So ein Rezept hatte ich
noch nie vorher gehört oder gelesen. Ich kenne Biskuitteig mit
Apfelstücken, die dann beim Backen in den luftigen Teig einsinken.
Ich kenne Rührteig mit Backpulver, auf den dann Apfelstücken und
Butterstreusel verteilt werden. Ich kenne Applepie mit Mürbeteig –
die Apfelstücken zwischen Boden und Deckel werden so gegart, dass
die Masse am Ende eine musähnliche Konsistenz hat. Ich kenne
Apfelstrudel – selbstverständlich mit originalem Strudelteig, der
hauchdünn auf einem Geschirrtuch ausgerollt wird und dann gibt es
zum heißen Apfelstrudel Vanilleeis! Ich kenne Apfeltarte mit
hauchdünnem Boden! Ich kenne Flammkuchen mit Apfelscheibchen und
Calvados flambiert. Aber einen Apfelkuchen mit Hefeteig, in dessen
Füllung Schmand eingearbeitet wird? Da war er wieder: der Appetit
auf selbstgebackenen Apfelkuchen. Und die Lust auf Kuchenduft in der
Küche! Ich kaufte also Hefe, Eier, Äpfel, Schmand und startete mein
Apfelkuchenexperiment nach Romanvorgabe.
Zwei literarische Texte
vermochten es, dass ich am Freitagnachmittag in der Küche stehe und
einen Apfelkuchen backe. Um auch andere an dieser Freude teilhaben zu
lassen, verteilte ich drei Viertel des Kuchens – ein Stück ging an
diesen, eins an jenen … bisher hat sich noch keiner der ungefragten
Empfänger beschwert :-)
Übrigens feiern die US-Amerikaner am
13. Mai den „Nationale Apple Pie Day“, den Tag des
Apfelkuchens!
„Wenn
ich wüsste,
dass morgen
die Welt unterginge,
würde
ich heute noch
ein Apfelbäumchen
pflanzen."
Martin Luther zugeschrieben
"Sollen wir uns das letzte Stück Apfelkuchen teilen?"
"Nein danke, das schaffe ich alleine."