Dienstag, 22. März 2022

Renate Hensel begeisterte für die Bilder von Gudrun Bröchler-Neumann

Angekündigt war eine Führung durch die Ausstellung "Still-Leben" im Gebäude der WAL am Senftenberger Stadthafen mit Renate Hensel. Aber was dann am späten Nachmittag in den Fluren und im Konferenzraum der WAL stattfand, war alles andere als ein herkömmlicher Rundgang mit Erläuterungen zu den Werken. Renate Hensel, früher als Kunstlehrerin an den Schulen in Senftenberg tätig, ist Kunstliebhaberin durch und durch. Sie kann es nicht lassen, Menschen für die bildende Kunst zu begeistern, sie auf Besonderheiten dieser und jener KünstlerIn, dieses und jenes Kunstwerks hinzuweisen - das aber ganz und gar nicht "lehrerhaft" sondern im Gespräch, in der Wiedergabe kleiner Anekdoten, in der fast kriminalistischen Spurensuche von Bedeutungen und Zusammenspiel von Formen und Farben, der Verfolgung von Blickführungen auf den Gemälden. Mir wären die "Kleckse" am unteren Bildrand in der Mitte gar nicht aufgefallen, Renate Hensel erkennt darin ein Insekt, das eine wichtige Dirigentenfunktion übernimmt. Ja, der Käfer dirigiert unseren Blickverlauf, er ist unverzichtbar für die Gesamtwirkung des Bildes. Oha! Ich staune! Das Bild mit dem Brot entfacht ein Gespräch über das Fehlen von Brot, wie es einige der Besucher noch in ihren ersten Lebensjahren, in den letzten Kriegsjahren erlebten - und Krieg gibt es wieder in Europa. Die jüngste Besucherin, eine 14-jährige Gymnasiastin, erwählt das Bild einer alten Bauersfrau in sorbischer Arbeitskleidung zu ihrem Lieblingsbild, Gefallen finden einige Betrachter an dem Frühlingsblumenstrauß und für das Mädchen im grünen Kleid stand einst die Tochter von Gudrun Bröchler-Neumann Model. Sie erinnert sich noch an diesen Tag, erzählt sie. Jana Zadow-Dorr war mit Bandkollegen gekommen, um die Ausstellung abzubauen und die Bilder wieder mitzunehmen und so ergab es sich, dass an diesem Donnerstagnachmittag die Besucher auch noch ein kleines Konzert der Sternheim Band zu hören bekamen. Zu meiner persönlichen Freude, hatten die drei Musiker auch die Vertonung eines Renate-Hensel-Textes mit dabei... Wie bereits oben geschrieben, es war alles andere als eine ganz normale Führung.

JanA