Das Feuer knistert, die Suppe dampft,
die Kerzenflammen flackern, die Ringelblumen duften … 31. Oktober!
Wir rücken die Gartenstühle näher an die Feuerschale, der Schein
der Flammen auf den Gesichtern schafft einen eigenen Raum, lässt uns
das Gefühl haben, unsere Rücken sind wie ein Burgwall. Wir reden,
scherzen, lachen, trommeln auf der Djembe, dann kommt doch hier und
da eine Erinnerung hoch auf die Zunge und über die Lippen, der Blick
verliert sich im Flammentanz … der verstorbene Vater, die
zerbrochene Ehe, Trennungen, Enttäuschungen, Verluste … Die kurzen
Tage in der Mitte des Herbstes mahnen uns an Vergänglichkeit, da
können auch die sommerlichen Temperaturen nicht hinwegtäuschen.
Schon kriecht die Nachtkühle und -feuchtigkeit durch den
Jackenstoff. Wie wird der Winter werden? Werden wir uns im nächsten
Jahr in dieser Runde wiedersehen? Auf der Tequilaflasche glitzert der
farbenfrohe Totenkopf. Vergänglichkeit. Auch ich. Auch du. Auch der
halbe Mond über dem Dach, im Dunst dahin gleitend. Auch dieser Abend.
Auch diese Nacht. Manches liegt in unserer Macht – sich an diesem
Feuer zu wärmen und an den Gesprächen, die Suppe zu genießen, das
pan de muerto … sich von all den Dingen und Menschen einladen zu
lassen, die unsere Freude am Leben stärken.
Heute bin ich auf Instagram auf „33
Fragen zum Kennenlernen“ von @tellyventure gestoßen – die hätte
ich in der gestrigen Runde zur Hand haben sollen. Aber für gute
Fragen ist es ja nie zu spät. Hier einmal 10 ausgewählte:
Wie
würdest du dich einem Fremden in drei Worten beschreiben?
Was
magst du an dem Ort, wo du lebst?
Was ist deine persönliche
Definition von Glück?
Was würdest du gern einmal ausprobieren,
aber hast dich bisher nicht getraut?
Auf welche drei Dinge bist du
stolz?
Was magst du an deinen Freunden?
Was macht für dich
eine gute Beziehung aus?
Wonach sehnst du dich?
Was wäre ein
perfekter Tag für dich?
Wann hast du zuletzt etwas zum 1. Mal
gemacht?
Eines meiner Lieblingsgedichte ist „Was
schlimm ist“ von Gottfried Benn. Fast scheinen diese Verse
Antworten auf einige der „33 Fragen zum Kennenlernen“ zu
sein:
Wenn man kein Englisch kann,
von
einem guten englischen Kriminalroman zu hören,
der nicht ins
Deutsche übersetzt ist.
Bei Hitze ein Bier sehn,
das man
nicht bezahlen kann.
Einen neuen Gedanken haben,
den man
nicht in einen Hölderlinvers einwickeln kann,
wie es die
Professoren tun.
Nachts auf Reisen Wellen schlagen hören
und
sich sagen, daß sie das immer tun.
Sehr schlimm: eingeladen
sein,
wenn zu Hause die Räume stiller,
der Café besser
und
keine Unterhaltung nötig ist.
Am schlimmsten:
nicht im
Sommer sterben,
wenn alles hell ist
und die Erde für Spaten
leicht.
Textquelle: deutschelyrik
Yana Arlt